Chrysanthos Notaras

orthodoxer Patriarch von Jerusalem und von Konstantinopel

Chrysanthos Notaras (griechisch Χρύσανθος Νοταράς, auch Chrysanthos von Jerusalem, * 1655 oder 1660 in Arachova, Böotien, Osmanisches Reich; † 7. Februar 1731 in Jerusalem)[1][2] war ein griechisch-orthodoxer Patriarch von Jerusalem (19. Februar 1707 – 7. Februar 1731) und Kartograf.[3][4] Er wirkte zudem als Mathematiker, Astronom, Geograph und Autor. Zu seinen Lehrern gehörte Giovanni Domenico Cassini.[5][6][7][8][9][10][11]

Chrysanthos Notaras

Leben und Wirken

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Pinax Geographikos (Πίναξ Γεωγραφικός), Padua, 1700. Die erste postbyzantinische Karte in griechischer Sprache. Sie ist in Chrysanthus Notaras' Introductio ad geographiam, et spaeram, Paris 1716, enthalten.

Notararas studierte Naturphilosophie, Mathematik und Theologie an der Universität Padua. Sein Studium setzte er in Paris fort. In Paris lernte er liberale Theologen wie Louis Ellies Dupin, Noël Alexandre und Michel Le Quien kennen und traf auch den Astronomen Giovanni Domenico Cassini, bei dem er Astronomie, Geodäsie und Geographie (1700) studierte. Unter Cassinis Aufsicht baute er auch astronomische Instrumente.[12] Von 1689 bis 1690 war er in Bukarest, wo er an der Fürstlichen Akademie von Bukarest wirkte. Zur gleichen Zeit gab es eine Krise im Patriarchat von Jerusalem, verbunden mit dem Anspruch der Franzosen auf die Requisiten zugunsten der Franziskanermönche. Patriarch Dositheos bat Peter den Großen um Hilfe und beauftragte Notaras mit dem Verfassen eines entsprechenden Briefe, der am 13. November 1692 geschrieben wurde. 1693 kehrte er nach Konstantinopel zurück. In der Zeit zwischen 1693 und 1696 zog er zwischen Konstantinopel und Bukarest hin und her. Um 1699 ging er im Rahmen einer ihm von Dositheos zugewiesenen Mission zur Frage der heiligen Requisiten nach Moskau. Nachdem seine Mission zu einem glücklichen Ende gekommen war, schlug ihn sein Onkel bei seiner Rückkehr als Metropolit von Cäsarea in Palästina vor. Seine Priesterweihe fand am 6. April 1702 in der Grabeskirche in Jerusalem statt. Notaras' Interesse an Mathematik setzte sich sein ganzes Leben lang fort. Seine Hauptinteressen waren Astronomie und Geodäsie. Er half bei der Gründung neuer Schulen und förderte die formale wissenschaftliche Bildung. 1716 veröffentlichte er die Εισαγωγή εις τά Γεωγραφικά καί Σφαιρικά (Einführung in die Geometrie und Sphärische Geometrie), welche das geozentrische Weltbild aufgreift. Notaras kannte zwar das heliozentrische Weltbild, vertrat aber selbst das geozentrische ptolemäische System im Anschluss an Theophilos Corydalleus. Er stützte sich auf Argumente, man könne mit "gesundem Menschenverstand" (κοινή αίσθηση) zur Erkenntnis gelangen, dass die Erde im Mittelpunkt der Welt stünde und natürlich stationär sei.[13][14] Notaras nutzte in seiner Polemik über das kopernikanische System keine theologischen Argumente, wonach Nikolaus Kopernikus voller Eifer (ζηλωτής)[15] sein Wissen aus der "Dunkelheit ans Licht" befördert (από τό σκότος εις τό φως)[15] und dabei jedoch mangelhaft belegt habe (δεινάς αποδείξεις)[15]. Er rekurrierte in seinen Ausführungen im wesentlichsten auf das in der Astronomie der beginnenden Renaissance nicht hinterfragte geozentrische System und die von antiken Autoren wie Aristarchos von Samos vorgebrachten Thesen.

Chrysantos Notaras erstellte zudem den Astronomie-Lehrplan der Schule des Kreuzklosters. Er interessierte sich besonders für astronomische Instrumente, von denen er einige aus Europa kommen ließ oder im Eigenbau herstellte.

1892 entdeckte G.A. Arvanitakis in der Ölmühle des Kreuzklosters, in dem die Theologische Kreuzschule in Jerusalem untergebracht war, ein doppeltes Astrolabium mit der Inschrift: Dieses Instrument wurde von dem Mönch Chrysanthos unter der Leitung von Cassini für seine Brüder in Jerusalem gebaut, um Gott in seinen Werken zu loben.[16]

Literatur

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  • Vasileios Tsakiris: Das Beichtbuch von Chrysanthos Notaras (†1731). In: Die gedruckten griechischen Beichtbücher zur Zeit der Türkenherrschaft.Ihr kirchenpolitischer Entstehungszusammenhang und ihre Quellen. De Gruyter, Berlin, New York 2009, ISBN 978-3-11-021284-6, S. 209–242.

