Charnowo (Ustka)

Siedlung in Polen

Charnowo (deutsch Arnshagen, kaschubisch[1] Charnowò, slowinzisch Χãrnɵvɵ[2]) ist ein Dorf im Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Ustka (Stolpmünde) im Powiat Słupski (Stolper Kreis).

Charnowo
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Charnowo (Polen)
Charnowo (Polen)
Charnowo
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Ustka
Geographische Lage: 54° 33′ N, 16° 55′ OKoordinaten: 54° 32′ 51″ N, 16° 55′ 27″ O
Einwohner: 280
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Woiwodschaftsstraße 210: UstkaSłupskUnichowo (–Bytów)
Eisenbahn: PKP-Strecke 405: Piła–Słupsk–Ustka
Nächster int. Flughafen: Danzig

Geographische Lage

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Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, am Westufer der Stolpe, etwa 13 Kilometer nordnordwestlich von Stolp und sieben Kilometer südöstlich des Ostseeküstenortes Stolpmünde.

Geschichte

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Arnshagen, Kirchdorf, nordnordwestlich der Stadt Stolp (früher Stolpe geschrieben), südöstlich von Stolpmünde an der Ostsee und links der Stolpe, auf einer Landkarte von 1794.

Frühere Namensformen sind Arendshagen und Arenshagen. Das Dorf Arnshagen wird in einer Urkunde aus dem Jahr 1337 erwähnt, mit der die Grafen Jesko von Schlawe und Jesko von Rügenwalde aus dem Adelsgeschlecht der Swenzonen den Verkauf des Dorfs Arnshagen und des Hafens Stolpmünde an den Magistrat der Stadt Stolp bestätigten. Seiner historischen Dorfform nach war Arnshagen ursprünglich als Hagenhufendorf angelegt worden.

Um 1784 gab es in dem Ort einen Prediger, einen Schulmeister, neun Bauern und eine Schmiede bei insgesamt 16 Haushaltungen.[3] Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde aus dem städtischen Eigentumsdorf ein Bauerndorf.

Die Gemarkung der landgemeinde Arnshagen hatte Anfang der 1930er eine Fläche von 6,7 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 70 bewohnte Wohnhäuser an drei verschiedenen Wohnstätten:[4]

  1. Arnshagen
  2. Bahnhof Arnshagen
  3. Kamp

Um 1935 hatte Arnshagen unter anderem einen Gasthof, eine Molkerei, eine Mühle, eine Schmiede und zwei Tischlereien.[5] 1939 hatte Arnshagen insgesamt 60 landwirtschaftliche Betriebe.

Im Jahre 1910 waren in Arnshagen 377 Einwohner registriert. Ihre Zahl stieg bis 1925 auf 395, betrug 1937 noch 381 und schließlich 1939 noch 362 (bei einer Fläche von 666 Hektar).

Bis 1945 war Arnshagen mit den Ortschaften Arnshagen-Bahnhof und Kamp eine Gemeinde im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Sie bildete einen eigenen Amtsbezirk, war Sitz eines Standesamtes und gehörte zum Amtsgerichtsbereich Stolp.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Arnshagen am Vormittag des 8. März 1945 von der Roten Armee besetzt. Weil der Ort innerhalb des sowjetischen militärischen Sperrbezirks an der Ostsee lag, mussten die Bewohner ihren Ort für etwa drei Wochen verlassen. Anschließend wurde Arnshagen seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anfang August 1945 besetzten die ersten Polen die Höfe. Arnshagen wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung Charnowo verwaltet. Die Dorfbewohner wurden nach und nach von der polnischen Administration vertrieben. Transporte in Richtung Westen gingen von Stolp aus am 10. Dezember 1945 und am 5. Juni 1946 ab; die letzten Dorfbewohner wurden 1947 vertrieben.

Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 150 und in der DDR 106 aus Arnshagen vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[6]

Das Dorf ist heute ein Ortsteil (Sołectwo) der Gmina Ustka im Powiat Słupski der Woiwodschaft Pommern (1975–1998 Woiwodschaft Słupsk). Hier leben jetzt 280 Einwohner.

In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule unterrichtete ein Lehrer 51 Schulkinder. Ein neues zweiklassiges Schulgebäude mit zwei Wohnungen wurde am 9. Juli 1939 eingeweiht. Die letzten deutschen Lehrer waren Walter Janczikowsky und Heinz Hoffmeister.

