Circaria Saxoniae

Ordensprovinz des Prämonstratenserordens im Mittelalter

Die Circaria Saxoniae (deutsch Zirkarie Sachsen) war eine Ordensprovinz des Prämonstratenserordens im Mittelalter.

Die sächsische Zirkarie umfasste ein Gebiet entlang der mittleren und unteren Elbe bis nach Thüringen, sowie einige östlich davon gelegene Stifte (Broda, Gramzow, Oderberg). Es gehörte zu den Bistümern Magdeburg, Brandenburg, Havelberg, Halberstadt und Ratzeburg in den heutigen Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Die Stifte der sächsischen Zirkarie waren (vollständig)[1]

  • Stift St. Wiperti Quedlinburg, seit 1224 zur sächsischen Zirkarie
  • Stift Gottesstadt bei Oderberg, um 1230 bis vor 1258 Prämonstratenserstift
  • Stift Broda bei Neubrandenburg, seit etwa 1239/44
  • Stift Rehna, Mecklenburg, Prämonstratenserinnen, seit kurz vor 1319
  • Stift St. Marien auf dem Harlungerberg bei Brandenburg, 1435 bis 1543

Die Stifte Vessra im Harz und Arnstein in der Pfalz wurden 1224 als bisherige Tochterklöster Magdeburgs abgegeben. Auch die Prämonstratenstifte Riga und wahrscheinlich Grobe wurden von Magdeburg aus gegründet, gehörten später aber zu anderen Ordensbezirken.

Geschichte

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1129 übergab der Ordensgründer und Erzbischof Norbert von Magdeburg das dortige Chorherrenstift Unser Lieben Frauen dem Prämonstratenserorden. Dieses entwickelte sich schnell zum Ausgangsort einer weitreichenden Ausbreitung des Ordens bis in das Kolonisationsgebiet im Osten (Bistum Brandenburg). Es entstanden zahlreiche Tochtergründungen, die in ihren Gebieten meist eine hervorgehobene Stellung bekamen. In diesen entwickelten sich nach den Vorstellungen des Ordensgründers auch einige eigene Gebräuche und Strukturen, die sich von denen in anderen Gebieten des Ordens teilweise unterschieden. 1188 unterstützten sie zum Beispiel den Gegenpapst, im Gegensatz zum Generalkapitel.

Spätestens um 1200 wurde eine eigene sächsische Zirkarie gebildet. Von 1224 ist deren erste schriftliche Erwähnung erhalten, in einer Vereinbarung zwischen dem Generalkapitel und den sächsischen Klöstern, in denen diesen einige Sonderrechte und Abweichungen von den üblichen Ordensnormen zugestanden wurden, wie das Tragen eines schwarz-weißen Ordenshabits statt des üblichen weißen, und eigene Speiseregeln, wahrscheinlich die Erlaubnis eines nicht öffentlich sichtbaren Fleischverzehrs. 1295 wurden ihnen dazu eigene dreijährliche Triennalkapitel zugebilligt, außerdem brauchten sie nur noch insgesamt einen Vertreter zu den regelmäßigen Treffen des Generalkapitels in Frankreich entsenden. Im 15. Jahrhundert gab es Reformbestrebungen aus Magdeburg gegen die offenbar stark nachgelassene Ordensdisziplin (z. B. mit dem Verbot von öffentlichem Tanzen der Chorherren, u. ä.).[2]

Im 16. Jahrhundert löste sich die sächsische Zirkarie mit dem Verschwinden der Ordensstrukturen in den meisten Konventen auf.

Literatur

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  • Norbert Backmund: Monasticon Praemonstratense. Band 1. Zweite Auflage. Walter de Gruyter, Berlin, New York, 1983. S. 275–339, mit Angaben zu allen Stiften der sächsischen Zirkarie
  • Steffen Petersen: Struktur und Organisation der Zirkarie Sachsen. In: Mit Bibel und Spaten. 900 Jahre Prämonstratenser-Orden. 2021. S. 219–231
  • Sascha Bütow: Kulturlandschaft formen – Kulturlandschaft prägen: zur Raumwirksamkeit prämonstratensischer Stifte in der sächsischen Zirkarie im späten Mittelalter. In: Mit Bibel und Spaten. 900 Jahre Prämonstratenser-Orden. 2021. S. 249–271
  • Hellmut Müller: Statuten des Prämonstratenserordens in der sächsischen Zirkarie Magdeburg, 6. Juni 1424. In: Lapidarium Jerichowense. Bd. 1. (2002). S. 11–37
  • Heidemarie Hofmann (Hrsg.): Prémontré des Ostens. Das Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg vom 11. bis 17. Jahrhundert. Magdeburger Museen. Oschersleben 1996.
  • Karel Dolista: Acta capitulorum triennalium et annalium circariae Saxoniae ordinis Praemonstratensis inde ab anno 1466 usque ad annum 1516 [Akten der Triennal- und Annalkapitel der sächsischen Zirkarie des Prämonstratenserordens von 1466 bis 1516]. Abbatia Averbodiensis. 1975–1978
  • Albert Bormann: Geschichte des Klosters U. L. Frauen zu Magdeburg. 1885 Auszüge, mit vielen Details, teilweise veraltete Interpretationen

Einzelnachweise

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  1. Norbert Backmund: Monasticon Praemonstratense. 2. Auflage Berlin, New York, 1983, S. XIX, XXXVI, mit Übersicht (pp=Propstei, EC=Domkapitel, Md=Doppelkloster, Mon=Frauenstift)
  2. Ulrich G. Leinsle: Die Prämonstratenser, 2020, S. 94f., über die Reformbestrebungen in der sächsischen Zirkarie