Einzelnachweise

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  1. Chrýsanthos Notarás (16..-1731). Abgerufen am 17. Oktober 2022 (englisch).
  2. Gerhard Podskalsky: Griechische Theologie in der Zeit der Türkenherrschaft (1453-1821): die Orthodoxie im Spannungsfeld der nachreformatorischen Konfessionen des Westens. C.H.Beck, 1988, ISBN 978-3-406-32302-7, S. 329 (google.com [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  3. E. Kraft: Chrysanthos Notaras. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. Brill (brillonline.com [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  4. Deutsche Biographie: Notaras, Chrysanthos - Deutsche Biographie. Abgerufen am 17. Oktober 2022.
  5. P. Rovithis: Chrysanthos Notaras as an Astronomer. 1. Januar 1997 (harvard.edu [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  6. K. Gavroglu: The Sciences in the European Periphery During the Enlightenment. Springer Science & Business Media, 2013, ISBN 978-94-011-4770-5, S. 52 (google.com [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  7. John Lowden: The Jaharis Gospel Lectionary: The Story of a Byzantine Book. Metropolitan Museum of Art, 2009, ISBN 978-1-58839-343-2, S. 9 f. (google.com [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  8. Luís Saraiva: Europe and China: Science and Arts in the 17th and 18th Centuries. World Scientific, 2013, ISBN 978-981-4390-43-9, S. 169 (google.com [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  9. Institut d'Estudis Catalans, Societat Catalana d'Història de la Ciència i de la Tècnica: The Circulation of science and technology: Proceedings of the 4th International Conference of the European Society for the History of Science : Barcelona, 18-20 november 2010. Institut d'Estudis Catalans, 2012, ISBN 978-84-9965-108-8, S. 20 f. (google.com [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  10. Yiftach Fehige: Science and Religion: East and West. Routledge, 2016, ISBN 978-1-317-33524-5, S. 222 (google.de [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  11. Petros Nikolaidis & P. Dionysis: The Contribution of the Patriarch of Jerusalem Chrysanthou Notara (1660--1731) the Ethical Cultivation of Science and Pastural Approach. Aristoteles-Universität Thessaloniki, Theologische Fakultät, abgerufen am 17. Oktober 2022 (griechisch).
  12. Efthymios Nicolaidis, Eudoxie Delli, Nikolaos Livanos, Kostas Tampakis, George Vlahakis: Science and Orthodox Christianity: An Overview. In: Isis. Band 107, Nr. 3, 20. September 2016, ISSN 0021-1753, S. 542–566, doi:10.1086/688704 (uchicago.edu [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  13. „Εις τά αισθητά καί τά φαινόμενα πράγματα, [...] τό νά αφήση τινάς τήν αισθησιν καί νά γυρεύει λόγους εΐναι τό ίδιον Ανθρώπων τρελλών ή τυφλών καί όλως εκείνων όπου δέν έχουσιν αίσθησιν. Επειδή λοιπόν καί ημείς βλέπομεν, πώς η μέν Γη ίσταται, ο δέ Ήλιος καί οι αστέρες κινούνται, τίς η κατεπείγουσα ανάγκη νά αρνηθώμεν τήν Αίσθησιν καί νά ζητούμεν λόγους [...]“ (Εισαγωγή εις τά Γεωγραφικά καί Σφαιρικά, zit. nach Nikolaos Matsopoulos: Η Αστρονοµία στον νεοελληνικό ∆ιαφωτισµό και η ίδρυση του Αστεροσκοπείου Αθηνών, in: Papyri 1, 2012, 63f.): "Bei wahrnehmbaren und offensichtlichen Dingen [...] ist das Verlassen der Wahrnehmung und das Suchen nach Sinnhaftigkeit verrückten oder blinden Menschen eigen und überhaupt solchen, die keinen Verstand haben. Da jedoch auch wir sehen, wie die Erde still steht, die Sonne und die Sterne sich aber bewegen, welche zwingende Notwendigkeit gibt es, die Wahrnehmung zu leugnen und Sinnhaftigkeit zu finden? [...]"
  14. Η Αστρονομία στον νεοελληνικό ∆ιαφωτισμό και η ίδρυση του Αστεροσκοπείου Αθηνών. – Χείλων. 19. Februar 2018, abgerufen am 19. Mai 2023.
  15. a b c Academy of Institutions and Cultures Society, Ματσοπουλος Νικολαος: Η Αστρονομία στον νεοελληνικό Διαφωτισμό και η ίδρυση του Αστεροσκοπείου Αθηνών. In: Papyri - Volume 1, 2012. S. 63 (academia.edu [abgerufen am 23. Oktober 2022]).
  16. Δημήτριος ΠΑΠΑΪΩΑΝΝΟΥ. 4. Mai 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Mai 2009; abgerufen am 17. Oktober 2022.
VorgängerAmtNachfolger
Dositheos II.Patriarch von Jerusalem
1707–1731
Miletios