Dorfkirche

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Dorfkirche (2004), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Arnshagen

Die schlichte Fachwerkkirche stammt aus dem Jahre 1625 und besitzt einen mit rundbogigen Blenden gegliederten Turm aus Feld- und Backsteinen von etwa 1400. Bis 1945 zeigte der farbenprächtige, von zwei glatten Säulen gerahmte Altar im Mittelbild die Kreuzigung Jesu. Der gesamte Innenraum, in den die Empore eigenartig weit hineinreichte, galt als einer der schönsten des ehemaligen Landkreises Stolp. Hier baute auch der Orgelbaumeister Christian Friedrich Völkner (1831–1905) aus dem Nachbarort Dünnow im Jahre 1859 seine erste Orgel – ein kleines Werk ohne Pedal –, die noch 1946 gespielt wurde. In der Kirche war ein Schiffsmodell aufgehängt.[7]

Mehr als 300 Jahre war die Arnshagener Kirche ein evangelisches Gotteshaus.

Im Jahr 1945 wurde die Dorfkirche von der polnischen Administration zugunsten der polnischen katholischen Kirche zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.

Kirchengemeinde bis 1945

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Die Bevölkerung des alten Kirchdorfs Arnshagen war vor 1945 überwiegend evangelischer Konfession. Der Ort war Pfarrsitz, zu dessen Kirchspiel noch die Filialkirche Groß Strellin sowie die Orte Hohenstein, Klein Strellin, Neumühl und Überlauf gehörten. Es lag im Bereich des Kirchenkreises Stolp-Stadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat oblag dem Magistrat von Stolp für Arnswalde und dem Rittergutsbesitzer von Groß Strellin. 1940 zählte das Kirchspiel Arnshagen insgesamt 1755 Gemeindeglieder, von denen 1105 zur Kirchengemeinde Arnswalde gehörten. Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1640 zurück.[8]

Polnische Kirchengemeinde nach 1945

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Die polnische Einwohnerschaft, die seit 1945 nach der Vertreibung der einheimische Dorfbewohner in dem Ort lebt, ist fast ausnahmslos katholischer Konfession. Der Ort ist jetzt nicht mehr Pfarrsitz, sondern – wie auch das Dorf Zimowiska (Wintershagen) – eine Filialgemeinde innerhalb der Pfarrei Najświętszego Zbawiciela in Ustka (Stolpmünde). Sie gehört zum Dekanat Ustka im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen. Hier lebende evangelische Kirchenglieder sind jetzt dem Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Słupsk in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet.

Eine Stichstraße führt direkt zur Woiwodschaftsstraße 210 (ehemalige deutsche Reichsstraße 125), die den Ort mit der Ostseeküste sowie mit der Kreisstadt Słupsk und darüber hinaus verbindet.

Seit 1878 ist der Ort Bahnstation an der Bahnstrecke Piła–Ustka (Schneidemühl–Stolpmünde).

Literatur

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  • Arnshagen, Dorf, Kreis Stolp, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Arnshagen (meyersgaz.org).
  • Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin, Band 2, Heft 1: Kreis Stolp, Saunier, Stettin 1894, S. 1–2 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 927, Ziffer 1 (Google Books).
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 378–383 (PDF Ortsbeschreibung Arnshagen)
  • Hans Glaeser-Swantow: Das Evangelische Pommern. 2. Teil: Behörden, Kirchen, Pfarrstellen, Geistliche, Anstalten und Vereine. 3. Auflage, Evangelischer Pfarrerverein der Provinz Pommern, Stargard 1940.
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 40 f.
  • Hans Moderow, Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück'schen Ms. bearbeitet. 2. Teil: Ernst Müller: Der Regierungsbezirk Köslin. Saunier, Stettin 1912.
  • Heinrich Schulz: Pommersche Dorfkirchen östlich der Oder. Ein Buch d. Erinnerungen. Beck, Herfort 1963.
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Commons: Charnowo, Pomeranian Voivodeship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Im Jahr 1867 gab es unter den Einwohnern des Kreises Stolp noch 188 Kaschuben in einigen Dörfern in der Nähe der Küstenseen und im Südosten (Groß Rakitt); vergleiche Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 127–128, Ziffer 4 (Google Books).
  2. Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
  3. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 927, Nr. 1.
  4. Die Gemeinde Arnshagen im ehemaligen Kreis Stolp in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  5. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 985 (Google Books).
  6. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 382–383 (PDF Ortsbeschreibung Arnshagen)
  7. Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin, Band 2, Heft 1: Kreis Stolp, Saunier, Stettin 1894, S. 1–2 (Google Books).
  8. Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 216 (Google Books).