Chalcophorella stigmatica
Chalcophorella stigmatica ist ein Käfer aus der Familie der Prachtkäfer und der Unterfamilie Chrysochroinae. Die Gattung Chalcophorella ist in Europa mit nur zwei Arten aus zwei verschiedenen Untergattungen vertreten. Chalcophorella stigmatica gehört zur Untergattung Chalcophorella. Traditionell wird die Art Chalcophorella stigmatica in die zwei Unterarten Chalcophorella stigmatica stigmatica und Chalcophorella stigmatica balcanica aufgeteilt.[1] Neuere Autoren sprechen jedoch balcanica den Rang einer Unterart ab.[2]
Chalcophorella stigmatica | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Chalcophorella stigmatica auf Holzapfelbaum | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Chalcophorella stigmatica | ||||||||||||
(Schönherr, 1817) |
Im Catalogue of life werden weltweit sieben lebende Arten der Gattung Chalcophorella gelistet.[3] Diese werden derzeit in drei Untergattungen geführt.[4][5]
Bemerkungen zum Namen und Synonymen
BearbeitenDer Käfer wurde erstmals 1817 von dem Schweden Schönherr unter dem Namen Buprestis stigmatica beschrieben.[6]
Die Gattung Buprestis wurde schon 1758 durch Linné aufgestellt[7] und danach mehrmals aufgespalten. Insbesondere zerlegte sie Eschscholtz 1829 in vierzehn Gattungen, wobei er aber nicht erwähnt, zu welcher Gattung er die Art stigmatica zählt.[8] Solier unterschied 1833 vierunddreißig Gattungen und ordnete stigmatica der von ihm neu aufgestellten Gattung Chalcophora zu.[9] Kerremans trennte die Gattung Chalcophorella von der Gattung Chahlcophora ab und rechnete stigmatica zu dieser neuen Gattung.[10] Das Wort Chalcophorella ist die Verkleinerungsform von Chalcophora. Der Name Chalcophora ist von altgriechisch χαλκός chalcós, deutsch ‚Erz‘ und φορός phorós, deutsch ‚Träger‘ abgeleitet und steht für „Käfer mit Erzglanz.“[11]
Der Artname stigmatica ist von lat. „stigmáticus“ für „mit Punkten versehen“ abgeleitet[12] und bezieht sich auf die vier hellen Punkte (Vertiefungen, Grübchen, Flecken, Makel) auf den Flügeldecken des Käfers. Varianten, die als eigene Arten beschrieben wurden, erhielten die Namen Buprestis quadrinotata[13] (vier-gezeichnet, nach den 4 Flecken auf den Flügeldecken), Buprestis lefebvrei[14] (nach dem französischen Entomologen Lefebvre), Buprestis marseuli[15] (nach dem französischen Entomologen Marseul), Buprestis quadrimaculata[16] (mit vier Flecken), Chalcophorella biimpressa[17] (nur mit den zwei vorderen Eindrücken der Flügeldecken), und Chalcophorella smoliki[18] (nach dem Sammler F. B. Smolik).
Obenberger trennte 1936 die Unterart Chalcophorella stigmatica balcanica von der Stammform ab.[18] Der Name erklärt sich dadurch, dass dieser Käfer zum Unterschied der ursprünglich aus Persien beschriebenen Stammform hauptsächlich im östlichen Balkan gefunden wurde. Balcanica wird in fast allen Datenbanken (noch) als Unterart geführt.[2] Sakalian vertrat jedoch 2003 die Ansicht, dass es sich bei balcanica nur um eine Variante handelt.[19] Entsprechend wird im Löbl-Katalog Chalcophorella stigmatica nicht mehr in zwei Unterarten aufgeteilt.[4]
Merkmale des Käfers
BearbeitenDer länglich ovale Käfer wird 22 bis 29 Millimeter lang bei einer Breite von sieben bis elf Millimetern. Die Farbe der Oberseite kann blau oder grün, kupfrig, braun oder schwarz sowie stumpf oder matt glänzend sein. Die Unterseite ist meist deutlich heller und glänzend kupferrot. Der Käfer ist nur schwach gewölbt. Die ganze Oberseite ist stark punktiert, der Grund der Punkte ist hell.
