Cardan-Gitter

Verfahren zur Verschlüsselung von Botschaften

Das etwa um das Jahr 1550 von dem italienischen Mathematiker Gerolamo Cardano erdachte, nach ihm benannte Cardan-Gitter spielte in der frühen Neuzeit eine bedeutende Rolle bei der Verschlüsselung von Botschaften. Aus Sicht der modernen Kryptographie handelt es sich um ein Steganographieverfahren.

Entwurf für ein Cardan-Gitter

Auf eine Schreibunterlage (Pergament, Papier etc.) wird ein Gitter gezeichnet. Einige der Felder der so entstandenen Tabelle werden dann aus dem Träger ausgeschnitten. Somit entsteht eine „gelöcherte Vorlage“, also eine Schablone, hier ein sogenanntes individuelles Cardan-Gitter.

Um nun einen Text mit Hilfe der Schablone zu verschlüsseln, wird das individuelle Cardan-Gitter auf ein leeres Stück Papier gelegt, und nur an den Stellen, an denen die Schablone „löcherig“ ist, die in Wortstücke, Silben, Buchstaben oder sonstige Transkriptionen zerlegte Botschaft, eingetragen. Der Rest der Tabelle kann mit beliebigen Daten gefüllt werden.

Zur Entschlüsselung der Botschaft benötigt man das individuelle Cardan-Gitter.

Heutzutage wird die Funktionalität des Cardan-Gitters noch häufig im Zusammenhang mit der Steganographie genutzt.

Literaturbeispiel

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Eine durchgängig wichtige Rolle spielt diese verdeckte Kommunikation in dem 1934/35 erschienenen Science-Fiction-Roman Atomgewicht 500 von Hans Dominik:

„Mr. Spinner ließ sich am Schreibtisch nieder und griff zur Feder, um einen Brief an Tom White zu verfassen. Es wurde ein mehrere Seiten langes Schreiben, und wer den Text so las, wie er auf dem Papier stand, mußte den Eindruck gewinnen, daß ein redseliger alter Onkel seinem Neffen endlose Familiengeschichten auftischte. Das Bild änderte sich aber wesentlich, wenn man sich beim Lesen einer Kartonschablone bediente, die Spinner neben sich liegen hatte. Auf eine Seite dieses wunderlichen Schreibens gelegt, verdeckte sie den größten Teil der Schrift und ließ nur einzelne Worte sichtbar. Dann stand etwas ganz anderes in dem Brief zu lesen. Neue Deckadressen fanden sich darin und eine dringende Mahnung zur größten Vorsicht bei allen weiteren Schritten.“

Hans Dominik: Atomgewicht 500[1]
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Einzelnachweise

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  1. Hans Dominik: Atomgewicht 500. Scherl-Verlag, Berlin 1934, ab Kapitel 1 (Projekt Gutenberg https://www.projekt-gutenberg.org/dominik/atom500/index.html).