Carl Ludwig Reimer

deutscher Chemiker

Carl Ludwig Reimer (* 12. März 1856 in Berlin; † 6. März 1921 in Leopoldshall) war ein deutscher Chemiker.[1]

Nachruf vom März 1921
Aktie der Mecklenburgischen Kali-Salzwerke Jessenitz AG von 1905, C. L. Reimer zeichnete als Vorstandsmitglied

Leben und Wirken

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Reimer wurde am 3. März 1856 als Sohn des Buchhändlers Dietrich Reimer in Berlin geboren. Er legte am Kgl. Wilhelms-Gymnasium 1873 das Abitur ab und begann ein Chemiestudium an der Universität Heidelberg bei Bunsen und später an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin bei A. W. v. Hofmann. Die Deutsche Chemische Gesellschaft zu Berlin wählte ihn am 28. Februar 1876 zum studentischen Mitglied.[2]

Während seiner Promotion erhielt er 1876 die Gelegenheit, ein kleines Teilgebiet der von seinem Cousin Karl Reimer entwickelten Reimer'schen Reaktion zu bearbeiten.[3] 1878 wurde Carl Ludwig Reimer in Berlin bei F. Tiemann mit einer Arbeit Ueber Aldehyde mehrbasischer aromatischer Oxysäuren[4] promoviert. Bis Sommer 1879 bearbeitete er als Assistent von Tiemann dieses Arbeitsgebiet weiter.[5][6]

Ende 1879 erhielt er als Unterrichtsassistent an der Universität Leiden (Niederlande) bei Antoine Franchimont eine Anstellung.[7][8][9][10] In 1883 untersuchte er Farbstoffsynthesen im Berliner Privatlabor von Emil Jacobsen, der Verbindungen zu Ernst Schering und dessen Chemiefabrik in Berlin unterhielt.[11][12][13]

In den Jahren 1884–1887 war er für die Oelmühle von Wilhelm Herz in Wittenberge tätig, notwendige Analysen wurden an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin von Wilhelm Will durchgeführt.[14][15][16][17]

1888 wurde er Leiter[18] einer Fabrik bei den Vereinigten Chemischen Fabriken zu Leopoldshall AG.[19] Dieser Zusammenschluss von zehn Fabriken verarbeitete Kalisalze aus den Staßfurter Lagerstätten.[20]

1901[21] übernahm er als Fabrikdirektor die Leitung der zu den Mecklenburgischen Kali-Salzwerken Jessenitz[22] AG gehörenden Chlorkaliumfabrik. 1905 war er auch Mitglied des Vorstandsmitglied der AG.

Ab 1908 leitete er als Direktor die zur Gewerkschaft Hermann II gehörende Chlorkaliumfabrik[23] in Groß-Rhüden am Harz.

1912 zog er sich aus der Industrie zurück und recherchierte von Hannoversch Münden aus für seine Verbandszeitungen „Zeitschrift für angewandte Chemie“ sowie „KALI, Zeitschrift für Gewinnung, Verarbeitung und Verwertung der Kalisalze“.[24] Er lieferte hier wertvolle Beiträge zu Abwasserfragen,[25] Abwassermessungen[26] und Verfahrenspatenten.[27] In Ullmanns Enzyklopädie der Technischen Chemie ergänzte er Beiträge zu Natriumsalzen.[28]

1920 engagierte ihn die Kali-Forschungs-Anstalt GmbH, Leopoldshall-Staßfurt als wissenschaftlichen Mitarbeiter. Leopoldshall war erst 1873 gegründet[29] und Sitz des Deutschen Kalisyndikats geworden.

