Burg Ließem

Wasserburg in der Ortsgemeinde Ließem
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Die Burg Ließem ist eine ehemalige Wasserburg in der Ortsgemeinde Ließem, die zur Verbandsgemeinde Bitburger Land in Rheinland-Pfalz gehört. Sie steht direkt an der L7 von Bickendorf nach Wiersdorf am Ufer des Ehlenzbaches. Der Bitburger Stausee und das unweit davon stehende Schloss Hamm sind nur rund 4,5 Kilometer Luftlinie nach Westen entfernt.

Burg Ließem, Ansicht von Westen

Um die Burg bildete sich das Dorf Ließem, das im frühen 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde. Sie war Sitz der Herren von Ließem, welche die Anlage aber spätestens im 14. Jahrhundert verloren hatten. Zu jener Zeit gehörte sie bereits der Familie Schönecken, die sie als Lehen der Grafen von Luxemburg erhalten hatte und bis in das 16. Jahrhundert Besitzerin blieb. Zwischenzeitlich zerstört und wiederaufgebaut, kam die Burg im Jahr 1525 durch Kauf an die Familie von Enschringen, der sie bis 1725 gehörte. Als weitere Besitzer und Eigentümer folgten die Herren von Hout und die Familie Brandenburg. Die Burg ist heute noch in Privatbesitz und wird landwirtschaftlich genutzt. Sie steht als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.[1]

Geschichte

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Die Burg war Kern und Ausgangspunkt des Dorfes Ließem, das erstmals in einer Schenkungsurkunde aus dem frühen 12. Jahrhundert als Liezheim Erwähnung fand.[2] 1204 wurden dann die Herren von Lyheim/Liessheim erstmals schriftlich erwähnt.[2] Das Gründungsdatum ihrer gleichnamigen Burg und somit auch der Bauherr sind aber unbekannt. Mit Johann von Ließem wurde 1447 das letzte Mal ein Mitglied dieser Familie urkundlich genannt, zu jener Zeit war sie aber schon lange nicht mehr Eigentümerin der Burganlage, denn bereits im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts ist der seinerzeit noch unmündige Hartrad von Schönecken als Burgherr überliefert. Er besaß die Anlage vom Grafen von Luxemburg zu Lehen.[3] Am 25. Oktober 1316 verpfändeten Hartrads Vormünder die Burg zusammen mit anderem Besitz für 3000 Trierer Pfund an den Trierer Schöffen und Schultheißen Bonifacius.[3] Ab 1332 gehörte sie dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg. Dieser gab sie im Jahr 1343 als Lehen und Offenhaus wieder an die Familie von Schönecken.

Nach dem Tode Hartrads von Schönecken im Jahr 1351 trat sein Neffe Gerhard das Erbe auf Burg Ließem an. Er musste sich allerdings gegenüber seinem Lehnsherrn verpflichten, die hohen Schulden, die Hartrads Onkel beim Erzbischof angehäuft hatte, binnen zehn Jahren abzutragen.[4] Gerhard von Schönecken hatte aber nicht vor, sich mit Balduin von Luxemburg gut zu stellen, denn noch im selben Jahr schloss er ein gegen den Erzbischof gerichtetes Bündnis mit der Stadt Trier.[4] Als er zudem 1352 böhmische Reitersoldaten, die dem französischen König Johann II. auf Geheiß Kaiser Karls IV. zur Hilfe eilen sollten, überfiel und in seiner Burg festsetzte, klagte ihn sein Lehnsherr des Landfriedensbruchs an und belagerte Ließem. Die Burg konnte schließlich eingenommen werden und wurde 1353 geschleift.[5]

