Karibische Gemeinschaft

Internationale Organisation karibischer Staaten und abhängiger Gebiete, zurzeit 15 Mitglieder und 5 Partner
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Die Karibische Gemeinschaft (englisch Caribbean Community and Common Market, CARICOM) ist eine Internationale Organisation im karibischen Raum mit Sitz in Guyanas Hauptstadt Georgetown.

Karibische Gemeinschaft
CARICOM
Logo
Logo der Organisation
Flagge
Flagge der CARICOM
Bild
Mitgliedstaaten der CARICOM
  • Vollmitglieder
  • Assoziierte Mitglieder
  • Beobachtungsstatus
  • Englische Bezeichnung Caribbean Community and Common Market
    Organisationsart Regionale Kooperation
    Sitz der Organe Georgetown, Guyana Guyana
    Vorsitz unregelmäßig wechselnd
    Generalsekretär Belize Carla Barnett
    Mitgliedstaaten

    15

    Assoziierte Mitglieder 5
    Amts- und Arbeitssprachen
    Fläche 462.902 km²
    ohne Festland: 61.146 km²
    Einwohnerzahl ca. 16,8 Mio. (2010)
    ohne Festland: 15,2 Mio.
    Bevölkerungsdichte 36,3 Einwohner pro km² (2010)
    ohne Festland: 248,6 Einwohner pro km²
    Bruttoinlandsprodukt 76.620 Mio. US$
    (Schätzung, 2013)
    Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 4.560 US$
    (Schätzung, 2013)
    Gründung 1. August 1973
    Währungen
    Zeitzone UTC−5 bis UTC−3
    www.caricom.org

    Geschichte

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    Zentrale der CARICOM in Guyana

    Die CARICOM wurde am 4. Juli 1973 als Ergebnis 15-jähriger Verhandlungen durch den Vertrag von Chaguaramas gegründet, der am 1. August desselben Jahres in Kraft trat. Die ersten vier Unterzeichnerstaaten waren Barbados, Jamaika, Guyana und Trinidad und Tobago. Vorgängerorganisation war die Karibische Freihandelszone CARIFTA (Caribbean Free Trade Area) von 1968 bis 1974. Mit der Gründung der CARICOM begann der an der EG orientierte Wandel von einer Freihandelszone zu einer intensiver strukturierten Gemeinschaft, die nicht nur wirtschaftliche Zusammenarbeit anstrebt. Bereits ein Jahr darauf traten weitere sieben Staaten und Montserrat der Organisation bei. 1984 stießen die Bahamas dazu, 1999 Suriname und 2002 folgte Haiti, das vorerst letzte Mitglied. 2001 unterzeichneten die Regierungschefs einen neuen Vertrag von Chaguaramas (Trinidad und Tobago), mit dem eine Karibische Gemeinschaft etabliert wurde. Diese ist seit dem 23. Februar 2010 wiederum Teil der wesentlich größeren Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC).

    Seit 2013 sind der CARICOM-Block und die Dominikanische Republik über ein 2008 unterzeichnetes Wirtschaftspartnerschaftsabkommen, das als CARIFORUM bekannt ist, mit der Europäischen Union verbunden.[1] Der Vertrag gewährt allen Mitgliedern der Europäischen Union und des CARIFORUM gleiche Rechte in Bezug auf Handel und Investitionen. Nach Artikel 234 des Abkommens ist der Europäische Gerichtshof für die Beilegung von Streitigkeiten zwischen CARIFORUM und Staaten der Europäischen Union zuständig.[2]

    Generalsekretäre

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    Die Karibische Gemeinschaft hatte seit ihrer Gründung folgende Generalsekretäre:

    Amtszeit Generalsekretäre Mitgliedstaat
    1973–1974 William Demas Trinidad und Tobago  Trinidad und Tobago
    1974–1977 Sir Alister McIntyre Grenada  Grenada
    1977–1978 Joseph Tyndall (kommissarisch) Guyana  Guyana
    1978–1983 Kurleigh King Barbados  Barbados
    1983–1992 Roderick Rainford Jamaika  Jamaika
    1992–2010 Edwin W. Carrington Trinidad und Tobago  Trinidad und Tobago
    2010–2011 Lolita Applewhaite (kommissarisch) Barbados  Barbados
    2011–2021 Irwin LaRocque Dominica  Dominica
    seit 2021 Carla Barnett Belize  Belize

    Mitglieder

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    Vollmitglieder

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    Vollmitglieder sind folgende 14 Staaten und 1 britisches Überseegebiet:

