Carmel de Lyon

religiöse Einrichtung

Das Carmel de Lyon (oder auch Carmel de Fourvière) ist eine auch heute noch aktive religiöse Einrichtung. Wie der Namen andeutet, ist es von den Karmelitinnen gegründet und wird von ihnen betrieben. Gegründet wurde es 1616 an den Hängen von La Croix-Rousse, in der Nähe des Amphitheaters des Trois Gaules und wurde während der Revolution geschlossen. Dank des Konkordats konnten die Schwestern 1804 wieder eine Gemeinschaft gründen, diesmal auf dem Hügel von Fourvière, dem Ort der heutigen Gemeinschaft.

Carmel de Fourvière
Orden Karmeliten
französisch Carmel seit 1616
Mutterhaus Couvent des Carmélites du faubourg Saint-Jacques
Gründungsjahr 1616
Diözese Erzbistum Lyon
Gründer Charles de Neufville und Jacqueline de Harlay

Madeleine de Saint-Joseph

Widmung Maria
Weblink www.carmel.asso.fr/
Lage
Land Frankreich
Region Rhône-Alpes
Département Métropole de Lyon
Gemeinde Lyon
Arrondissement 5.
Koordinaten 45°45'34 N
4°49'03
O

Geschichte

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Gründungsort des Klosters (« Les Carmélites ») am Hügel von La Croix-Rousse (Nordost, rechts auf dem Bild)

Gründung auf La Croix-rousse

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Das Carmel de Lyon wurde 1616 vom Gouverneur der Stadt, Charles de Neufville, und seiner Frau Jacqueline de Harlay gegründet, die sieben Nonnen aus Paris kommen ließen und sie zunächst in der Visitation unterbrachten. Am 9. Oktober übernahmen sie ihr Kloster am Hügel von La Croix-Rousse[1] an dem Ort, den man la Gella nannte, und der oberhalb der Stelle liegt, die später als der Platz des Amphitheaters von Lyon bekannt wurde. Madeleine de Saint-Joseph war die erste Priorin; sie kam mit fünf Schwestern des Carmel de l’Incarnation de Paris und einer bekennenden Schwester des Carmel de Tours.[2]

Das Carmel steht unter dem direkten Schutz der Familie Neufville de Villeroy, die es fast zwei Jahrhunderte lang als Grabstätte für Familienmitglieder nutzte.[2] Seit seiner Gründung – und bis heute – trägt das Haus den Namen Madonna des Mitgefühls (französisch Notre-Dame de Compassion).[1]

Da das Kloster ursprünglich ohne königliche Genehmigung in Lyon gegründet wurde, wurde diese Situation durch einen konsularischen Beschluss vom 13. November 1659 behoben und die Gründung des Klosters vierzig Jahre vordatiert; dieses Vorgehen wurde dadurch vereinfacht, als der Erzbischof von Lyon damals Camille de Neufville de Villeroy, Sohn des Hauptgründers, war.[2]

Die Revolution

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Am 11. Mai 1790 besuchte Bürgermeister Palerne de Savy das Kloster, wo er dreißig Nonnen und vier Konvertiten antraf, die alle bleiben wollten. Am 8. Januar 1791 wurde eine neue provisorische Vorgesetzte und ökonomische Leiterin bestimmt und schließlich von der Gemeinschaft gewählt. am 19. Juni 1791 wurde die Kirche des Klosters an die Gemeinde Saint-Louis angegliedert;[3] am 4. Oktober 1792 (13 venedémiaire an I, Revolutionskalender) wurde jedoch das Haus geschlossen und die Nonnen vertrieben. Fünf von ihnen kamen ins Gefängnis und eine, Anne Vial (Sœur Marie-Anne-Madeleine de la Croix), wurde am 5. April 1794 (16 germinal an II) hingerichtet.[4]

Das provisorische Haus der Vorsehung

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1804 wurde die Gemeinschaft neu gegründet. Den Nonnen war es jedoch weder erlaubt, das Kloster wieder zu errichten, noch die Nonnenkleidung zu tragen. Erst am 6. Januar 1815 erlaubte ihnen Kardinal Fesch, sich in Montée Saint-Barthélémy im Haus der Vorsehung (französisch maison de la Providence) zu versammeln.[4]

