Burg Lembruch

abgegangene, hochmittelalterliche Burg der Grafen von Diepholz am Ostrand der Gemeinde Lembruch

Die Burg Lembruch ist eine abgegangene, hochmittelalterliche Burg der Grafen von Diepholz am Ostrand der Gemeinde Lembruch im Landkreis Diepholz in Niedersachsen.

Lembruch
Staat Deutschland
Ort Lembruch
Entstehungszeit 2. Hälfte 13. Jh.
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Keine Reste
Ständische Stellung Grafen
Geographische Lage 52° 32′ N, 8° 22′ OKoordinaten: 52° 31′ 37,9″ N, 8° 22′ 17,4″ O
Burg Lembruch (Niedersachsen)
Burg Lembruch (Niedersachsen)

Die Niederungsburg wurde ungefähr um 1275 durch die Grafen von Diepholz als Grenzburg gegen das Bistum Minden errichtet. Ihre Ersterwähnung erfolgte 1305 im Zuge eines gegen das Bistum Minden gerichteten Vertrages zwischen den Grafen von Diepholz und dem Bischof von Osnabrück. In der Vereinbarung wurde festgelegt, das niemand eine weitere Burg zwischen Lembruch und der Stadt Lübbecke errichten durfte. 1310 ist ein Burgvogt nachgewiesen, 1316 ist der Verwaltungssitz aber offenbar zur neu errichteten Burg Lemförde verlegt worden. Eine letzte Erwähnung der Burg Lembruch erfolgte 1339, danach verschwand sie aus der historischen Überlieferung.

Die Burgstelle ist erst 1991 durch ein Luftbild entdeckt worden. Sie liegt auf einer trockenen Dünenkuppe inmitten von feuchtem Umland. Aus dem Bild lässt sich erschließen, dass die Burg die Form einer Motte mit einer Basisbreite von ca. 50 m besaß. Unmittelbar an ihrem Fuß verlief ein Stützwall, zudem war sie von umlaufenden Gräben umgeben. Der Gesamtdurchmesser der Anlage beträgt ca. 165 m. Bei einem 1996 durchgeführten Sondageschnitt durch die Anlage konnten keinerlei Anzeichen für einen steinernen Kern der Wälle entdeckt werden.

Am Standort der Burganlage fand 2022 eine archäologische Prospektion statt, um ihre Größe zu ermitteln. Eine Ausgrabung erfolgte 2024 vor der geplanten Bebauung des Areals mit Wohnhäusern. Dabei wurden zwei konzentrische Burggräben freigelegt, die den Mottenhügel umgaben. Der innere Burggraben hatte einen Durchmesser von 90 Meter, war etwa 18 Meter breit und 1,3 Meter tief. Der äußere Burggraben war schmaler und umschloss einen Erdwall aus dem Bodenaushub. In ihm lagen die Reste von angespitzten Hölzern, die vermutlich als schräg gestellte Sturmpfähle Schutz vor Angreifern bieten sollten. Im äußeren Graben fanden sich bis zu zwei Meter lange Holzpfähle einer Brücke, deren Alter mittels dendrochronologischer Untersuchung bestimmt wird. Archäologen datieren die Anlage anhand von Keramikscherben, Knochen und Metallteilen ins 13. bis 14. Jahrhundert.[1]

Literatur

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  • Bernd Ulrich Hucker: Die Edelherren und Grafen von Diepholz. In: Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe. Ein Streifzug durch die Geschichte (= Schriften des Museums Nienburg 18), Nienburg 2000, S. 8–23.
  • Brigitte Streich: Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz. L–Z (= Geschichtliche Ortsverzeichnisse von Niedersachsen 4), Hannover 1993, S. 374.
  • Heinrich Gade: Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaften Hoya und Diepholz. Band 2, Nachdruck Nienburg 1981 der Ausgabe 1901, S. 607 f.
  • Hans-Wilhelm Heine: Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover (= Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens Reihe A, Heft 28; Reihe B Heft 3), Hannover 2000, S. 58.
  • Dieter Bischop: Burgen im Gebiet des heutigen Landkreises Diepholz. In: Ralf Vogeding (Hrsg.): Materialien zur Alltagsgeschichte, Hausforschung und Kultur im Landkreis Diepholz und benachbarten Regionen,. Band 3, Syke 2015, S. 127–143.
  • Emil Guttzeit, Die Burg Lembruch und ihre Lage, in: Heimatblätter für die Grafschaft Diepholz 11 (1960), S. 37 f.
  • Erhard Cosack, Armin Schöne: Eine Entdeckung im Luftbild – die Burgstelle der Edelherren von Diepholz bei Lembruch, Ldkr. Diepholz. In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 62 (1993), S. 339–347.
  • Erhard Cosack: Die Burg Lewenbroke der Edelherren von Diepholz. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 13 (1993), S. 59–61.
  • Dietrich Zippel in: Hans-Wilhelm Heine (Hrsg.): Fundchronik Niedersachsen 1996. Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 66/2 (1997), S. 515.
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  • Eintrag von Stefan Eismann zu Lembruch in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts

Einzelnachweise

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  1. Melanie Russ: Baugrundstücke in Lembruch: Archäologische Untersuchungen abgeschlossen in Kreiszeitung vom 10. November 2024