Mit Bundestreue bezeichnet man in Judentum und Christentum sowohl die Treue Gottes zum Bund mit Israel als auch die Treue der Menschen zu jenem Bund. Letztere zeigt sich dadurch, dass die Gesetze und Weisungen des Bundes eingehalten werden, wie sie in der Tora notiert sind.

Altes Testament

Bearbeiten

Im Alten Testament, genauer: im zweiten Buch Mose, dem Buch Exodus, schließt der Gott JHWH mit seinem Volk Israel einen Bund (ברית; bərît; berit).[1] Mit diesem Bundesschluss wird die ganz besondere Beziehung zwischen JHWH und Israel manifestiert und beschrieben. Das Wort bezeichnet ein „intensives Treueverhältnis, betont den Aspekt der Vertrauenssicherheit der Zusagen Gottes und verstärkt den Charakter einer besonderen Garantie“[2]. Außerdem wird durch diesen Bundesschluss ein Vertrag eingegangen. Diesem Vertrag, also dem Bund gegenüber können sowohl JHWH als auch das Volk ihre Treue (אֱמוּנָה; ’ämûnāh; emuna; die hebräische Wurzel אָמֵן findet sich auch in dem liturgischen Ausruf „Amen!“) zeigen, indem letztgenannte Gruppe sich gemäß der Weisungen und Gebote verhält und erstgenannter Gott die von ihm abgegebenen Versprechen einhält. (Im Buch Ijob verhält die namensgebende Figur sich bundestreu, wird jedoch von JHWH nicht belohnt, sondern bestraft. Am Ende des Buches jedoch erhält Ijob das doppelte seines Besitzes, da JHWH den eigenen Bruch der Bundestreue einsieht.)

Neues Testament

Bearbeiten

Auch im Neuen Testament spielt jene Treue eine Rolle. Bereits in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, wurde אֱמוּנָה (emuna) in den meisten Fällen mit Formen der Wurzel πιστ- (pist-) wiedergegeben[3]; dies setzt sich im Neuen Testament fort. Die griechischen Wörter pistos (treu), pistis (Treue) und pisteuein (treu sein) werden jedoch in den meisten Übersetzungen eher mit glaubend, Glaube, glauben übersetzt. Eine der wenigen Ausnahmen ist die Bibel in gerechter Sprache (vgl. dort u. a. die Übersetzung von Brigitte Kahl zum Galaterbrief).

Heutige Relevanz des Wortes

Bearbeiten

Da der Begriff des Bundes in der Theologie mehr und mehr an Bedeutung verloren hat (dies zeigt u. a. der sinkende Umfang der Artikel zum Stichwort in den gängigen Fachlexika), werden auch zur Bundestreue heute nur noch wenige Überlegungen angestellt. Anders als noch vor einigen Jahrzehnten hat der Begriff in der Theologie heute nur noch eine nachrangige Bedeutung.

Literatur

Bearbeiten
  • Giorgio Agamben: Die Zeit, die bleibt. Ein Kommentar zum Römerbrief. Referenzstellen aus paulinischen Texten (= Edition Suhrkamp. 2453). Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2006, ISBN 3-518-12453-6.
  • Alfons Pluta: Gottes Bundestreue. Ein Schlüsselbegriff in Röm 3,25 a. Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 1969.
  • Scott Hahn: Gottes Bundestreue: Ein Vater, der seine Versprechen hält. Stein am Rhein: Christiana-Verlag 2004, ISBN 3-7171-1098-5
  • Karl-Wilhelm Niebuhr: Tora ohne Tempel. Paulus und der Jakobusbrief im Zusammenhang frühjüdischer Torarezeption für die Diaspora, in: Beate Ego u. a. (Hrsg.): Gemeinde ohne Tempel. Zur Substituierung und Transformation des Jerusalemer Tempels und seines Kults im Alten Testament, antiken Judentum und frühen Christentum (= WUNT. 118). Tübingen: Mohr Siebeck 1999, ISBN 3-16-147050-8, S. 427–460

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Udo Rüterswörden: Bund (AT). In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart Januar 2006
  2. Werner Urbanz: Treue (AT), Abschnitt 3.3. Treue Gottes und der Bund. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart August 2012, abgerufen am 2. Oktober 2023.
  3. Werner Urbanz: Treue (AT), Abschnitt 2.2. Septuaginta. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart August 2012, abgerufen am 2. Oktober 2023.