Christian Juncker
Christian Juncker (* 16. Oktoberjul. / 26. Oktober 1668greg. in Dresden; † 19. Juni 1714 in Altenburg) war ein sächsischer Historiograph, Pädagoge, Numismatiker, Bibliothekar und Schriftsteller.
Leben
BearbeitenDer Sohn des Dresdner Hofschneiders absolvierte ab 1679 die Kreuzschule, flüchtete 1680 vor der Pest nach Zwickau, wo er bis zu seiner Rückkehr nach Dresden 1681 die dortige Ratsschule besuchte. 1683 wechselte er an die Landesschule nach Meißen.[1] Von 1687 bis 1695 studierte er an der Universität Leipzig. Hier wirkte er an der Wissenschaftszeitschrift Acta Eruditorum mit und erlangte bereits mit den ersten Publikationen weitreichende Bekanntheit.
Als Konrektor erhielt er 1696 eine Anstellung am Hennebergischen Gymnasium Schleusingen. Dort begann er die Geschichte der Grafen von Henneberg aufzuarbeiten. So stellt er beispielsweise 1701 beim dortigen Superintendenten Meis den Antrag, die zugemauerte Gruft der Henneberger Grafen in der St. Johanniskirche in Schleusingen zu öffnen, um die Daten auf den darin enthaltenen Zinnsärgen aufzuzeichnen. Sein Gesuch wurde von Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz abgelehnt. Juncker forschte weiter zur hennebergischen Geschichte und verfasste das nur handschriftlich vorliegende Werk Ehre der gefürsteten Grafschaft Henneberg.[2] Zu einer Drucklegung war es nicht mehr gekommen, da Juncker 1708 eine wesentlich besser dotierte Stelle als Rektor des Gymnasiums in Eisenach erhalten hatte. 1713 erhielt er den Ruf als Direktor des Gymnasiums zu Altenburg, wo er bis zu seinem Tod 1714 wirkte.
1711 wurde er als auswärtiges Mitglied in die Königlich Preußische Sozietät der Wissenschaften aufgenommen.[3]
Werk
BearbeitenJunckers Übersetzungen von französischsprachigen Reiseberichten von Nicolas Sanson über Persien (1695) und von Baltasar de Moncony über Asien (1697), der Abhandlung über die Geographische und Historische Beschreibung Der Siebenzehn Niederländischen Provintzien (1698), von Schriften der Missionare Joachim Bouvet und Charles Le Gobien sowie des französischen Mathematikers Louis le Comte über China (1699) und der Reisebeschreibungen von Maximilian Misson über Italien (1701) beeinflussten das geographische Wissen der Zeit nicht unwesentlich. Als anerkannter Numismatiker im barocken Netzwerk um Wilhelm Ernst Tentzel, Christian Wermuth und Christian Schlegel publizierte Juncker unter anderen numismatischen Werken 1699 und 1706[4] eine mit Münzen und Medaillen illustrierte Biografie über Martin Luther. Seine Ad modum Minelli[5] bearbeiteten Schriften römischer Geschichtsschreiber galten in vielen deutschen Schulen über Jahrzehnte als unverzichtbarer Lesestoff.[6]
Familie
BearbeitenEr heiratete die Tochter eines Gymnasialdirektors in Schleusingen, die jedoch im dritten Ehejahr starb. Später heiratete Juncker die Tochter eines Ratsherrn. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor. Sein Sohn Gottlob Friedrich Wilhelm Juncker ging 1731 nach Russland und wurde dort ein anerkannter Dichter, Historiograf und Ehrenmitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften.
Ehrungen
BearbeitenJuncker wurde 1705 der Titel hennebergischer und 1711 der Titel kursächsisch-polnischer Historiograph verliehen. In Schleusingen und in Eisenach wurden später Straßen nach ihm benannt.
Literatur
Bearbeiten- Heinrich Julius Kämmel: Juncker, Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 690–692.
- Urania Kultur- und Bildungsverein Gotha e. V. (Hrsg.): Eisenacher Persönlichkeiten. Ein biografisches Lexikon. RhinoVerlag, Weimar 2004, ISBN 3-932081-45-5, S. 72.
- Jürgen Voss: Juncker, Christian. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 660 f. (Digitalisat).
- Carsten Berndt: Leben und Wirken von Christian Juncker (1668 – 1714); Pädagoge, Historiograph der Ernestiner, Luther-Biograph, Numismatiker, Übersetzer und Bibliothekar, Rockstuhl, Bad Langensalza 2017, ISBN 978-3-95966-210-9.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Berndt, S. 8
- ↑ Neuzeitliche Handschriften, Ehre der gefürsteten Grafschaft Henneberg. Christian Juncker. Abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Mitglieder der Vorgängerakademien. Christian Juncker. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 10. April 2015.
- ↑ Juncker, Christian: Das guldene und silberne Ehren-Bedächtniss Martini Lutheri : In welchem dessen Leben, Tod, Familie und Reliquien, benebst den vornehmsten Geschichten der evangelischen Reformation, wie auch der evangelischen Jubel-Feyern umständlich beschrieben und auf eine sonderbar anmuthige Art aus mehr als zwey hundert Medaillen oder Schau-Müntzen und Bildnissen von rarer Curiosität mit auserlesenen Anmerckungen erkläret werden durch Christian Juncker. Frankfurt und Leipzig bei Johann Andreä Endters sel. Sohn und Erben
- ↑ = „Nach Art des Minell“. Der niederländische Pädagoge Jan Minellius (1625–1683) gab in Rotterdam Schulausgaben der klassischen Schriftsteller heraus, die seiner Zeit verbreitet und beliebt waren und daher oft nachgeahmt wurden.
- ↑ Berndt, Einband Rückseite
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Christian Juncker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Christian Juncker in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Personendaten | |
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NAME | Juncker, Christian |
KURZBESCHREIBUNG | sächsischer Historiograph, Pädagoge, Numismatiker, Bibliothekar und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 26. Oktober 1668 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 19. Juni 1714 |
STERBEORT | Altenburg |