Der Chamissoplatz ist ein Platz im Berliner Ortsteil Kreuzberg des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg und befindet sich zwischen der Willibald-Alexis- und der Arndtstraße. Er ist benannt nach dem Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso (1781–1838). Die Wohngebäude des Platzes stammen aus dem 19. Jahrhundert und haben den Zweiten Weltkrieg sowie die Kahlschlagsanierung und Entstuckung der Nachkriegsjahre in großen Teilen unbeschadet überstanden.

Chamissoplatz
Platz in Berlin
Chamissoplatz
Chamissoplatz in südlicher Blickrichtung
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Kreuzberg
Angelegt 1870er/1880er Jahre
Neugestaltet 20. Jahrhundert
Einmündende Straßen
Arndtstraße (nördlich),
Willibald-Alexis-Straße (südlich)
Nutzung
Nutzergruppen Fußgänger, Radfahrer, Autoverkehr
Technische Daten
Platzfläche 11.000 m²

Lage und Nutzung

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Der Platz befindet sich nahe des ehemaligen Flughafens Tempelhof im Süden und der Bergmannstraße im Norden. Von den Anwohnern wird dieser Bereich Kreuzbergs auch „Bergmannkiez“ genannt.

Vom Charakter her ist der innere Teil des Chamissoplatzes ein Kinderspielplatz. An seiner Ostseite findet ganzjährig samstags von 9 bis 15 Uhr ein Wochenmarkt mit Bioprodukten aus der Region Berlin-Brandenburg statt,[1] der eine Rolle im Roman BETTNACHBARiN von Roland Siegloff spielt.[2] Erzeugnisse bietet unter anderem der Hof Marienhöhe an, der seit 1928 biologisch-dynamisch wirtschaftet und als ältester Ökobauernhof in Deutschland gilt.

Das gesamte Bauensemble am Chamissoplatz sowie die Gebäude in den angrenzenden Straßen stehen unter Denkmalschutz.[3] Der Platz ist häufiges Ziel von Sightseeing-Touren. Am Chamissoplatz befinden sich mehrere Gaststätten. Mitunter ist er Schauplatz von Dreharbeiten, wenn es gilt, eine Alt-Berliner Kulisse zu nutzen. Der Platz ist Dreh- und Handlungsort des 1980 gedrehten Films Berlin Chamissoplatz von Rudolf Thome.

Geschichte

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Schwengelpumpe am Chamissoplatz um 1900, Briefmarke von 1983
 
Chamissoplatz mit Wasserpumpe, 2024

Das Gebiet um den Chamissoplatz entstand während des rapiden Stadtwachstums der Gründerzeit und wurde als Ergänzung zum Hobrechtplan ab 1877 erschlossen. Der Schmuckplatz entstand nach einem Entwurf des Berliner Gartendirektors Hermann Mächtig von 1887.[4] Die Benennung nach Adelbert von Chamisso erfolgte am 24. April 1890. Zu dieser Zeit war die Randbebauung bereits fertiggestellt. Die historistischen Bauwerke sind großteils dem Neobarock und der Neorenaissance zuzuordnen. Man unterschied zunächst zwischen Chamissoplatz und Am Chamissoplatz, womit die westliche und östliche Begrenzung bezeichnet wurden. Die Gegend war anfänglich die Wohngegend der kleinen Leute wie Lehrer, Beamte, Handwerker und Arbeiter. Durch Hinterhöfe gab es eine dichte Bebauung mit wenig Komfort, pro Haus sind zwischen 15 und 20 Familien angegeben. Die umgebenden Straßen wurden mit Kopfsteinpflaster versehen. Die zuerst errichteten Gaslaternen sind noch erhalten, obwohl nach Senatsbeschluss diese in ganz Berlin verschwinden sollen.

Nach Hausbesetzungen in den 1980er Jahren erfolgte eine umfangreiche Sanierung der Gebäude im gesamten Kiez.[5] Die wesentlich verbesserten Wohnbedingungen und weitere Privatisierungen ganzer Gebäude führten und führen zu Mietenexplosionen und einem Bewohnerwechsel hin zu „gut Betuchten“.[6] Für das Gebiet um den Chamissoplatz erließ das Bezirksamt 2005 eine Erhaltungsverordnung, wodurch unter anderem die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen kontrolliert werden soll.[7]

Verkehrsberuhigung

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Ab Juli 2022 wurden im Rahmen des „Modellprojektes Fußverkehr Bergmannkiez“[8] des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg umfangreiche Maßnahmen rund um den Chamissoplatz getroffen, die den Durchfahrtverkehr für Pkw beschränken und die Sicherheit für den Rad- und Fußverkehr erhöhen sollen.

Dazu zählen mehrere Gehwegsvorstreckungen zum Chamissoplatz hin, die Umwandlung von Pkw-Stellplätzen in 90 Fahrrad-Stellplätze mit Bügeln sowie die Einrichtungen von Einbahnstraßen in der Fidicinstraße, Nostitzstraße und seit Juni 2024 auch für die östlich und westlich am Platz gelegenen Straßen. Zusätzlich ist die Durchfahrt durch die Willibald-Alexis-Straße sowie die Arndtstraße auf Höhe des Chamissoplatzes für Autos blockiert.

Der Betreiber des Ökomarktes am Chamissoplatz kritisiert die Parzellierung der Straßen am Chamissoplatz, die das Funktionieren des Marktes gefährdeten. Kritik gab es nach der dritten Bauphase zudem an der „Verpollerung“ des Platzes. Zunächst wurden 66 weiß-rot-reflextierende Poller installiert, die im Kontrast zum historischen Erscheinungsbild des Platzes standen. Mit dem Landesdenkmalschutzamt war diese Maßnahme nicht abgestimmt. Auch Anwohner sowie die Chamisso-Initiative fühlten sich übergangen.[9]

Inzwischen wurde der Großteil der Poller durch Pfosten ersetzt, die sich besser ins gründerzeitliche Bild einfügen.

Siehe auch

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Commons: Chamissoplatz (Berlin-Kreuzberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Website zum Ökomarkt am Chamissoplatz. Abgerufen am 2. Januar 2024
  2. Verlagsseite zum Roman BETTNACHBARiN. Abgerufen am 2. Januar 2024
  3. Baudenkmalsensemble um den Chamissoplatz
  4. Landesdenkmalamt Berlin: Tag des offenen Denkmals 2006 – Chamissoplatz (Memento vom 22. April 2017 im Internet Archive)
  5. berlin.de: Chamissoplatz (Memento vom 30. Oktober 2015 im Internet Archive). Leseprobe aus Berlin in 3 Tagen, Jaron Verlag, 2013; ISBN 978-3-89773-411-1.
  6. Thomas Loy: Monopoly im Chamissokiez. In: Der Tagesspiegel, 28. April 2011; abgerufen am 2. Januar 2024
  7. Erhaltungsgebiet Chamissoplatz. Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin.
  8. „Modellprojekt Fußverkehr Bergmannkiez“
  9. Justus Bonde: „Irrsinnige Bepollerung“: Wie am Chamissoplatz der Verkehr beruhigt werden soll. In: Berliner Zeitung. 15. Februar 2023, abgerufen am 30. Juni 2024.

Koordinaten: 52° 29′ 17″ N, 13° 23′ 28″ O