Der Kopf ist grob punktiert, die Stirn ist eingedrückt, im Eindruck verläuft eine Längsfurche (grüne Pfeilspitze in Abb. 2). Die elfgliedrigen Fühler sind kupferfarben. Das erste Glied ist keulenförmig, das zweite klein und rundlich, das dritte bereits am Ende verbreitert, die folgenden nach innen stumpf gezähnt, aber länger als breit und beidseitig mit Sinnesporen besetzt, das Endglied ist umgekehrt eiförmig. Die Oberlippe ist kurz und vorn ausgeschnitten. Die ovalen Augen sind relativ groß, ziemlich gewölbt und erreichen fast den Halsschild (Abb. 2). Die Oberkiefer sind stark gekrümmt und vierzähnig, die mittleren Zähne sind sehr klein. Das Kinn ist vorn gerade abgeschnitten, nicht gewellt. Die viergliedrigen Kiefertaster sind lang und schlank, das Basisglied und das Endglied kürzer. Das Endglied der dreigliedrigen Lippentaster ist länger und dünner als das zweite Glied.[20]
Der Halsschild ist breiter als lang, vorn auf Kopfbreite verengt mit herabgezogenen Vorderecken, danach ähnlich einem Kreisausschnitt sich bis vor der Mitte verbreiternd. Dahinter verlaufen die Seiten des Halsschilds nur noch schwach nach außen gewölbt bis zu den Hinterwinkeln. Die Hinterwinkel (blaue Pfeilspitze in Abb. 2) sind knapp rechtwinklig. Die Basis ist doppelt gebuchtet, der nach außen gewölbte Mittelteil breit. Der Halsschild ist kaum gewölbt und vor allem seitlich sehr grob punktiert. Mittig befindet sich eine undeutliche Längslinie (gelbe Pfeilspitze in Abb. 2), die etwa auf halber Länge beginnt (variabel) und vor Erreichen der Basis erlischt.
Das Schildchen ist punktförmig.
Die Flügeldecken sind gemeinsam an der Basis etwas breiter als der Halsschild und etwa dreimal so lang wie dieser. Die Schultern sind abgerundet, die Seiten fein gerandet. Über den Hinterhüften sind die Flügeldecken verschmälert (Seitenansicht), das Flügeldeckenende ist abgerundet zugespitzt. Der Nahtwinkel ragt als Spitze vor. Das Flügeldeckenende ist sehr schwach bis gar nicht gezähnelt. Die Grundstruktur der Flügeldecken variiert. Sie wird in der Erstbeschreibung als „fast ledrig ohne Rippen“ charakterisiert. In der Aufsicht in Abb. 1 sind jedoch zwei kaum erhabene, wenig auffällige Längsrippen erkennbar, Obenberger erwähnt als Merkmal für balcanica drei schwach ausgebildete aber deutlich erkennbare Längsrippen, für quadrinotata notiert Klug Punktreihen auf den Flügeldecken.[13]
Namensgebend für Chlorophorella stigmatica sind die zwei blassgelben Gruben auf jeder Flügeldecke. Die hintere Grube ist klein, annähernd kreisförmig und auf halber Höhe des letzten Drittels gelegen. Sie kann auch fehlen. Die vordere Grube ist größer und variiert in ihrer Form stark. Sie liegt im ersten Drittel der Flügeldecke und hat oft die Form einer nach vorn geöffneten Mondsichel (Abb. 4).
Der Fortsatz des Prosternums (in Abb. 5 hälftig grün) endet schwach knaufförmig und ist von einer Längsrinne durchlaufen. Das Metasternum ist der Länge nach flach niedergedrückt (in Abb. 5 hälftig lila). Auch das erste Abdominalsternit ist längs rinnenförmig etwas vertieft (in Abb. 5 hälftig pink). Das letzte Abdominalsternit ist beim Männchen ausgeschnitten, beim Weibchen abgerundet (Abb. 6).
Die Beine sind kräftig und wie die Unterseite gefärbt, manchmal mit stahlblauem Schimmer. Die Metacoxalplatte ist grob und dicht, nicht zerstreut, punktiert (in Abb. 5 gelb) und schließt gerade abgeschnitten ab. Die Tarsen sind alle fünfgliedrig, die Krallen einfach (nicht gespalten).[21][22][23]
Biologie
BearbeitenAls Biotop werden Streuobstwiesen, Olivenhaine, Obstplantagen und Weingärten angegeben (Abb. 3). Man findet die Käfer auf blühenden Büschen, beispielsweise dem Christusdorn oder Eichen, oder am Holz der Brutbäume. In Griechenland wurde die Art zwischen Ende April und Ende Juli gefunden. Die Larven entwickeln sich in Mandel-, Pfirsich-, Apfel- und Birnbäumen sowie anderen Bäumen der Gattung Prunus.[24][23]
Vorkommen