Das zweite Carmel auf dem Fourvière

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Am 10. Oktober 1850 kauften die Karmeliterinnen zusammen mit dem Orden von der Heimsuchung Mariens das Grundstück, auf dem sie das heutige Kloster bauten; der Grundstein zur Kirche wurde am 26. April 1853 gelegt. Die Karmeliterinnen zogen am 28. Juni 1854 in ihrem neuen Kloster ein.[4]

Die Gemeinschaft blühte auf. Im Jahr 1900 gründeten die Karmeliterinnen ein Tochterhaus in Domrémy und betrauten den Architekten Louis Sainte-Marie Perrin mit dem Bau.[5]

1988 war eine der Nonnen des Karmeliterinnen von Lyon Teil einer Delegation, die zu den Karmelitern von Auschwitz entsandt wurde, um zu versuchen, das Problem der Besetzung eines Baus im Vernichtungslager[6] gütlich zu lösen, insbesondere durch den Vorschlag eines Umzugs des polnischen Klosters.[7] Als 2005 das Carmel de Roanne schloss, kamen mehrere Nonnen zur Gemeinschaft von Lyon; da die Karmeliterinnen von Roanne mit denen von Koupéla in Burkina Faso eine Partnerschaft hatten, wurde diese nach Lyon übertragen.[8]

Literatur

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  • Jacques-Jules Grisard, Documents pour servir à l’histoire du couvent des Carmélites de Notre-Dame de la Compassion de Lyon, Lyon, Pitrat aîné, 1887, 413 S. (in: www.worldcat.org/)
  • Adolphe Vachet, Les Carmélites, in: Adolphe Vachet, Les anciens couvents de Lyon, Lyon, Emmanuel Vitte, 1895, 692 S. (in: https://fr.wikisource.org)
  • Jean-Baptiste Martin, Bernardines ; Carmélites ; Clarisses ; Bénédictines de Chazeaux ; Saint-François de Sales ; Calvaire, in: Jean-Baptiste Martin, Histoire des églises et chapelles de Lyon, B. I, Lyon, H. Lardanchet, 1908, 378 S. (ISBN 978-2716507899)
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Commons: Carmel de Lyon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Jean-Baptiste Martin, Bernardines ; Carmélites ; Clarisses ; Bénédictines de Chazeaux ; Saint-François de Sales ; Calvaire, in: Jean-Baptiste Martin, Histoire des églises et chapelles de Lyon, B. I, Lyon, H. Lardanchet, 1908, 378 S., ISBN 978-2716507899
  2. a b c Pierre Guichard, L’Atelier numérique de l’Histoire – La fondation du Carmel de Lyon (Memento vom 2. Februar 2018 im Internet Archive)
  3. Adolphe Vachet, Les Carmélites, in: Adolphe Vachet, Les anciens couvents de Lyon (S. 211–231), Lyon, Emmanuel Vitte, 1895, 692 S.
  4. a b c Musée du diocèse de Lyon
  5. Philippe Dufieux, Le mythe de la primatie des Gaules : Pierre Bossan (1814–1888) et l’architecture religieuse en Lyonnais au XIXe siècle, Lyon, Presses universitaires de Lyon, 2004, 311 S., ISBN 9782729707262
  6. Nachzulesen auf der französischen Seite.
  7. Thérèse Hebbelinck, L’affaire du carmel d’Auschwitz (1985–1993) : Implication des Églises belge et française dans la résolution du conflit, Louvain-la-Neuve, Presses universitaires de Louvain, Sammlung ARCA Sillages, 2012, 162 S., ISBN 9782875580429
  8. Die Meldung der Partnerschaft auf der französischen Seite der Diözese (Memento vom 22. Februar 2018 im Internet Archive)

Koordinaten: 45° 45′ 34,4″ N, 4° 49′ 3,2″ O