    Lage Staat Beitritt BIP in Mio.
    US$ (2007)
    BIP in Mio. US$
    (2013)[3]
    Wirtschafts-
    wachstum
    (2013)
    Staats-
    schuldenquote
    (2011)[4]
    Korruption
    (2013)[5]
    Petrocaribe CSME CARICOM Reisepass CARIPASS
      Barbados  Barbados 1973 3.739 4.262 −0,75 % 068 075 - 2006 ja ja
      Guyana  Guyana 1973 1.039 3.020 5,33 % - 027 2005 2006 ja ja
      Jamaika  Jamaika 1973 11.206 14.389 0,42 % 140 038 2005 2006 ja ja
      Trinidad und Tobago  Trinidad und Tobago 1973 20.700 27.130 1,62 % 032 038 - 2006 ja ja
      Antigua und Barbuda  Antigua und Barbuda 1974 1.089 1.220 1,65 % 093 - 2005 2006 ja ja
      Belize  Belize 1974 1.274 1.637 2,50 % 083 - 2005 2006 ja nein
      Dominica  Dominica 1974 311 495 1,14 % 070 058 2005 2006 ja ja
      Grenada  Grenada 1974 590 811 0,80 % 104 - 2005 2006 ja ja
      Montserrat  Montserrat 1974 43,8 PPP-$ (Schätzung 2006)[6] – (siehe GB) – (siehe GB) – (siehe GB) – (siehe GB) - – (2006 beantragt) nein nein
      Saint Kitts Nevis  St. Kitts und Nevis 1974 527 767 1,92 % 154 - 2005 2006 ja ja
      Saint Lucia  St. Lucia 1974 958 1.377 0,21 % 070 071 2005 2006 ja ja
      Saint Vincent Grenadinen  St. Vincent und die Grenadinen 1974 559 742 1,26 % 068 062 2005 2006 ja ja
      Bahamas  Bahamas 1983 6.586 8.373 1,90 % 050 071 2005 - nein nein
      Suriname  Suriname 1995 1.345
    (2005)
    5.009 4,68 % 019 036 2005 2006 ja nein
      Haiti  Haiti 2002 5.435 7.388 8,98 % 012 019 2007 - nein nein

    Assoziierte Mitglieder

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    Assoziierte Mitglieder sind folgende 5 britische Überseegebiete:

    Lage Gebiet Beitritt
      Jungferninseln Britische  Britische Jungferninseln 1991
      Turksinseln und Caicosinseln  Turks- und Caicosinseln 1991
      Anguilla  Anguilla 1999
      Cayman Islands  Cayman Islands 2002
      Bermuda  Bermuda 2003

    Beobachter

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    Beobachterstatus haben folgende 8 Länder:

    Lage Gebiet
      Aruba  Aruba
      Curaçao  Curaçao
      Dominikanische Republik  Dominikanische Republik
      Kolumbien  Kolumbien
      Mexiko  Mexiko
      Puerto Rico  Puerto Rico
      Sint Maarten  Sint Maarten
      Venezuela  Venezuela

    Ziel der CARICOM ist die Koordinierung der Außenpolitik sowie die Kooperation in den Bereichen Gesundheit und Soziales, Erziehung, Kultur und Sport, Wissenschaft und Technik. Zur wirtschaftlichen Integration wurde der Gemeinsame Karibische Markt (englisch Caribbean Single Market and Economy, CSME) geschaffen. Er bildet eine Zollunion mit einem einheitlichen Außenzolltarif. Außerdem bestehen zwischen den Ländern Doppelbesteuerungsabkommen und Kooperationen im Bereich der Entwicklungsplanung und zur Förderung der Industrialisierung. Der CSME ist seit dem 1. Januar 2006 in Kraft. 2013 nahmen 13 von 15 CARICOM-Mitgliedstaaten an dem gemeinschaftlichen Markt teil.

    Außerdem hat die CARICOM einen einheitlichen Reisepass eingeführt, der 2009 von 12 der 15 CARICOM-Staaten ausgegeben wurde, d. h. nicht in den Bahamas, Haiti und Montserrat. 2010 wurde dieser um den CARIPASS erweitert, eine Art Personalausweis, den bislang zehn Vollmitglieder nutzen.

    Dem vorausgegangen war das Abkommen Petrocaribe, das 2005 von 11 CARICOM-Ländern unter der Leitung von Venezuela unterzeichnet wurde. Es erlaubt, nur 40 % der Erdöllieferungen aus Venezuela bei einem Marktpreis von über 100 US-Dollar binnen 90 Tagen zahlen zu müssen. Der Rest kann über 25 Jahre zum Zinssatz von 1 % geschuldet werden. Ziel dieses Vertrages soll die gemeinsame Erschließung, Förderung und Verarbeitung von Erdöl und Erdgas sein sowie die Schaffung eines Netzes erdölindustrieller Anlagen, durch das die Versorgung der Region nachhaltig gewährleistet werden soll.

