Bychowo (Gniewino)

Siedlung in Polen

Bychowo (deutsch Bychow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern Verwaltungsbezirk Landgemeinde Gniewino (Gnewin) im Powiat Wejherowski (Neustädter Kreis).

Bychowo
?
Hilfe zu Wappen
Bychowo (Polen)
Bychowo (Polen)
Bychowo
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Wejherowski
Gmina: Gniewino
Geographische Lage: 54° 45′ N, 17° 59′ OKoordinaten: 54° 44′ 30″ N, 17° 58′ 38″ O
Einwohner:

Geographische Lage

Bearbeiten

Die Ortschaft liegt an der Grenze zwischen Hinterpommern und der historischen Region Westpreußen, etwa 23 Kilometer nordöstlich von Lauenburg in Pommern und zehn Kilometer südlich der Ostseeküste. Durch den Ort fließt der Bychow-Bach.

 
Bychow, ostsüdöstlich der Stadt Leba an der Ostsee, nordöstlich der Stadt Lauenburg in Pommern, westlich des Zarnowitzer Sees und nordwestlich des Dorfs Gnewin, auf einer Landkarte von 1911

Geschichte

Bearbeiten
 
Gehöft an der Dorfstraße (2023)

Im Jahr 1609 befand sich Bichow im Besitz der Familie Bychow, die der preußischen Ritterschaft angehörte, 1377 unter diesem Namen erwähnt wird[1] und sich auch Bichau (1413), Büchow, Bichow und später Bychowski nannte; Johann v. Bichau war 1413 Ordenskomtur in Osterode, danach Ordenskomtur in Danzig gewesen.[2][3]

Um 1784 war Bichow oder Bychow ein adliger Wohnsitz mit zwei Vorwerken, zwei Wassermühlen, vier Kossäten und elf Feuerstellen (Haushaltungen), das der preußische Major Michael Gottlieb v. Lübtow besaß.[4] Im Jahr 1843 befand sich das Rittergut Bychow im Besitz eines Lieutenants Barz, der dort unter anderem eine Brennerei betrieb.[5] Anschließend fanden mehrere Besitzerwechsel statt, um 1910 war der Justizrat Poppel in Grunewald bei Berlin Besitzer des Ritterguts.[1]

Am 1. April 1927 hatte das Gut Bychow eine Flächengröße von 747 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 190 Einwohner.[6] Am 1. Oktober 1930 wurden der Gutsbezirk Bychow und ein Teil des Gutsbezirks Friedrichsrode zur Landgemeinde Bychow zusammengeschlossen.[7]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Bychow eine Flächengröße von 8,5 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 14 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnorten: Bychow und Niedermühle.[8] Mit Wirkung vom 1. Januar 1936 wurde die Gemeinde Burgsdorf aus dem Amtsbezirk Kolkau in die Gemeinde Bychow eingegliedert.[7] Seither gab es in Bychow drei verschiedene Wohnorte:

  1. Burgsdorf
  2. Bychow
  3. Niedermühle

1945 gehörte Bychow zum Amtsbezirk Gnewin im Landkreis Lauenburg i. Pom., Regierungsbezirk Köslin, der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde Bychow zusammen mit ganz Hinterpommern und Westpreußen unter polnische Verwaltung gestellt. Anschließend begann im Dorf die Zuwanderung polnischer Zivilisten, von denen die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften gedrängt wurden. Der Ortsname Bychow wurde zu Bychowo polonisiert. In der darauf folgenden Zeit wurden die einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Bychow vertrieben.

Das heutige ‚Bychowo‘ ist eine Ortschaft im Verbund der Landgemeinde Gniewino im Powiat Wejherowski, bis 1998 der Woiwodschaft Gdańsk und seither der Woiwodschaft Pommern zugehörig.

Das ehemalige Gutshaus Bychow beherbergte im Jahr 2007 einen Gasthof.[9]

Demographie

Bearbeiten
Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 85 [10]
1867 178 29 Familien, verteilt auf 13 Wohngebäude[11]
1871 169 davon 162 Evangelische und sieben Katholiken[11]
1905 176 [12]
1925 190 davon 182 Evangelische und acht Katholiken[8]
1933 374 [13]
1939 392 [13]

Kirchspiel bis 1945

Bearbeiten

Die vor 1945 hier lebenden Dorfbewohner gehörten mehrheitlich der evangelischen Konfession an. Die evangelischen Einwohner von Bychow gehörten zum evangelischen Kirchspiel in Gnewin.

Das katholische Kirchspiel war in Wierschutzin.

Polnisches Kirchspiel seit 1945

Bearbeiten

Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.

Hier lebende evangelische Polen sind dem weit entfernten Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet, deren nächstgelegene Predigtstätte in Lębork (Lauenburg in Pommern) ist.

Literatur

Bearbeiten
  • Bychow, Gut, Kreis Lauenburg Pomm., Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bychow (meyersgaz.org)
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 42–43 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1064, Absatz (4).
  • Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. Lauenburg i. Pom. 1912, S. 337–338.
Bearbeiten
Commons: Bychowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. Lauenburg i. Pom. 1912, S. 337–338.
  2. Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. Lauenburg i. Pom. 1912, S. 109.
  3. Bernhard von Winckler: Westpreußische Studien. In: Altpreußische Monatsschrift, Band 3, Königsberg 1866, S. 415–440, insbesondere S. 428.
  4. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1064, Absatz (4).
  5. Amts-Blatt der preußischen Regierung zu Köslin, Köslin 1843, S. 260, Nr. 35.
  6. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 398 (Google Books).
  7. a b Amtsbezirk Gnewin (Territorial.de)
  8. a b Die Gemeinde Bychow im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern (Memento vom 22. August 2018 im Internet Archive) (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  9. bychowo.pl: Manor House (Memento vom 13. Juni 2016 im Internet Archive) (englisch)
  10. Alexander August Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preussischen Staats, Band 1, Halle 1821, S. 106, Nr. 2221.
  11. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band III, 1874, ZDB-ID 2059283-8, S. 168 f. (Digitalisat – Nr. 83).
  12. ostpommern.de: Die Gemeinden in den ostpommerschen Kreisen 1905 – Der Kreis Lauenburg (Memento vom 23. Juni 2013 im Internet Archive)
  13. a b Michael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.