Einzelnachweise

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  1. Reimer, Carl Ludwig. Kurzbiografie. In: chemieforum-erkner.de. ChemieFreunde Erkner, 10. Juni 2007, abgerufen am 11. November 2015.
  2. Deutsche Chemische Gesellschaft zu Berlin (Mitgliedsstatus): stud. phil. Carl Reimer, Berlin bei Aufnahme 28. Februar 1876. - Dr. Carl L. Reimer, Leiden (Holland) am 31. Dezember 1880. - Dr. C. L. Reimer, Leopoldshall-Stassfurt am 31. Dezember 1890.
  3. K. Reimer und F. Tiemann: Ueber die Einwirkung von Chloroform auf Phenole und besonders aromatische Oxysäuren in alkalischer Lösung. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 9, 1268–1278 (1876). (Digitalisat auf Gallica) – Auf Seite 1269 (Digitalisat auf Gallica) dankt Karl Reimer einem "Herrn Reimer II."; es handelt sich hierbei um Carl Ludwig Reimer sowie um Teilerkenntnisse zu seiner Dissertation.
  4. Dissertation teilweise publiziert in: F. Tiemann und K. L. Reimer: Ueber o- und p-Aldehydosalicylsäure, sowie o-Aldehydoparoxybenzoësäure und die Umwandlung dieser Verbindungen in Phenoldicarbonsäuren. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 10, 1562–1576 (1877). (Digitalisat auf Gallica) – Als Erfinder der „Reimer‘schen Reaktion“ von März 1876 nennt F. Tiemann auf der letzten Seite in einer Fußnote (Digitalisat auf Gallica) „K. Reimer“ (= Karl Reimer), den älteren Cousin von Carl Ludwig Reimer.
  5. C. L. Reimer: Ueber die Reduction der Aldehydooxybenzoësäuren zu Alkoholsäuren. (Digitalisat auf Gallica) und Ueber die Einwirkung von Chloroform auf α- und β-Oxyisophtalsäure in alkalischer Lösung. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 11, 790–793 und 793–797 (1878) (Digitalisat auf Gallica)
  6. F. Tiemann und C. L. Reimer: Ueber das Umbelliferon und einige seiner Derivate. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 12, 993–999 (1879). (Digitalisat auf Gallica)
  7. C. L. Reimer: Zur Kenntniss des Alphatoluylamids. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 13, 741 (Digitalisat auf Gallica)
  8. C. L. Reimer: Ueber die Einwirkung von Brom auf Benzylcyanid und Phenylessigsäure bei hoher Temperatur. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 13, 742–748 (1880). (Digitalisat auf Gallica)
  9. C. L. Reimer: Ueber die Einwirkung von Brom auf Benzylcyanid. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 14, 1797–1802 (1881). (Digitalisat auf Gallica)
  10. C. L. Reimer: Ueber zwei isomere Dibenzyldicarbonsäuren. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 14, 1797–1802 und 1802–1808 (1881). (Digitalisat auf Gallica)
  11. E. Jacobsen und C. L. Reimer: Ueber die Einwirkung von Phtalsäureanhydrid auf Chinolinbasen. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 16, 513f (1883). (Digitalisat auf Gallica)
  12. E. Jacobsen und C. L. Reimer: Zur Kenntniss des Steinkohlentheerchinolins. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 16, 1082–1087 (1883). (Digitalisat auf Gallica)
  13. E. Jacobsen und C. L. Reimer: Ueber Condensationsprodukte methylirter Chinoline und Pyridine. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 16, 2602–2608 (1883). (Digitalisat auf Gallica)
  14. C. L. Reimer und W. Will: Ueber das Fett der Früchte von Myristica surinamensis. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 18, 2011–2017 (1885). (Digitalisat auf Gallica)
  15. C. L. Reimer und W. Will: Ueber einige Derivate der Erucasäure und Brassidinsäure In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 19, 3320–3327 (1886). (Digitalisat auf Gallica)
  16. C. L. Reimer und W. Will: Ueber die Bestandtheile des Rüböls. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 20, 2385–2390 (1887). (Digitalisat auf Gallica)
  17. C. L. Reimer: Über das Vorkommen von Dierucin im Rüböl. In: Ber. Dtsch. Chem. Ges. 40, 256f (1907).
  18. Beitritt von Dr. Reimer, Fabrikdirigent, Leopoldshall zur Deutschen Gesellschaft für Angewandte Chemie im Februar 1893. doi:10.1002/ange.18930060309 - Generaldirektor Georg Borsche trat der Deutschen Gesellschaft für Angewandte Chemie zwei Jahre später bei. (Angew. Chem. 8, S. 404 (1895) doi:10.1002/ange.18950081306).
  19. Vereinigte chemische Fabriken zu Leopoldshall AG, gegründet als Zusammenschluss von 10 Fabriken [1][2] in 1871, Generaldirektor Adolph Frank (1834–1916), ab 1876 Generaldirektor Georg Borsche (1844–1926), ab 1908 Generaldirektor Wilhelm Feit (1867–1956), ab 1922 Übernahme als „Werk Leopoldshall“ in der Kaliwerke Aschersleben AG.
  20. Leopoldshall
  21. Verein Deutscher Chemiker - Umzug von Dr. Reimer, Fabrikdirector, Lübtheen i. Mecklenburg im Sommer 1901 doi:10.1002/ange.19010144105
  22. Jessenitz
  23. Gewerkschaft Hermann II in Gross-Rhüden a. Harz
  24. 100 Jahre „KALI“, 1907-2007, heute „Kali und Steinsalz“, S. 6-17 (2007).
  25. C. L. Reimer: Zur Kaliendlaugenfrage. In: Zeitschrift für Angewandte Chemie. 26, 1913, S. 680, doi:10.1002/ange.19130269103. - C. L. Reimer: Über Prof. Dunbars zweites Gutachten betreffend die Abwässer der Kaliindustrie. In: Zeitschrift für Angewandte Chemie. 28, 1915, S. 241, doi:10.1002/ange.19150284002.
  26. C. L. Reimer: Der Chlorgehalt in Werra- und Fuldawasser, in KALI 11, 331–333 (1917) sowie Angewandte Chemie 31, R 205 (1918). doi:10.1002/ange.19180315201. - C. L. Reimer, Der Chlorgehalt der Werra bei Münden im II. Halbjahr 1917, in KALI 12, 72–73 (1918).
  27. C. L. Reimer: Über das Hepkesche Verfahren zur Darstellung von Magnesia und Salzsaure aus Endlauge, in KALI 9, 309–311 (1915) sowie Angewandte Chemie 28, R 69 (1915). doi:10.1002/ange.19150281102.
  28. C. Reimer, diverse Einträge in Ullmanns Enzyklopädie der Technischen Chemie, Band 8 (1920).
  29. Historie Leopoldshall