    Charakteristik und Bedeutung

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    Mit einem Umfang von knapp 0,5 Mio. km² Fläche und knapp 17 Mio. Einwohnern sind die Ausmaße der CARICOM grob mit denen von Kamerun vergleichbar. Zwar ist sie in Einwohnerzahl, territorialer Ausdehnung und Wirtschaftskraft im Gegensatz zu „Marktriesen“ wie der EU oder ASEAN relativ überschaubar, dennoch sind ihre Mitgliedstaaten teils heterogen strukturiert und somit keineswegs vor Schwierigkeiten bei Entwicklung und Fortschritt bewahrt. Haiti bildet mit etwa 58 % an der Gesamtbevölkerung diesbezüglich ein Schwergewicht, gefolgt von Jamaika mit zirka 17 % sowie Trinidad und Tobago mit zirka 8 %. Wohingegen die meiste Landmasse der CARICOM auf das südamerikanische Festland fällt, zum einen durch Guyana mit rund 46 % und zum anderen durch Suriname mit rund 35 %. Letztere beide Staaten sind parallel Mitglieder in der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR). Außerdem gehören alle CARICOM-Staaten bis auf Montserrat der Association of Caribbean States (ACS) an.

    In der Hälfte der Mitglieder ist der Ostkaribische Dollar offizielles Zahlungsmittel, dessen Wechselkurs seit Jahrzehnten im Verhältnis 2,7 zu 1 fix an den US$ gebunden ist. Die andere Hälfte verwendet andere Formen des Dollars. Die meisten Staaten gelten als Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommen. Einige weisen dagegen eher Eigenschaften eines Schwellenlands auf. Haiti stellt mit einem Index der menschlichen Entwicklung von 0,456 das ärmste Land des gesamten amerikanischen Kontinents dar, während Barbados mit 0,825 den deutlich höchsten Wert der CARICOM und die niedrigste Korruption verzeichnet. Darüber hinaus leistet Trinidad und Tobago mit gut 32 % den größten Teil zum Bruttoregionalprodukt (gesamten BIP), dahinter liegt Jamaika mit immerhin noch knapp 16 %. Während Jamaika und St. Kitts and Nevis mit weit über 100 % eine der höchsten Staatsschuldenquoten weltweit haben, besitzen Suriname mit 19 % und Haiti mit 12 % eine der niedrigsten.

    Der ganzen Region gemein ist ihre koloniale Vergangenheit durch europäische Eroberer, allen voran Großbritannien und Frankreich, aber auch durch die Niederlande. So ist eine kulturelle Besonderheit das aus Vermischung westeuropäischer mit einheimischen Sprachen hervorgegangene Kreolische, das in Haiti mit Haitianisch und auf weiteren Inselstaaten noch vereinzelt angewandt wird. Ein Merkmal der Kolonialzeit war die einseitige Ausrichtung der Export­struktur zugunsten europäischer und nordamerikanischer Konsumenten, um den Bedarf an Kolonialwaren wie Kakao oder Zucker zu decken. Dies äußert sich heute noch zum Beispiel im Anbau und Verkauf sogenannter „Cash Crops“, die meist erst im Importland weiterverarbeitet werden.

    In fast allen Mitgliedstaaten ist Englisch die Amtssprache (die Ausnahmen sind Haiti und Suriname), und acht von ihnen sind Commonwealth Realms mit dem englischen König als Staatsoberhaupt.

    Naturkatastrophen wie Hurrikane oder Erdbeben gehören zu den bedeutendsten Herausforderungen. Bei gelegentlich auftretenden Vulkanausbrüchen können weite Teile eines Inselstaates verwüstet werden.

    Siehe auch

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    Literatur

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    in der Reihenfolge des Erscheinens

    • Hans-Dieter Haas, Udo Bader, Jörg Grumptmann: Karibische Klein- und Mikrostaaten. Wirtschaftliche Außenabhängigkeit und Integrationsbestrebungen. Attempto, Tübingen 1985, ISBN 3-921552-62-1.
    • Gernot Lennert: Die Außenbeziehungen der CARICOM-Staaten. Lit, Münster 1991.
    • Christoph Müllerleile: Die Integration der CARICOM-Staaten – Fortschritte und Hindernisse auf dem Weg zur Karibischen Gemeinschaft. Lit, Münster 1993.
    • R. A. Abdullah Khan: The Caribbean Court of Justice and Referrals from National Courts: Unavoidable Supremacy? In: Griffin’s View on International and Comparative Law. 5, 1, 2004, S. 26–31 (online).
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    Commons: Karibische Gemeinschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

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    1. Caribbean moves afoot to restructure CARIFORUM (Memento vom 17. Juni 2013 im Internet Archive) (englisch)
    2. LETTER OF THE DAY - Privy Council and EPA. In: old.jamaica-gleaner.com. 8. Oktober 2009, abgerufen am 1. Juni 2024 (englisch).
    3. Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt
    4. Liste der Länder nach Staatsschuldenquote
    5. Corruption Perceptions Index 2013 (Memento vom 17. Dezember 2013 im Internet Archive) Korruptionswahrnehmungsindex (englisch)
    6. CIA World Factbook Montserrat (Memento vom 24. April 2020 im Internet Archive) (englisch)