Burg Elmendorf

ehemalige Turmhügelburg am Nordufer des Zwischenahner Meeres

Die Burg Elmendorf, auch Elmendorfer Burg oder Drei-Hügel-Motte genannt, ist eine abgegangene Turmhügelburg (Motte) im Naturschutzgebiet Dreibergen am Nordufer des Zwischenahner Meeres bei Elmendorf, einem Ortsteil von Bad Zwischenahn im Landkreis Ammerland in Niedersachsen.

Burg Elmendorf
Rekonstruktion der Burganlage

Rekonstruktion der Burganlage

Alternativname(n) Elmendorfer Burg, Drei-Hügel-Motte
Staat Deutschland
Ort Bad Zwischenahn-Dreibergen
Entstehungszeit vermutlich 9. Jahrhundert
Burgentyp Niederungsburg, Motte
Erhaltungszustand Burgstall, drei Burghügel, Wall- und Grabenreste
Ständische Stellung Grafen
Geographische Lage 53° 13′ N, 8° 1′ OKoordinaten: 53° 12′ 49,3″ N, 8° 1′ 17,2″ O
Burg Elmendorf (Niedersachsen)
Burg Elmendorf (Niedersachsen)

Geschichte

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Die Burganlage, die vermutlich schon im 9. Jahrhundert gegründet wurde, war im 12. Jahrhundert nach Zerstörung und Wiederaufbau[1] im Besitz des 1091 erstmals erwähnten Graf Egilmar I., einem Ahnherren des Hauses Oldenburg. Um 1130/40 gab Graf Egilmar II. seine Tochter dem Edelmann Friedrich von Anvorde in Elmendorf zur Frau, der nach der Überlieferung auf einem Kreuzzug verschollen ging. Im Jahr 1134 wird die Burg Elmendorf als Wohnsitz des Friedrich von Anforde erstmals ausdrücklich erwähnt.

Als Ministerialen saßen später die Herren von Elmendorff auf der Burg, ein Diederich von Elmendorpe wird 1287 als Zeuge in einer Urkunde des Klosters Rastede erwähnt. 1331 gehen Burg und der dazugehörige Meierhof im Tausch gegen Besitzungen an der Hase in den Besitz der Oldenburger Grafen über.

Entgegen der früheren Annahme, dass es sich bei den drei Hügeln um Grabhügel früher Hügelgräber handelt[2], ergaben Ausgrabungen des Archäologen Dieter Zoller in den Jahren 1966 bis 1968, dass es sich um eine Mottenanlage handelt. Im Bereich der späteren Vorburg entstand im 9. Jahrhundert ein mit einer Palisade befestigter Hof aus mehreren kleinen Gebäuden. Das Fundmaterial hebt die Ansiedlung durch das Vorhandensein von Zeugnissen spezialisierten Handwerks aus dem üblichen bäuerlichen Milieu heraus. Am Ende des 10. Jahrhunderts wurde der Hof zerstört. Um 1000 entstand ein neuer Hof. Im 11. Jahrhundert errichtete man neben dem Gehöft eine kaum erhöhte erste Motte mit umgebenden Graben, die um 1100 abbrannte. Schließlich stellte man in der Mitte des 12. Jahrhunderts die beiden hohen Burghügel fertig, der kleine Hügel diente als Vorburg. Die von einem Grabensystem umgebene Anlage nimmt eine Fläche von etwa 1,2 ha ein.

Der erste westliche Hügel der Drei-Hügel-Motte hat einen Durchmesser von etwa 50–55 Meter und ist sieben Meter hoch. Der zweite östliche Hügel hat einen Durchmesser von etwa 35–45 Meter und ist fünf Meter hoch. Die Plateaus auf den Hügeln sind heute ca. 22 × 25 m bzw. 12 × 20 m groß. Die Hügel wurden aus einer komplizierten Holz-Erde-Konstruktion errichtet. Auf dem westlichen Hügel stand ein zwölfeckiger Holzturm von 12 m Durchmesser. Im 2. Viertel des 13. Jhs. wurde hier ein Fachwerkhaus mit Herdstelle errichtet. Den Rand des Hügelplateaus umgab eine Palisade. Auf dem zweiten Hügel stand ein vergleichbarer Turm, allerdings war durch den Einbau eines Luftschutzbunkers 1943 stark gestört.

Zwischen den Burghügeln und dem Zwischenahner Meer befand sich die 1134 von Erzbischof Siwar geweihte BurgkapelleSt. Bartholomäus“.[1]

Literatur

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  • Hans-Wilhelm Heine, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Ehemalige Burg Elmendorf (Dreibergen) am Zwischenahner Meer. 2010.
  • Frank Both, H. Düselder, Elmendorf. in: Oldenburgisches Ortslexikon. Archäologie, Geografie und Geschichte des Oldenburger Landes. Oldenburg 2010, S. 281–283.
  • Hans-Wilhelm Heine: Ehemalige Burg Elmendorf (Dreibergen) am Zwischenahner Meer. In: Frank Both (Bearb.): Archäologische Denkmäler zwischen Weser und Ems (= Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Beiheft 34). Isensee, Oldenburg 2000, S. 185–190.
  • Martin Last: Adel und Graf in Oldenburg während des Mittelalters (Oldenburger Studien. Band 1). Holzberg, Oldenburg 1969, S. 93 f.
  • Günter Müller: 293 Burgen und Schlösser im Raum Oldenburg-Ostfriesland. Kayser, Oldenburg 1977, S. 36 f.
  • Dieter Zoller: Burg Elmendorf, eine Dreihügelmotte im Landkreis Ammerland. In: Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen. Band 4, 1969, S. 372–390.
  • Dieter Zoller: Burg Elmendorf. 2. Vorbericht über die Grabungsergebnisse 1968. In: Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen. Band 5, 1970, S. 184–200.
  • Dieter Zoller: Beiträge zur archäologischen Landesaufnahme für den Landkreis Ammerland. Gemeinde Bad Zwischenahn (IV). In: Oldenburger Jahrbuch Band 89, 1989, S. 185–239, hier S. 202–204.
  • Dieter Zoller: Archäologische Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Ammerlandes. In: Oldenburger Jahrbuch. Band 92, 1992, S. 262–265.
  • Dieter Zoller: Burgen und Adelssitze in der Gemeinde Bad Zwischenahn. In: Chronik der Gemeinde Bad Zwischenahn. Schmücker, Bad Zwischenahn 1994, S. 133–164 hier S. 137–150.

Anmerkungen

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Die Rasteder Chronik (eine im Kloster Rastede verfasste Chronik) erwähnt den Ort Helle das erste Mal 1134 bei der Einweihung der Burg Elmendorf im heutigen Dreibergen.

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Commons: Burg Elmendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Eintrag zu Elmendorf in der privaten Datenbank Alle Burgen.
  2. Verordnungstext zum Naturschutzgebiet „Dreibergen“ beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Abgerufen am 13. März 2012.