 
Burg Ließem auf der Tranchotkarte, 1801–1828

Die Herren von Schönecken bauten die Burg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als quadratischen Wohnturm neu auf. Dieser gelangte 1525 durch Kauf an Johann von Enschringen,[6] kaiserlichen Rat zu Luxemburg und kurtrierischen Kanzler. Ihm gehörte seit 1521 auch die etwa drei Kilometer südöstlich gelegene Burg Rittersdorf. Kurz nach seinem Kauf ließ der neue Burgherr die Wehranlage erweitern, indem er den gotischen Wohnturm in einen wesentlich größeren Wohnbau integrieren ließ. Der Zugang zum Burghaus wurde im Zuge dieser Arbeiten in einen neu errichteten Treppenturm verlegt.[7] Eine erneute Erweiterung erfuhr die Burg im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts nach der Heirat Wilhelm von Enschringens mit Elisabeth von Piesport. Das Paar ließ nordwestlich des Wohnbaus ein Torhaus errichten. Davon zeugt noch heute das Allianzwappen der beiden über der Toreinfahrt.

1729 fand ein Besitzerwechsel statt, denn in jenem Jahr verkauften Veronika von Enschringen und ihr Mann Friedrich-Heinrich von Heisgen Burg und Herrschaft Ließem an die Herren von Hout. Im 18. Jahrhundert wurde die Dachpartie des Herrenhauses verändert. Der heutige Kniestock mit seinen Ochsenaugen stammt aus jener Zeit. Noch um 1825 war die Burg von einem Wassergraben umgeben, er wurde jedoch im 19. Jahrhundert verfüllt. Gleichzeitig geschah der Abriss von einigen Gebäuden nördlich des Torbaus, dessen Tordurchfahrt vermauert wurde, um den somit entstandenen Raum als Lager zu nutzen.[8] Die Veränderungen hatten zum Ziel, die Anlage landwirtschaftlich nutzbar zu machen.[9] Zugleich wurden vermutlich die Dachpartien und die Fassaden durch Einbau der heutigen Fenster vereinheitlicht.[10] 1848 war Burg Ließem Eigentum der Familie Brandenburg. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gehört sie der Familie Lichter, die dort Schweinehaltung betreibt.[11][8]

Beschreibung

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Grundriss der Burg Ließem, 1913

Kern der heutigen Anlage aus Bruchsteinmauerwerk und somit ältester Teil der Burg ist ein gotischer Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert, der heute die südwestliche Ecke des dreigeschossigen Herrenhauses einnimmt. Seine dicken 6 × 6 Meter[7] messenden Mauern sind gut im Grundriss des Gebäudes auszumachen. An der südlichen und westlichen Außenseite sind zudem senkrechte Mauerkanten erkennbar.[10] Die übrige Bausubstanz des Gebäudes stammt mehrheitlich aus dem 16. Jahrhundert. Lediglich der Kniestock samt Oculi datiert in das 18. Jahrhundert, während Dach und Fassadengestaltung auf Arbeiten im 19. Jahrhundert zurückgehen.

 
Allianzwappen über dem Torbogen

Der nordwestlichen Ecke des Herrenhauses ist ein runder Treppenturm vorgebaut. Er stammt aus dem 16. Jahrhundert und nimmt den Haupteingang auf. An seiner zum Burghof zeigenden Außenseite weist das Mauerwerk drei wappentragende Konsolfiguren auf, die wohl Spolien sind.[10] Westlich des Treppenturms und des Herrenhauses schließt sich der jüngste Teil der Burganlage an: ein eingeschossiger Anbau aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts.[9]

Nördlich des Anbaus – und mit diesem ungefähr in einer Flucht – steht das dreigeschossige Torhaus aus dem 17. Jahrhundert, dessen rundbogige Einfahrt heute vermauert ist. Über dieser befindet sich neben der Jahreszahl 1622 das Allianzwappen Wilhelm von Enschringens und seiner Frau Elisabeth von Piesport.[12]

Im Inneren des Herrenhauses sind noch einige Teile der originalen Ausstattung erhalten. Dazu zählt zum Beispiel in der Stube eine Takenanlage aus der Zeit um 1600[10], die einen zweigeschossigen Aufsatz mit Nischen besitzt, und ein Wandschrank in Rokokoformen, der Türen mit aufwändigen Schnitzereien aufweist.[10] Außerdem sind zwei reich gegliederte Kamineinfassungen aus dem 18. Jahrhundert erhalten.

