Christine von Dohnanyi

Ehefrau des Hans von Dohnanyi

Christine „Christel“ von Dohnanyi, geborene Bonhoeffer (* 26. Oktober 1903 in Königsberg; † 2. Februar 1965 in Kassel), war eine Deutsche, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv war.[1]

Christine Bonhoeffer kam als fünftes Kind Karl Bonhoeffers und dessen Frau Paula, geborene von Hase, zur Welt; einer ihrer Brüder war Dietrich Bonhoeffer.[1] Sie besuchte das Grunewald-Gymnasium.[2] Im September 1921 verlobte sie sich mit Hans von Dohnanyi, einem Schulfreund ihrer Brüder.[2] 1924 brach sie ihr Studium der Zoologie ab,[2] 1925 heirateten sie.[3] Ihre Tochter Barbara wurde 1926 geboren, der erste Sohn Klaus kam 1928 und der zweite Sohn Christoph 1929 zur Welt.[3]

Christine von Dohnanyi nahm an allen Widerstandsaktivitäten ihres Mannes Hans von Dohnanyi Anteil und trug sie mit.[4] Er hatte sie über alle Aktivitäten aufgeklärt und stand mit ihr im regen Austausch.

Neben ihrem Mann und ihrem Bruder Dietrich Bonhoeffer wurde auch sie im Haus in Sacrow am 5. April 1943 wegen des Verdachts auf Hoch- und Landesverrat von der Gestapo festgenommen.[2][5] Von der Gefangennahme seiner Frau und seines Schwagers wusste Hans von Dohnanyi lange Zeit nichts und versuchte aus dem Gefängnis heraus, Briefe an die Ehefrau zu verschicken. Christine von Dohnanyi wurde, noch angeschlagen von einer Magenoperation Anfang 1943, zunächst ins Polizeigefängnis Charlottenburger Kaiserdamm gebracht und anschließend gemeinsam mit der Ehefrau und der Sekretärin von Josef Müller im Polizeipräsidium Alexanderplatz inhaftiert.[2] Sie bemühte sich auch aus dem Gefängnis heraus, Mitglieder des Widerstandes zu entlasten.[6] Sie wurde nach wenigen Wochen wieder freigelassen.[7] Nach ihrer Freilassung versuchte sie erfolglos, auch die Freilassung ihres Mannes und ihres Bruders zu erreichen.[6] Sie schmuggelte mehrfach Diphtheriebazillen, um diesem zu ermöglichen, Vernehmungen zu entgehen,[8] aber auch geheime Nachrichten in das Gefängnis ihres Mannes. Jeglicher Kontakt lief dabei über den NS-Untersuchungsrichter und Oberstkriegsgerichtsrat Manfred Roeder, der die Besuchs- und Schreibmöglichkeiten erheblich beeinflusste.

 
Grabstelle auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof

Nach der Kapitulation Berlins wurde ihr von den Alliierten am 27. Juni 1945 der Status eines „Opfers des Faschismus“ zuerkannt. Verzweifelt versuchte sie weiterhin, etwas über den Verbleib ihres Mannes herauszufinden, und setzte sich bei den Alliierten für eine angemessene Würdigung des Widerstands ein.[9]

Ihr Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Sohn Klaus von Dohnanyi gründete die Stiftung „Zivilcourage Hans und Christine von Dohnanyi“.[10]

„Tragt keinen Hass im Herzen gegen die Macht, die uns das angetan hat. Verbittert Eure jungen Seelen nicht, das rächt sich und nimmt Euch das Schönste, was es gibt, das Vertrauen.“

Christine Dohnanyi am Ostersonntag, 26. April 1943, in einem Brief aus dem Gefängnis an ihre Kinder.[11]

Literatur

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  • Marikje Smid: Hans von Dohnanyi – Christine Bonhoeffer. Eine Ehe im Widerstand gegen Hitler. Gütersloher Verlagshaus, 2002. ISBN 3-579-0538-2-5
  • Jochen Thies: Die Dohnanyis. Eine Familienbiografie. Propyläen, Berlin 2004. ISBN 3-549-07190-6
  • Elisabeth Chowaniec: Der „Fall Dohnanyi“ 1943–1945. Widerstand, Militärjustiz, SS-Willkür. Walter de Gruyter, 2010. ISBN 3-486-70318-8

Einzelnachweise

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  1. a b Dohnanyi, Christine von. In: Deutsche Biographie. Abgerufen am 6. April 2019.
    Christine von Dohnanyi. In: personendaten.org. Abgerufen am 6. April 2019.
  2. a b c d e Hans von Dohnanyi: „Mir hat Gott keinen Panzer ums Herz gegeben“: Briefe aus Militärgefängnis und Gestapo-Hadt 1943 – 1945. Hrsg. von Winfried Meyer. Deutsche Verlagsanstalt, München, 2015, ISBN 978-3-421-04711-3, S. 17–18 (pdf, 7,6 MB) (Memento des Originals vom 6. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.randomhouse.de
  3. a b Dohnanyi, Christine von (1903–1965) . Kalliope-Verbund, abgerufen am 6. April 2019.
  4. Björn Mensing, Heinrich Rathke: Mitmenschlichkeit, Zivilcourage, Gottvertrauen. Evangelische Opfer von Nationalsozialismus und Stalinismus. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2003, ISBN 3-374-02057-7, S. 160.
  5. Christiane Tietz: Dietrich Bonhoeffer: Theologe im Widerstand. C.H.Beck, 2013, ISBN 978-3-406-64509-9, S. 102.
  6. a b Christine von Dohnanyi. In: Dietrich-Bonhoeffer-Portal. Abgerufen am 6. April 2019.
  7. Winfried Meyer: Hans von Dohnanyi im Widerstand gegen Hitler. (pdf, 559 kB) In: Erinnerung an Hans von Dohnanyi. November 2002, S. 19–31, hier S. 27, abgerufen am 6. April 2019.
  8. Elisabeth Chowaniec: Der „Fall Dohnanyi“ 1943–1945. S. 111.
  9. Margot Käßmann; Anke Silomon: Gott will Taten sehen. Christlicher Widerstand gegen Hitler. Ein Lesebuch. Verlag C. H., Beck, München 2013, S. 112. ISBN 3-406644546.
  10. Klaus von Dohnanyi im Rathaus geehrt. In: Welt am Sonntag. 26. Oktober 2008, abgerufen am 7. April 2019.
  11. Felix Zimmermann: Klaus von Dohnanyi über NS-Widerstand: „Ich bewundere diesen Mut“. In: Die Tageszeitung (taz). 27. Oktober 2015, abgerufen am 6. April 2019.