Centre interarmées d’essais d’engins spéciaux

Das Centre interarmées d’essais d’engins spéciaux (CIEES) war die Bezeichnung für drei französische Startplätze für suborbitale und orbitale Raketen in Algerien. Sie befanden sich in der Nähe von Colomb-Béchar, in Hammaguir und in der Nähe von Reggane.

Abzeichen des CIEES
Centre interarmées d’essais d’engins spéciaux (Algerien)
Centre interarmées d’essais d’engins spéciaux (Algerien)
Colomb-Béchar
Hammaguir
Reggane
Startplätze des CIEES

Geschichte

Bearbeiten

Am 12. Juni 1945, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, übernahm das französische Kriegsministerium die Verantwortung für die Entwicklung von selbstangetriebenen Geschossen. Die Rüstungsbehörde Direction des Études et Fabrications d’armement (DEFA) schlug am 13. August 1945 vor, eine Versuchseinrichtung zu errichten, um Nachbauten der deutschen V2 und eigene Raketenentwicklungen zu erproben. Die Wahl fiel auf Colomb-Béchar im damals französischen Algerien. Die Verkehrsanbindung mit einem Flugplatz und einer Eisenbahnverbindung zur Küste (die Mittelmeer-Niger-Bahn) waren günstig, außerdem ermöglichte die klare Luft eine optimale optische Verfolgung der Flugkörper.

So wurde am 24. April 1947 bei 31,6928° N, 2,2546° W das Centre d’essais d’engins spéciaux (CEES) für das französische Heer gegründet. Als sich ab Frühling 1948 die Luftwaffe beteiligte, wurde der Name in Centre interarmées d’essais d’engins spéciaux geändert. Auch die Bezeichnung Georges Léger wurde verwendet, nach einem Ingenieur, der auf dem Gelände ums Leben gekommen war.[1]

Es wurden zwei Starteinrichtungen erstellt: der erste Block B0 für Lenkflugkörper, der zweite Block B1 ab Dezember 1949 für größere Raketen. Von dort startete am 20. Mai 1952 die Veronique, die erste Flüssigkeitsrakete Frankreichs.

Diese zwei Starteinrichtungen waren für größere Raketen aufgrund des Geländes und aufgrund der Nähe der Stadt Colomb-Béchar und der marokkanischen Grenze jedoch nicht ausreichend. Im Jahr 1952 wurde entschieden, eine Einrichtung B2 etwa 120 km südwestlich der bisherigen Startplätze bei 30,871° N, 3,008° W zu errichten, der man den Namen Hammaguir gab, eine Verkürzung des eigentlichen Namens Hammada du Guir.

Ab 1952 wurden hier vier Starteinrichtungen gebaut: Bacchus für Feststoffraketen, Blandine für Flüssigkeitstreibstoffraketen, Béatrice für die Flugabwehrrakete Hawk und die Cora-Tests für die geplante Europa-Rakete sowie Brigitte für Teststarts von Raketen der Edelsteinserie. Von Brigitte aus wurde der erste französische Satellit Astérix gestartet. Während Satellitenstarts arbeiteten in Hammaguir 800 Wissenschaftler und Techniker sowie 3000 weitere Personen.

Zwischen 1961 und 1965 wurden einige Raketenstarts auch vom Plateau Reggane bei 26,7189° N, 0,2769° O durchgeführt, das sich 550 km weiter im Osten befand.

Gemäß den Verträgen von Évian, die im März 1962 zwischen Frankreich und Algerien geschlossen wurden, konnte Frankreich die Einrichtungen im unabhängigen Algerien noch fünf weitere Jahre verwenden. Nachdem am 4. April 1967 der letzte Start erfolgt war, räumte Frankreich die Startplätze und Testeinrichtungen zum 1. Juli 1967. Militärische Tests wurden nach Biscarrosse verlegt, zivile Raketenstarts an das Centre Spatial Guyanais in Französisch-Guayana.

Übersicht über die Startplätze

Bearbeiten
Name Bereich Raketentypen Erster Start Letzter Start Anzahl Maximalhöhe (km)
Colomb Bechar B0 Veronique N/NA, Centaure, Dragon 1 20. Mai 1952 20. Nov. 1965 18 404
Colomb Bechar B1 Monica 25. Feb. 1955 17. Jan. 1956 5 40
Blandine B2 Veronique, Vesta 7. März 1959 4. Apr. 1967 61 366
Bacchus B2 Aigle, Belier I, Centaure, Agate, Dragon 1, Topaze, Rubis 17. Dez. 1960 28. März 1967 108 2035
Brigitte B2 Aigle, Agate, Emeraude, Saphir, SSBS S1, Diamant A, MSBS M112 5. März 1963 15. Feb. 1967 32 Orbit
Beatrice B2 Cora 27. Nov. 1966 18. Dez. 1966 2 55
Reggane - Centaure, Veronique AGI 6. Dez. 1961 24. Juni 1965 12 150

Einrichtungen zur Bahnverfolgung

Bearbeiten

Zur optischen und elektromagnetischen Bahnverfolgung standen verschiedene Instrumente zur Verfügung:

  • Hochgeschwindigkeitskameras mit Brennweiten von bis zu 2 m
  • Optische Teleskope vom Typ Igor mit einer Brennweite von 12,5 m
  • Zwei Antennenfelder AME (Angle Measuring Equipment, englisch für Winkelmess-Einrichtung) mit je zwei 150 m langen Antennenreihen, um die Richtung zum Flugkörper zu bestimmen. Die Reichweite betrug bis zu 2000 km.
  • Das Radargerät Aquitaine befand sich zuerst in B2, später auf einem Hügel hinter B1 und wurde auch zur Bahnverfolgung von Starts von B2 eingesetzt. Es hatte eine Reichweite von 3000 km und dabei eine Auflösung von 10 m in der Entfernung und 0,1 mrad im Winkel.
  • Die Telemetriestation in Hammaguir benutzte eine Parabolantenne namens Cyclope von 27 m Höhe und 35 t Masse.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Jacques Tiziou: Le Centre Interarmées d’Essais d’Engins Spéciaux (CIEES). In: Nos premières années dans l'espace. Abgerufen am 19. Juli 2017 (französisch): „L’un de ces premiers essais coûta la vie à l’ingénieur Georges LEGER qui donna son nom à la base.“
Bearbeiten