Literatur

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  • Bernd Altmann, Hans Caspary: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Kreis Bitburg-Prüm. Band 9.2: Stadt Bitburg, Verbandsgemeinden Bitburg-Land und Irrel. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1997, ISBN 3-88462-081-9, S. 270–271.
  • Hermann Bonus: Burg Ließem. Wechselvolle Geschichte einer Eifeler Burg. In: Eifelverein (Hrsg.): Eifeljahrbuch 1983. 1984, ISSN 0424-687X, S. 34–36.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1984, ISBN 3-88462-110-6, S. 467.
  • Gilbert und Christa Haufs-Brusberg: Balduins Burgen. Eine Reise in die kurtrierische Vergangenheit. Spee, Trier 1997, ISBN 3-87760-059-X, S. 39–40.
  • Jean-Pierre Koltz: Die Burgen des Kreises Bitburg. In: Josef Hainz (Hrsg.): Das Bitburger Land. Landschaft, Geschichte und Kultur des Kreises Bitburg. Band 1. Neu, Bitburg [u. a.] 1967, S. 431–478.
  • Ralph Matthias Schmitz: Burg Ließem. In: Geschichtlicher Arbeitskreis Bitburger-Land im Volksbildungswerk Bitburger-Land e. V. (Hrsg.): Die Burgen und Schlösser des Eifelkreises (= Beiträge zur Geschichte des Bitburger Landes. Nr. 100). Verbandsgemeinde Bitburg-Land, Bitburg 2015, ISSN 0939-0189, S. 56–59.
  • Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 12, Abt. 1). Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1927. Akademische Buchhandlung Interbook, Trier 1983, ISBN 3-88915-006-3, S. 164–166.
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Commons: Burg Ließem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Eifelkreis Bitburg-Prüm. (Memento vom 20. Oktober 2020 im Internet Archive) Mainz 2020[Version 2024 liegt vor.], S. 68 (PDF; 4,4 MB).
  2. a b Ralph Matthias Schmitz: Burg Ließem. 2015, S. 56.
  3. a b Ralph Matthias Schmitz: Burg Ließem. 2015, S. 57.
  4. a b Knut Schulz: Ministerialität und Bürgertum in Trier. Untersuchungen zur rechtlichen und sozialen Gliederung der Trierer Bürgerschaft vom ausgehenden 11. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Röhrscheid, Bonn 1968, S. 98.
  5. Gilbert und Christa Haufs-Brusberg: Balduins Burgen. Eine Reise in die kurtrierische Vergangenheit. 1997, S. 39.
  6. Angabe gemäß Ralph Matthias Schmitz: Burg Ließem. 2015, S. 58. Stefan Weispfennig gibt in seinem Ebidat-Beitrag an, dass es sich bei dem Käufer auch um Dieter von Enschringen gehandelt haben könnte. Vgl. Eintrag von Stefan Weispfennig zu Burg Ließem in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts.
  7. a b Ralph Matthias Schmitz: Burg Ließem. 2015, S. 58.
  8. a b Burg Ließem auf welt-der-wappen.de, Zugriff am 19. September 2020.
  9. a b Ralph Matthias Schmitz: Burg Ließem. 2015, S. 59.
  10. a b c d e Bernd Altmann, Hans Caspary: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Kreis Bitburg-Prüm. Band 9.2: Stadt Bitburg, Verbandsgemeinden Bitburg-Land und Irrel. 1997, S. 270.
  11. Informationen zur Burg auf der Website der Verbandsgemeinde Bitburger Land (Memento des Originals vom 10. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bitburgerland.de, Zugriff am 19. September 2020.
  12. Karl Emerich Krämer: Von Burg zu Burg durch die Eifel. 4. Auflage. Mercator, Duisburg 1986, ISBN 3-87463-066-8, S. 56.

Koordinaten: 50° 1′ 28,5″ N, 6° 28′ 51,6″ O