Christian Richter (Baumeister, 1655)

deutscher Baumeister

Christian Richter (* 1655 in Weimar; † 21. September 1722 ebenda) war ein deutscher Baumeister.

Schloss Saalfeld
 
Rathausturm in Weißenfels
 
Reste des Zucht- und Waisenhauses in Weimar, Böttchergasse 9

Christian Richter stammte aus der Weimarer Maler- und Architektenfamilie Richter und war der Sohn von Johann Moritz Richter dem Älteren (1620–1667) und erhielt von ihm bzw. seinem älteren Bruder Johann Moritz Richter dem Jüngeren (1647–1705) eine Ausbildung als Baumeister und Architekt. Danach besuchte er eine Universität und bildete sich im Ausland weiter. Im Jahr 1690 kam er als fürstlicher Baumeister an den Hof nach Weißenfels. Im selben Jahr errichtete Richter dort den Rathausturm mit einer Turmuhr neu. Der Dichter Johann Beer schrieb in seinem Diarium:

Den 2. Novemb. dieses Jahres hat H. Christian Richter den neuen Rathauß Thurm allhier aufgerichtet, und hat also der dritte Seiger zu schlagen angefangen.

Johann Beer[1]

Von Richter selbst ist ein Gratualtionscarmen zur Einweihung des Rathausturmes am 28. Oktober 1690 aktenkundig:

Es wächst, mein Weißenfels, dein Ruhm von Zeit zu Zeiten
Durch deines Hauses Pracht, die du lässt zubereiten,
Und durch die Opera, die du lässt jährlich sehn,
Wird deiner Fürsten Preis in viele Länder gehn.[2]

Im Jahr 1699 wurde ihm die Bauleitung der Schlosskapelle Coburg übertragen, er schrieb am 25. September 1698 aus Saalfeld, dass er wegen der Veränderung der Architektur nicht nach Coburg abreisen könne. Von 1700 bis 1710 stand er in sächsisch-röhmhildschen Diensten und war zugleich für die Höfe in Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen und Sachsen-Coburg-Saalfeld tätig. Seit 1710 arbeitete er für Herzog Wilhelm-Ernst von Sachsen-Weimar und wurde 1713 als Nachfolger von Johann Mützel zum Oberlandbaumeister ernannt[3]. Er errichtete zahlreiche Profan- und Sakralbauten.

 
Altes Gymnasium (heute Wilhelm-Ernst-Gymnasium) nach der Sanierung im Jahre 2014

Charakteristisch für seinen Baustil sind die an den Fassaden angebrachten Zwerchgiebel oder Gauben, die als Kreissegmentflächen in Verbindung mit rechteckigen Flächen ausgeführt sind.

Sein Urgroßvater war der 1544 geborene und 1608 in Altenburg verstorbene Maler Erasmus Richter. Sein Großvater (hatte den am 16. Februar 1600 in Altenburg geborenen Goldschmied Augustus Richter als Bruder) war der Weimarer Hofmaler Christian Richter (1587–1667), dessen andere Söhne (seine beiden Onkel) der Hofmaler Wilhelm Richter (1626–1702) und der Maler Albrecht Richter (1623–1674) waren. Sein älterer Bruder Johann Moritz Richter der Jüngere und dessen Sohn Johann Adolph Richter (1682–1768) waren ebenfalls Architekten.

 
Altherzoglichen Haus in Weißenfels, links das herzogliche Ballhaus

Bauwerke

Bearbeiten

Literaturwerke

Bearbeiten
  • Des durchlauchtigsten Fürsten und Herrns Herr Heinrichens, Hertzogens zu Sachsen ... Fürstliche Bau-Lust. Georg Heinrich Oppermann, Römhild, 1698. (Mitverfasser)

Literatur

Bearbeiten
  • Friedrich Gerhardt: Geschichte der Stadt Weissenfels a. S.: mit neuen Beiträgen zur Geschichte des Herzogtums Sachsen-Weissenfels. Weißenfels, 1907, S. 221.
  • Helga Baier Schröcke: Der Stuckdekor in Thüringen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Akademie-Verlag, Berlin, 1968, S. 27 und 49f.
  • Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar – Lexikon zur Stadtgeschichte. Böhlaus Nachf., Weimar, 1998, S. 26ff., S. 367.
  • Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biografische Enzyklpädie, Band 8, Poethen – Schlüter. 2. überarbeitete Auflage, Saur, München, 2007, S. 369.
  • Vinzenz Czech (Hrsg.): Fürsten ohne Land: höfische Pracht in den sächsischen Sekundogenituren. Lukas, Berlin, 2009, S. 73.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Ansgar M. Cordie: Raum und Zeit des Vaganten: Formen der Weltaneignung im deutschen Schelmenroman des 17. Jahrhunderts. Walter de Gruyter, Berlin und New York, 2015, S. 278.
  2. Arno Werner: Städtische und fürstliche Musikpflege in Weißenfels bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Breitkppf & Härtel, Leipzig, 1911, S. 111.
  3. Helen Geyer: Johann Sebastian Bach in Weimar (1708-1717) Hainholz, Göttingen, 2008, S. 136.