Christ, unser Herr, zum Jordan kam
Christ, unser Herr, zum Jordan kam ist ein Kirchenlied von Martin Luther. Er verfasste es als eines seiner spätesten Lieder 1541.[1] 1543 wurde es in die Neuauflage des Klugschen Gesangbuchs aufgenommen und vervollständigte dort mit dem Thema Taufe die Reihe der Katechismuslieder, in denen Luther die Hauptstücke der reformatorischen Glaubenslehre[2] in Liedform zum Singen und Memorieren darbot.
Im Zeitalter der Lutherischen Orthodoxie gehörte Christ, unser Herr, zum Jordan kam zu den Kernliedern. Liturgisch war es dem Johannestag zugeordnet. Im Evangelischen Gesangbuch ist es enthalten (EG 202).[3]
Inhalt
BearbeitenDas Lied hat sieben Strophen.
Die ersten vier Strophen beziehen sich auf die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer. Dieses Ereignis wird als Stiftung der Taufe beschrieben und trinitarisch und sakramentstheologisch gedeutet: Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind gemeinsam am Werk; und zum Wasser als „Stoff“ des Sakraments tritt das Wort vom Himmel, das den Geist vermittelt und Glauben bewirkt.
Erst Strophe 5 und 6 nehmen auf den Taufbefehl Jesu Bezug, der am Ende des Matthäus- und des Markusevangeliums berichtet wird und der in der Markusfassung ausdrücklich auch die Verdammnis als Folge des Unglaubens nennt. Diesen Unglauben interpretiert Luther als Vertrauen auf die – durch die Erbsünde unwiederbringlich verlorene – eigene Heiligkeit statt auf Christus.
Die letzte Strophe beschreibt noch einmal die sichtbar-unsichtbare Doppelnatur des Sakraments.
Melodie
BearbeitenDie dorische[4] Melodie ist älter als der Text. Sie erscheint bereits in Johann Walters Geistlichem Gesangbüchlein von 1524, dort zu dem Text Es wolle Gott uns gnädig sein.[5] Ob die Melodie von Luther oder von Walter geschaffen wurde, ist nicht gesichert. Jedenfalls hat sie den Schwung vieler früher Reformationslieder, vor allem im zweiten Teil mit seinen kürzeren Auftakten, Quartsprüngen und Synkopen.
Musikalische Bearbeitungen
BearbeitenLuthers Tauf- und Johanneslied ist etwa zweihundert Jahre lang häufig für Orgel, Chor und andere Besetzungen bearbeitet worden. Die berühmtesten Bearbeitungen stammen von Johann Sebastian Bach (Orgelchoräle BWV 684 und 685; Kantate BWV 7).
Text
BearbeitenLuther 1541[6] | Evangelisches Gesangbuch 1993 |
Christ unser Herr zum Jordan kam |
Christ, unser Herr, zum Jordan kam |
Literatur
Bearbeiten- Kurt Aland (Hrsg.): Luther Deutsch. 2. Auflage. Band 6. Stuttgart / Göttingen 1966, S. 352 f.
- Gerhard Hahn, Helmut Lauterwasser: 202 – Christ, unser Herr, zum Jordan kam. In: Wolfgang Herbst, Ilsabe Seibt (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 18. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, ISBN 978-3-525-50341-6, S. 22–29, doi:10.13109/9783666503412.22.
- 33. [Christ unser Herr zum Jordan kam]. In: Martin Luther: Gedichte, Geistliche Lieder (120 Bände). Band 35. Weimar 1888 ff., S. 468–470; Digitalisat. zeno.org
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ In diesem Jahr erschien es als Einzeldruck (Aland S. 352).
- ↑ Zehn Gebote, Glaubensbekenntnis, Vater unser, Taufe, Abendmahl
- ↑ Steffie Langenau: Christ, unser Herr, zum Jordan kam. kirche-im-wdr.de, 18. Juni 2022 (Verkündigungssendung).
- ↑ Friedrich Wilhelm Franke: Theorie und Praxis des harmonischen Tonsatzes. Georg Olms Verlag, Hildesheim u. a. 1987, ISBN 978-3-487-41490-4, S. 159 (Nachdruck der 4. veränderten Auflage 1929, 1. Auflage 1898; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Information. (PDF; 94 kB) Schweizer Liturgiekommission, S. 29.
- ↑ nach 33. [Christ unser Herr zum Jordan kam]. In: Martin Luther: Gedichte, Geistliche Lieder (120 Bände). Band 35. Weimar 1888 ff., S. 468–470; Digitalisat. zeno.org