BearbeitenDie Art ist pontomediterran verbreitet. In Europa kommt sie nur im Südosten vor (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Nordmazedonien und der europäischen Türkei). Über Zypern erstreckt sich das Verbreitungsgebiet nach Israel, den Libanon, Syrien und die Türkei bis nach Jordanien, den Irak, Georgien und den Iran. In Afrika findet man den Käfer nur in Ägypten.[4] Die Unterart Chalcophorella stigmatica balcanica ersetzt die Stammform in Bulgarien und der Herzegowina.[1]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Chalcophorella stigmatica, Chalcophorella stigmatica stigmatica und Chalcophorella stigmatica balcanica bei Fauna Europaea, abgerufen am 2. Dez. 2020
- ↑ a b eigene Unterart: bei GBIF, bei Fauna Europaea, bei BioLib; keine Unterart: bei NCBI, bei Cerambycids, im Katalog Löbl&Löbl 2016 Vol. 3, Scarabaeoidea, Scirtoidea, Dascilloidea, Buprestoidea and Byrrhoidea S. 27
- ↑ Catalogue of live [1] (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 2. Dezember 2020
- ↑ a b c Hrgb: I. Löbl, L. Löbl: Catalogue of Palaearctic Coleoptera, Vol. 3, Scarabaeoidea, Scirtoidea, Dascilloidea, Buprestoidea and Byrrhoidea revised edition, 2016, ISBN 978-90-04-30913-5 (Hardbook), ISBN 978-90-04-30914-2 (E-Book) S. 459: Chalcophorella mit drei Subgenus, Vorkommen von Chalcophorella stigmatica, balcanica keine Unterart in der Google-Buchsuche
- ↑ a b Vladimir P. Sakalian: Contribution to the Knowledge of the Jewel Beetles (Coleoptera: Buprestidae) of the Balkan Peninsula. II. ACTA ZOOLOGICA BULGARICA 59 (1), 2007: 11–16 Taxonomie von Chalcophorella, Aedeagus Fig. 4 Nr. 1
- ↑ C. J. Schönherr: Appendix ad C. J. Schönherr Synonymian Insectorum Tom. 1 part 3 sistens Descriptiones novarum specierum Skara 1817 S. 232 bez. S. 119 Nr. 164
- ↑ Carolus Linnaeus: Systema naturæ per regna tria naturæ, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis 1. Band, 10. Ausgabe, Stockholm 1758 S. 342 Aufzählung Käfergattungen, Nr. 184 ist Buprestis
- ↑ Friedrich Eschscholtz: Zoologischer Atlas 1. Heft Berlin 1829S. 8F Aufteilung von Buprestis in der Google-Buchsuche
- ↑ M. Solier: Essai sur les Buprestides in Annales de la Société entomologique de la France 2. Band Paris 1833 S. 279 B. stigmatica zu Chalcophora
- ↑ Charles Kerremans: Monographie des Buprestides Tome 1, Bruxelles 1906 S. 61 Chalcophorella von Chalcophora abgespalten
- ↑ Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung)
- ↑ Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
- ↑ a b Fr. Klug in Ehrenberg: Symbolae physicae seu Icones et descriptiones corporum naturalium novorum aut minus cognitorum quae ex itineribus per Libyam Aegyptum Nubiam Dongalam Syriam Arabiam et Habessiniam (3). Pars zoologica II, Insecta Berlin 1831 18. Textseite (nicht paginiert) Nr. 20 Buprestis quadrinotata
- ↑ H. Gory: Histoire Naturelle et Iconographie des insectes coléoptères - Suite aux Buprestides tome II Paris 1841 S. 17 Buprestis lefebvrei
- ↑ Garbigletti, in Descriptions d'espèces nouvelles in L'Abeille 4. Band Paris 1867 S. LXVII Buprestis marseuli
- ↑ Ludwig Redtenbacher: Über den Charakter der Insekten-Fauna von Südpersien in Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1. Band Wien 1850 S. 47 Chalcophora quadrimaculata
- ↑ Maurice Pic: Notes diverses, descriptions et diagnoses (suite) in L'Échange – Revue Linnéenne Nr. 375 Lyon Mai-Juni 1916 S. 9 Chalcophorella biimpressa
- ↑ a b Jan Obenberger: De novis generis Chalcophorella formis (Coleoptera Buprestidae) in Časopis -Acta entomologica bohemoslovaca Band 33 S. 175 1936
- ↑ Vladimir P. Sakalian: A Catalogue of the Jewel Beetles of Bulgaria (Coleoptera Buprestidae) Sofia 2003, ISBN 954-642-172-3, S. 41 balcanica ist nur Variante
- ↑ Gustav Jäger (Hrsg.): C. G. Calwer’s Käferbuch. K. Thienemanns, Stuttgart 1876, 3. Auflage S. 332
- ↑ Joseph Waltl zu Passau: Beyträge zur Kenntnis der Coleopteren der Türkey in Isis Heft 6, Leipzig 1838 S. 454, Nr. 29 Buprestis stigmatica
- ↑ Ch. Kerremans: Monographie des Buprestides IV Band: Chalcophorini Bruxelles (Brüssel) 1909,1910 S. 79 Nr. 10 Chalcophorella stigmatica, neue Gattung S. 61, Schlüssel für die Arten S. 62f
- ↑ a b c Wand Kh. Ali: Contribution to the Knowledge of the genus Chalcophorella Kerr. 1903 (Coleoptera: Buprestidae) in the north of Irak (Kurdistan Region) Bull. Iraq nat. Hist. Mus. (2010) 11 (2): 17–26 Aedeagus Abbildung 1, Wirtspflanzen S.19, Schlüssel S. 18
- ↑ H. Mühle, P. Brandl, M. Niehuis: Catalogus Faunae Graeciae; Coleoptera:Buprestidae Printed in Germany by Georg Rößle Augsburg 2000