Cesária Évora

kapverdische Sängerin

Cesária Évora (IPA: [sɨˈzaɾiɐ ˈɛvuɾɐ]; * 27. August 1941 in Mindelo; † 17. Dezember 2011 ebenda[1]) war die bekannteste Sängerin Kap Verdes und gilt als Königin der Morna.

Cesária Évora bei einem Konzert in Esch-sur-Alzette (2009)

Biografie Bearbeiten

Cesária Évora wurde die „barfüßige Diva“ genannt, weil sie traditionell ohne Schuhe und Strümpfe auftrat. Sie stammte aus einer Musikerfamilie der Stadt Mindelo auf der Insel São Vicente und hatte vier Geschwister. Ihr Vater Justino da Cruz Évora spielte Cavaquinho, Gitarre und Geige. Nach seinem frühen Tod kam Cesária erst in ein Kinderheim, dann zu Pflegeeltern. Sie lebte von Live-Auftritten in den Kneipen der Stadt. 1988, mit 47 Jahren, bekam sie ihren ersten Plattenvertrag und wurde sehr schnell zu einem Weltstar.

Zusammen mit Peter Maffay nahm sie den Song Sodade auf, der 2006 auf Maffays CD Begegnungen 2 – Eine Allianz für Kinder erschien. Im selben Jahr war sie am Album Carnets de bord des französischen Sängers Bernard Lavilliers beteiligt.

Die Sprache ihrer Lieder ist das kapverdische Kreol ihrer Heimat.

2008 erlitt Cesária Évora während einer Tournee in Australien einen Schlaganfall. Im Oktober 2009 erschien ihr Album Nha Sentimento, das im Frühjahr 2009 in Mindelo und in Paris aufgenommen und von José da Silva produziert worden war. Im September 2010 trat sie aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne ab und kehrte aus Paris nach Cabo Verde zurück, um, wie sie sagte, „die letzten Tage“ in ihrer Heimat zu verbringen. Sie starb am 17. Dezember 2011 in Mindelo. Der kapverdische Premierminister José Maria Neves ordnete daraufhin eine 48-stündige Staatstrauer an.[2]

Musik Bearbeiten

Der Ton ihrer Lieder ist lyrisch: Lebenslust, Wehmut und süße Melancholie, verlorene Liebe, Schmerz und Hoffnung, zusammengefasst in Sodade. In Voz d’Amor singt sie:

Tiefere Gefühle
Als alle schon durchkreuzten Meere
Meine Heimat, meine verborgene Welt
In der linken Seite meiner Brust.

Évora wird begleitet von Gitarre, Cavaquinho, Klavier, Bass, und Perkussion, dazu kommen häufig Geige, Akkordeon und Sopransaxophon. Hintergrund ihrer Lieder ist die Geschichte ihrer Heimat mit Themen wie Isolation, Sklavenhandel und Emigration. Neben den typisch kapverdischen Liedern interpretiert sie auch Lieder anderer Herkunft, zum Beispiel Besame Mucho. Der Gesangsstil ist geprägt von Glissandi in der Intonation und einem relativ freien Timing, das insbesondere bei rhythmischen Liedern im Kontrast steht zum festen Timing der Begleitband. Damit erhält die Musik ihren typischen, entspannt fließenden Charakter.

Nachwirkungen Bearbeiten

2012 wurde der Flughafen der Insel São Vicente, auf der ihre Geburtsstadt Mindelo liegt, nach Cesária Évora benannt.

2013 veröffentlichte der belgische Musiker Stromae auf seinem zweiten Studioalbum Racine carrée eine Hommage an Cesária Évora mit dem Titel „Ave Cesaria“.

2018 widmet sich eine Ausstellung im Palácio de Povo in Mindelo der Sängerin.[3]

Am 27. August 2019, zum 78. Geburtstag der Sängerin, widmete ihr die Suchmaschine Google ein Doodle.[4]

Auszeichnungen Bearbeiten

Diskografie Bearbeiten

Studioalben Bearbeiten

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  FR   BEW   CHTemplate:Charttabelle/Wartung/Charts inexistent
1993 Miss Perfumado FR42
 
×2
Doppelgold

(5 Wo.)FR
BEW153
(4 Wo.)Template:Charttabelle/Wartung/Belgien vor 1995BEW
Charteinstieg in FR 2001; in BEW 2012
1995 Cesária FR
 
Gold
FR
BEW36
(3 Wo.)BEW
1997 Cabo Verde FR17
 
Gold

(16 Wo.)FR
BEW40
(6 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 18. März 1997
1999 Café Atlantico FR12
 
×2
Doppelgold

(48 Wo.)FR
BEW32
(6 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 25. Mai 1999
2001 São Vicente di Longe FR11
 
Gold

(36 Wo.)FR
BEW19
(6 Wo.)BEW
CH32
(11 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 5. Juni 2001
2003 Voz d’Amor FR12
 
