Burg Delmenhorst

nicht erhaltene Burg in Niedersachsen, Deutschland

Die Burg Delmenhorst, auch Schloss Delmenhorst genannt, ist eine abgegangene Wasserburg auf der „Burginsel“ am Südrand des Zentrums der Stadt Delmenhorst im Oldenburger Land in Niedersachsen in der Delmeaue. Die Burg war fast 500 Jahre der Mittelpunkt von Stadt und Grafschaft Delmenhorst.

Burg Delmenhorst
Relief der Burg Delmenhorst auf der Burginsel nach einem Kupferstich von Merian, 1647

Relief der Burg Delmenhorst auf der Burginsel nach einem Kupferstich von Merian, 1647

Alternativname(n) Schloss Delmenhorst
Staat Deutschland
Ort Delmenhorst
Entstehungszeit 1247
Burgentyp Niederungsburg, Ortslage
Erhaltungszustand Burgstall, geringe Mauerreste
Ständische Stellung Grafen
Geographische Lage 53° 3′ N, 8° 38′ OKoordinaten: 53° 2′ 44,2″ N, 8° 37′ 37,6″ O
Burg Delmenhorst (Niedersachsen)
Burg Delmenhorst (Niedersachsen)

Geschichte

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Nach Beendigung der Stedingerkriege 1234 gründeten die Oldenburger Grafen in der sumpfigen Delmeniederung beginnend mit einem kleinen Hof „De Horst“ eine von zwei Gräften umgebene Wasserburg zur Sicherung ihres eroberten Stedinger Gebietes. Am 27. Juli 1259 wurde die Burg erstmals ... in castro nostro Delmenhorst urkundlich bei der Besiegelung eines Landverkaufs durch Graf Johann I. von Oldenburg erwähnt.

Von 1281 bis 1436 war die Herrschaft auf Delmenhorst bei der älteren Linie der Grafen von Delmenhorst und fiel dann an die Grafschaft Oldenburg zurück. Nach einem Brand im Jahr 1424 ist die Burg ausgebaut worden. Von 1440 bis 1482 diente Delmenhorst dem Grafen Gerd dem Mutigen als Basis für seine Raubzüge. Die Burg wurde deshalb 1462 und 1471 zweimal erfolglos belagert, bevor die Einnahme 1482 gelang. Erst 1547 konnte Graf Anton I. von Oldenburg Herrschaft und Grafschaft zurückerobern.

In den 1520er Jahren wurde die Burg durch Anlage einer achteckigen Umwallung mit Rondellen und Basteien zur Festung ausgebaut. Ein damals hinzugefügter dritter Ringgraben ist mittlerweile wieder zugeschüttet worden. Ein 1647 geplanter weiterer Ausbau der Befestigung wurde nur noch in Ansätzen ausgeführt.

Im 16. Jahrhundert wurde die Burg zu einem repräsentativen und bedeutenden Renaissance-Schloss mit Lustgarten ausgebaut. 1667 wurden die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst dänisch. Im 17. Jahrhundert begann das Schloss zu verfallen.

Ab 1711, nachdem die Grafschaft an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg verpfändet worden war, wurde das Schloss auf Abbruch verkauft und 1787 wurde der Rest des Schlossturms „Blauer Turm“, späteres Wappensymbol der Stadt Delmenhorst, abgerissen und die Steine für den Bau der neuen Stadtkirche verwendet.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf dem leeren Burgstall das Peter-Elisabeth-Krankenhaus errichtet, es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zur gewerblichen Berufsschule umfunktioniert und 1972 abgerissen.

Beschreibung

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Grundriss der Burg Delmenhorst
 
Ehemaliges Gräfliches Gartenhaus am Eingang der Burginsel

Der Burgplatz ist heute als rundliches Areal mit einem Durchmesser von maximal 160 m zu erkennen.

Die Gestalt der ursprünglichen Niederungsburg ist unbekannt. Die 1434 erweiterte Burganlage war von einem fünfeckigen Wassergraben umgeben. In der frühen Neuzeit betrat man die Anlage über eine Brücke von Norden durch die Bastion und den Palas. Auf linker Seite stand der sog. Blaue Turm mit 11,75 m Durchmesser und 4 m Mauerstärke, rechts der Kapellenflügel. Im stumpfen Winkel folgte das Zeughaus, hinter dem die Reste eines weiteren Rundturmes standen. Zwischen dem Zeughaus und dem Roten Turm mit knapp 13 m im Quadrat und ca. 2,8 m Mauerstärke befand sich das Kommissarienhaus.

Das frühere Burggelände wurde 1906 zu einer Parkanlage umgestaltet, die von den ehemaligen Burggräben der Innengraft und Außengraft durchzogen wird. 1979 wurde das ehemalige Gräfliches Gartenhaus, das Anton I. von Oldenburg und Delmenhorst 1564 auf dem Gut Weyhausen an der Ochtum errichten und 1723 im Barockstil umgestalten ließ, am Eingang der Burginsel neu aufgebaut. Heute finden hier Veranstaltungen, Ausstellungen und Trauungen statt.

Die Burgreste liegen in vier Meter Tiefe als Bodendenkmal, Spolien davon können im Stadtmuseum Delmenhorst besichtigt werden. Wenige Grundmauerreste und Bodenmarkierungen auf der Burginsel zeigen den Grundriss des Wasserschlosses.

Literatur

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  • Frank Both: Delmenhorst. In: Oldenburgisches Ortslexikon. Archäologie, Geografie und Geschichte des Oldenburger Landes. Band 1. Oldenburg 2010, S. 216–218.
  • Edgar Grundig: Geschichte der Stadt Delmenhorst bis 1848. Die politische Entwicklung und die Geschichte der Burg (= Delmenhorster Schriften. Band 9). Delmenhorst 1979.
  • Hans-Wilhelm Heine: Delmenhorst, ehemalige Burg und Schloss. In: Frank Both (Hrsg.): Archäologische Denkmäler zwischen Weser und Ems (= Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Beiheft 34). Oldenburg 2000, S. 234–238.
  • Hans-Wilhelm Heine: Burg und Schloß Delmenhorst. In: Stadt und Landkreis Oldenburg (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Band 31). Theiss, Stuttgart 1995, S. 148–152.
  • Gerd Kaldewei: Das Schloss Delmenhorst. Ein bedeutendes Bauwerk der Weserrenaissance. In: Delmenhorster Heimatjahrbuch 2009, S. 75–92.
  • Bernd Müller: Die Burg Delmenhorst 1259–1712 – zur Baugeschichte im Kontext der Weserrenaissance. In: Delmenhorster Heimatjahrbuch 1996, S. 40–61.
  • Günter Müller: 293 Burgen und Schlösser im Raum Oldenburg-Ostfriesland. Oldenburg 1977, S. 25–31.
  • Karl Sichart: Die Burg Delmenhorst. In: Delmenhorster Heimatjahrbuch 1930, S. 14–37.
  • Karl Sichart, Die Herrschaft Delmenhorst im Wandel der Zeiten. Politisch betrachtet nach archivalischen Quellen. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte. Band 13 1936, S. 1–59.
  • Gerhard Kaldewei: "…und das ist immer Delmenhorst". Geschichte einer nordwestdeutschen Stadt. Band 1: Von der Burg Delmenhorst bis zur Dänischen Herrschaft. Oldenburg 2012.
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