Charadrius
Charadrius ist eine Vogelgattung aus der Familie der Regenpfeifer (Charadriidae) mit weltweiter Verbreitung. Die Gattungsbezeichnung stammt aus dem Spätlatein und bezeichnet in der Vulgata einen gelblichen Vogel. Die lateinische Bezeichnung leitet sich wiederum von altgriechisch kharadrios[1] ab, der Bezeichnung für einen Vogel, der in Flusstälern (kharadra) lebt.[2]
Charadrius | ||||||||||||
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Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus alexandrinus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Charadrius | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Charadrius-Arten kommen weltweit vor. Einige der Vertreter dieser Gattung brüten in den borealen Zonen und sind ausgeprägte Zugvögel. Andere Arten sind Standvögel.
Merkmale
BearbeitenDie Gattung Charadrius umfasst eine große und sehr diverse Artengruppe. Ihnen gemeinsam ist das Fehlen der hinteren Zehe, der kurze, stumpfe Schnabel, der kurze Hals und ein dunkelbraunes Dunengefieder. Bei den meisten Arten weisen das Gesicht und die Kehle auffällige Farbabzeichen auf.[3] Typisch sind außerdem Brustbänder oder Halsringe. Einige Namen wie beispielsweise Doppelbandregenpfeifer oder Dreibandregenpfeifer spielen darauf an.
Die Arten der Gattung leben überwiegend von Insekten, Würmern und anderen Wirbellosen. Typisch ist ein Verhalten, bei dem sie schnell ein Stück trippeln und dann innehalten, um nach Nahrung zu suchen.
Arten mit mitteleuropäischer Verbreitung
BearbeitenIn Mitteleuropa kommen mehrere Charadrius-Arten vor. Der Flussregenpfeifer profitiert vom zunehmenden Angebot an Kiesgruben, um seine Nester an kiesigen Stellen anzulegen.[4] Für Sand- und Seeregenpfeifer wird prognostiziert, dass sie auf Grund der Klimaerwärmung in Mitteleuropa seltener werden. Während sich beim Sandregenpfeifer nach diesen Prognosen das europäische Verbreitungsgebiet insgesamt stark verkleinern wird, zählt der Seeregenpfeifer zu den vermuteten Profiteuren der Klimaerwärmung. Er erleidet zwar Arealverluste in Mitteleuropa, wird sein Verbreitungsgebiet aber im Mittelmeerraum, an der atlantischen Küste Europas sowie im Gebiet des Schwarzen Meeres nach heutigen Schätzungen deutlich ausweiten können.[5] Eine erhebliche Arealverkleinerung wird auch für den vorwiegend in Nordeurasien verbreiteten Mornellregenpfeifer erwartet, der in Mitteleuropa nur sporadisch brütet.[6]
Arten
BearbeitenDie Gattung Charadrius ist nicht monophyletisch. Die Mehrzahl der Arten ist näher mit dem Kiebitzen (Vanellus) verwandt als mit dem Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula), der Typusart der Gattung Charadrius. Die Klade um den Sandregenpfeifer ist phylogenetisch mit der Gattung Phegornis (Diademregenpfeifer (P. mitchelii)) verschachtelt. Der Schiefschnabel (Anarhynchus frontalis) wiederum steht innerhalb der näher mit dem Kiebitzen verwandten Klade.[7]
- Charadrius im engeren Sinne (11 Arten)
- Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula), Typusart der Gattung Charadrius
- Kappenregenpfeifer (Charadrius cucullatus)
- Flussregenpfeifer (Charadrius dubius)
- Forbesregenpfeifer (Charadrius forbesi)
- Schwarzstirn-Regenpfeifer (Charadrius melanops)
- Gelbfuß-Regenpfeifer (Charadrius melodus)
- Chathamregenpfeifer (Charadrius novaeseelandiae)
- Ussuriregenpfeifer (Charadrius placidus)
- Amerika-Sandregenpfeifer (Charadrius semipalmatus)
- Dreibandregenpfeifer (Charadrius tricollaris)
- Keilschwanz-Regenpfeifer (Charadrius vociferus)
- übrige Charadrius-Arten
- Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus)
- Punaregenpfeifer (Charadrius alticola)
- Wermutregenpfeifer (Charadrius asiaticus)
- Doppelbandregenpfeifer (Charadrius bicinctus)
- Schlankschnabel-Regenpfeifer (Charadrius collaris)
- Indochina-Seeregenpfeifer (Charadrius dealbatus)
- Falkland-Regenpfeifer (Charadrius falklandicus)
- Javaregenpfeifer (Charadrius javanicus)
- Wüstenregenpfeifer (Charadrius leschenaultii)
- Weißstirn-Regenpfeifer (Charadrius marginatus)
- Rotbrust-Regenpfeifer (Charadrius modestus)
- Mongolenregenpfeifer (Charadrius mongolus)
- Schneeregenpfeifer (Charadrius nivosus)
- Maoriregenpfeifer (Charadrius obscurus)
- Fahlregenpfeifer (Charadrius pallidus)
- Hirtenregenpfeifer (Charadrius pecuarius)
- Malaienregenpfeifer (Charadrius peronii)
- Rotkopf-Regenpfeifer (Charadrius ruficapillus)
- St.-Helena-Regenpfeifer (Charadrius sanctaehelenae)
- Madagaskarregenpfeifer (Charadrius thoracicus)
- Bergregenpfeifer (Charadrius montanus)
- Steppenregenpfeifer (Charadrius veredus)
- Wilsonregenpfeifer (Charadrius wilsonia)
Literatur
Bearbeiten- Hans-Günther Bauer, Einhard Bezzel, Wolfgang Fiedler (Hrsg.): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel. Aula-Verlag Wiebelsheim, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89104-647-2.
- Bruce M. Beehler, Thane K. Pratt: Birds of New Guinea. Distribution, Taxonomy, and Systematics. Princeton University Press, Princeton 2016, ISBN 978-0-691-16424-3.
- Simon Delany, Derek Scott, Tim Dodman, David Stroud (Hrsg.): An Atlas of Wader Populations in Africa and Western Eurasia. Wetlands International, Wageningen 2009, ISBN 978-90-5882-047-1.
- Brian Huntley, Rhys E. Green, Yvonne C. Collingham, Stephen G. Willis: A Climatic Atlas of European Breeding Birds. Durham University, The RSPB and Lynx Editions, Barcelona 2007, ISBN 978-84-96553-14-9.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Vgl. auch Physiologus. Frühchristliche Tiersymbolik. Übersetzt und herausgegeben von Ursula Treu. Union Verlag, Berlin (Ost) 1981 (DNB 810706830, mit ausführlichem Nachwort). 3. Auflage (Physiologus. Naturkunde in frühchristlicher Deutung): Artia Verlag, Hanau 1998, S. 9–11 (Nr. 3): „Es gibt einen Vogel, der heißt Charadrius, wie es im Buch Deuteronium geschrieben steht. […].“
- ↑ James A Jobling: The Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4, S. 99.
- ↑ Beehler, & Pratt: Birds of New Guinea. S. 168
- ↑ Delany u. a., S. 205.
- ↑ Huntley u. a., S. 171 und S. 172.
- ↑ Huntley, S. 174.
- ↑ David Černý, Rossy Natale: Comprehensive taxon sampling and vetted fossils help clarify the time tree of shorebirds (Aves, Charadriiformes). Molecular Phylogenetics and Evolution, Band 177, Dezember 2022, doi: 10.1016/j.ympev.2022.107620