Gold

(45 Wo.)FR
BEW30
(9 Wo.)BEW
CH57
(6 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 23. September 2003
2006 Rogamar FR19
 
Gold

(53 Wo.)FR
BEW23
(14 Wo.)BEW
CH38
(6 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 6. März 2006
2009 Nha Sentimento FR21
(43 Wo.)FR
BEW82
(3 Wo.)BEW
CH83
(2 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 26. Oktober 2009

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Weitere Studioalben

  • 1987: Cesária (mit Tito Paris, Gitarre, Klavier, Gesang und Luis Morais, Klarinette)
  • 1988: La Diva Aux Pieds Nus
  • 1990: Distino di Belita
  • 1991: Mar Azul
  • 1998: Nova Sintra

Livealben und Kompilationen Bearbeiten

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  FR   BEW   CH
1998 Best of FR85
 
×2
Doppelgold

(6 Wo.)FR
BEW20
(8 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 19. Oktober 1998
Charteinstieg in FR 2011
2002 Anthologie – Mornas & Coladeras BEW35
(4 Wo.)BEW
CH58
(6 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 10. Juni 2002
2008 Radio Mindelo FR120
(3 Wo.)FR
Erstveröffentlichung: 5. Dezember 2008
Aufnahmen aus den frühen 1960er-Jahren
2010 Cesaria & FR102
(9 Wo.)FR
Duette mit Sängern und Sängerinnen der Welt
2013 Mãe Carinhosa FR23
(9 Wo.)FR
BEW50
(6 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 4. März 2013

Weitere Livealben und Kompilationen

  • 1994: Sodade – Les Plus Belles Mornas de Cesária (Best-of-Sammlung, FR:  Gold)
  • 1996: Club Sodade (Remixalbum)
  • 1996: Live à l’Olympia (Live-Mitschnitt aus Paris)
  • 2002: Cesária Évora 2002 (in Japan veröffentlicht)
  • 2004: Anthologie – Mornas & Coladeras (Best-of-Sammlung, Doppel-CD-Ausgabe von Anthology)
  • 2014: All Time Best
  • 2014: La Collection (6 CDs)
  • 2015: The Essential (2 CDs, Sony)

Singles Bearbeiten

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  FR   BEW   CH
2011 Sodade
FR42
(2 Wo.)FR

Videoalben Bearbeiten

  • 2001: Cesária Évora (DVD, Eric Mulet, ARTE)
  • 2002: Live in Paris (Live-DVD, aufgenommen am 28. April 2001 im Zénith (Paris))
  • 2004: Live d’Amor (Live-DVD, aufgenommen am 15. April 2004 im Le Grand Rex, Paris)

Boxsets Bearbeiten

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  FR   BEW   CH
2001 Miss Perfumado / Petit pays BEW116
(1 Wo.)BEW

Auszeichnungen für Musikverkäufe Bearbeiten

Goldene Schallplatte

  • Russland  Russland
    • 2003: für das Album Voz d’Amor
    • 2004: für das Album Best of
    • 2006: für das Album Rogamar

Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.

Land/RegionAus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Aus­zeich­nungen, Ver­käu­fe, Quel­len)
  Gold   Platin Ver­käu­fe Quel­len
  Frankreich (SNEP)  12× Gold120! P1.175.000infodisc.fr
  Russland (NFPF)  3× Gold30! P30.0002m-online.ru
Insgesamt   15× Gold15

Schriften Bearbeiten

  • Cesária Évora: Herzklopfen und Singen. Über ein freies Leben mit Müttern, Männern, Kindern und Musik. In: Lettre International, LI 97, Sommer 2012.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Cesária Évora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Cesária Évora ist tot. spiegel.de vom 17. Dezember 2011, abgerufen am 3. April 2018
  2. Sa voix est éternelle. Le Quotidien, 19. Dezember 2011
  3. Palácio de Povo auf lonelyplanet.com, abgerufen 11. August 2018.
  4. Cesária Évora: Google Doodle für afrikanische Sängerin auf computerhilfen.de, abgerufen 27. August 2019.
  5. Cesaria Evora (Memento vom 4. April 2018 im Internet Archive) bei mpc.encore.com (englisch), abgerufen am 3. April 2018
  6. a b Biographie Cesaria Evora, in: Tropical Music (Webseite ihres Labels in Deutschland), abgerufen am 15. Februar 2010
  7. ENTIDADES ESTRANGEIRAS AGRACIADAS COM ORDENS PORTUGUESAS – Página Oficial das Ordens Honoríficas Portuguesas. Abgerufen am 16. August 2019.
  8. Légion d'honneur pour Césaria Évora, „diva aux pieds nus et à la voix d’or“, französischsprachige Webseite der Zeitung La Dépêche vom 9. Februar 2009, abgerufen am 14. Februar 2010
  9. Franck Salin: Kora Awards 2010: où sont passés les artistes?, Afrik.com-Bericht vom 6. April 2010, abgerufen am 27. Mai 2010
  10. a b c d Chartquellen: FR BEW CH