Christian Leopold Casimir Aethiop

Modell für Künstler

Christian Leopold Casimir Aethiop (* 1659[Anm. 1] oder 1661[Anm. 2]) war ein Modell für bildenden Künstler.

Christian Leopold Casimir Aethiop, um 1670
 
Eintrag von Christian Leopold Casimir Aethiop in den Matrikeln der Hohen Landesschule, Hanau, 1674

Graf Friedrich Casimir von Hanau schloss 1669 mit der Niederländischen Westindien-Kompanie einen Vertrag über den Erwerb einer Kolonie in Guyana, Südamerika.

Anlässlich dieses Vertragsschlusses schenkte ihm die Niederländische Westindien-Kompanie unter anderem einen „schönen Angolischen Mohren“[1], einen damals etwa achtjährigen Afrikaner.[2][Anm. 3] Auch der Generalgouverneur der Besitzungen der Niederländische Westindien-Kompanie in Brasilien, Johann Moritz von Nassau-Siegen, hatte bei seiner Rückkehr von dort 1644 einen „Mohrenknaben“ als Diener mitgebracht.

Mit 15 Jahren wurde Christian Aethiop 1674 im Pädagogium („Unterstufe“) der Hohen Landesschule in Hanau immatrikuliert.[3]

Die Vornamen von Christian Leopold Casimir Aethiop bezogen sich auf[4]

Der Nachname bezieht sich auf die Herkunft, wobei „Aethiop“ einfach für „Afrika“ steht.

Christian Aethiop in der Kunst

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Johann David Welcker: Allegorie auf den Erwerb von Hanauisch-Indien durch den Grafen Friedrich Kasimir von Hanau (1676 [?]) – im Vordergrund rechts: Christian Aethiop
 
Johann Moritz von Nassau-Siegen mit einem „Mohrenknaben“, von Pieter Nason (1675)

In dem Ölgemälde von Johann David Welcker Allegorie auf den Erwerb von Hanauisch-Indien[5] ist ein „Mohrenknabe“ prominent im Vordergrund platziert und präsentiert Graf Friedrich Casimier eine Schatulle mit Juwelen, die die Reichtümer von Hanauisch Indien repräsentieren. Die Kunstgeschichte geht aufgrund der Vorgeschichte davon aus, dass hier Christian Aethiop dargestellt ist.[6]

Es gibt eine Reihe von Porträts hochadeliger Herrschaften aus dieser Zeit – so z. B. auch von Johann Moritz von Nassau-Siegen –, die sich als Zeichen der Weltläufigkeit mit einem „Mohrenknaben“ zusammen darstellen zu ließen. Das lässt Zweifel daran aufkommen, ob es sich bei diesen Assistenzfiguren wirklich um Porträts realer Personen oder nicht doch um schematisierte Darstellungen eines Typus handelt.[7] Die Vermutung, dass alle diese Porträts aus dem Umkreis der Familien Oranien und des mit ihr verwandten Grafen von Hanau denselben jungen Mann darstellen[8] kann so jedenfalls nicht stimmen. Die Darstellungen entstanden von Mitte der 1650er Jahre bis etwa 1680.[9] Die Assistenzfigur altert in diesen Jahren nicht und Christian Aethiop wurde nach allen Quellen (erst) um 1660 geboren. Für das Porträt mit dem Hanauer Grafen ist wahrscheinlich, dass das Bild auch ihn zeigt, bei den anderen ist das zum Teil mehr als fraglich.

Literatur

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  • Gerhard Bott: Graf Friedrich Casimir von Hanau (1623–1685). Der „König vom Schlaraffenland“ und seine Kunstschätze. Hanau 2015, ISBN 978-3-86314-215-5
  • Holger Th. Gräf: Oranierbildnisse – ihre Funktion für Dynastie und Politik. In: Rouven Pons (Hg.): Oranien und Nassau in Europa. Lebenswelten einer frühneuzeitlichen Dynastie. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-930221-38-7, S. 208–241.
  • Thomas Eser: Graf Friedrich Casimirs von Hanau-Lichtenberg allegorischer Verzicht auf die Kolonie „Neu-Teutschland“ in Guayana. In: Georg Ulrich Großmann (Hg.): Von teutscher Not zu höfischer Pracht [Ausstellungskatalog]. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 1998, ISBN 3 7701 4457 0, S. 150–152.
  • André Griemert: Wann ging Moritz Daniel Oppenheim zur Hohen Landesschule in Hanau? Zugleich ein Prolegomenon für eine Edition der Matrikel des kleinen Gymnasiums der Hohen Landesschule. In: Hanauer Geschichtsverein 1844 (Hg.): Neues Magazin für Hanauische Geschichte. Hanau 2020, S. 3–38.

Anmerkungen

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  1. Dieses Geburtsjahr ergibt sich aus den Angaben in den Matrikeln der Hohen Landesschule Hanau (Griemert, S. 15).
  2. Dieses Geburtsjahr ergibt sich daraus, dass der Vertrag über Hanauisch-Indien 1669 geschlossen wurde und Christian Aethiop damals acht Jahre gewesen sein soll (Eser, S. 152).
  3. Ob nun Angola, Äthiopien oder Guyana, das konnte man damals in Hanau, ganz an den Anfängen der Globalisierung, wohl nicht so recht zuordnen.

Einzelnachweise

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  1. R. Wille: Die letzten Grafen von Hanau-Lichtenberg = Mitteilungen des Hanauer Bezirksvereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Nr. 12. G. M. Alberti 1886, S. 16, nach Griemert, S. 15, und Bott, S. 46 Anm. 162, unter Bezug auf Johann Joachim Becher: Politischer Discurs, Von den eigentlichen Ursachen, deß Auff- und Abnehmens der Städt, Länder und Republicken. In Specie, Wie ein Land Volckreich und Nahrhafft zu machen, und in eine rechte Societatem civilem zu bringen; Auch wird von dem Bauren-, Handwercks- u. Kauffmanns-Standt. ausführlich gehandelt […] 3. Auflage. Zunner, Frankfurt 1688, S. 1197.
  2. Eser, S. 152.
  3. Griemert, S. 15.
  4. Griemert, S. 15.
  5. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1164.
  6. So zuletzt Bott, S. 46.
  7. Gräf, S. 238.
  8. So: Griemert, S. 15, Anm. 56.
  9. Gräf, S. 237f.