Carl Berthold

württembergischer Musiker, Feuerwerker und Fotograf

Carl Heinrich Eduard Berthold, bekannt als Carl Berthold (auch Karl Berthold, * 1818; † 1884)[1] war ein württembergischer Musiker, Feuerwerker und Fotograf in Tübingen.

Der in Tübingen lebende Musiker[2] Carl Berthold stellte auch Feuerwerkskörper her. Die dabei erworbenen chemischen Kenntnisse erleichterten ihm den Einstieg in die Fotografie. 1853 wagte er als erster, ein stationäres Atelier in Tübingen einzurichten.[3] Als erster in Tübingen verwendete er nicht die Daguerreotypie, sondern das neue Negativ-Positiv-Verfahren.[4] Er setzte auf Porträtfotos – Tübingen mit der Universität bot dazu einen guten Boden – und kalkulierte die Preise „außerordentlich billig“. Er konzentrierte sich auf die Fotografie, obwohl er möglicherweise am Anfang weiterhin Feuerwerkskörper herstellte.[5] Da kurz nach Berthold zahlreiche andere Fotografen ihr Glück in Tübingen versuchten, kam es zu einer starken Konkurrenz und die Verdienste der Fotografen waren niedrig. So wandte sich Bertholds Ehefrau Luise (geb. ca. 1825) 1859 an den Tübinger Gemeinderat mit der Bitte, ihr das „Armenbad zu Wildbad“ zu ermöglichen. Man hat ihren Antrag genehmigt, weil die Familie „kein Vermögen“ besaß und der Fotografenverdienst „nicht die Mittel biete, Kur- und Medikamentenkosten zahlen zu können“.[6] Es ist sicherlich auf den Druck der Konkurrenz zurückzuführen, dass Berthold das Fotografieren wieder aufgab. Als Fotograf annoncierte er zum letzten Mal 1859.[7]

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben …, S. 99.
  2. Als „Musiker und Photograph“ im Aktivbürgerverzeichnis Nr. 847 bezeichnet (Stadtarchiv Tübingen, Bestand A70/419 - Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben …, S. 99).
  3. Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben …, S. 23 zitiert aus der „Tübinger Chronik“ vom 23. August 1853 einen Bericht über die Neueröffnung. Nach diesem Artikel beschäftigte sich Berthold mit der Fotografie „schon seit geraumer Zeit“.
  4. Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben …, S. 24.
  5. In einer Anzeige in der „Tübinger Chronik“ vom 16. November 1859 teilt er mit: „… Auch habe ich noch Feuerwerk vorrätig.“ (Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben …, S. 23).
  6. Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben …, S. 22 zitiert aus dem Gemeinderatsprotokoll 1859 § 375 (Stadtarchiv Tübingen, Bestand A75).
  7. Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben …, S. 29.

Literatur

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  • Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben. Kunst, Land und Leute in Aufnahmen der ersten Tübinger Lichtbildner und des Fotografen Paul Sinner (1838–1925), Gebrüder Metz: Tübingen 1989, ISBN 3-921580-79-X.