Clair Bötschi

deutscher Künstler, Kurator und Ökonom

Clair Bötschi (* 1988 in Filderstadt) ist ein deutscher Künstler, Kurator und Ökonom.

Clair Bötschi studierte von 2008 bis 2012 Wirtschaft Neu Denken an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn. Der betriebswissenschaftliche Studiengang in Verbindung mit Kunst und Philosophie schaffte einen grundlegenden Einblick in die ökonomischen Denk- und Handelsstrukturen, die Clair Bötschi später in sein künstlerisches Schaffen integrierte. Seither arbeitet er an der Schnittstelle von Kunst und Ökonomie. 2018 schloss er erfolgreich seinen Master in Kultur und Management an der Dresden International University ab.

Er gehört seit 2021 zum kuratorischen Team des Kunstfestivals CURRENT – Kunst und urbaner Raum[1] in Stuttgart und ist künstlerischer Leiter des Kunstvereins You-Transfer e. V., der Kunst im Spannungsfeld von analogen und digitalen Räumen untersucht. Derzeit lebt und arbeitet er in Stuttgart.

Clair Bötschi setzt sich in seinem künstlerischen Schaffen mit dem ökonomischen Blick auf die Welt auseinander. Hierbei bedient er sich ökonomischer Denkmuster, Grundsätzen und Sprachen, um mit diesen Kunstwerke zu schaffen. Seine Werke sind zwischen Konzeptkunst und Medienkunst einzuordnen. Er gründet aber auch ganze Organisationen, wie in seiner Start-Up-Serie, oder arbeitet performativ in unternehmerischen Strukturen.

Start-Up-Serie

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Clair Bötschi: Religion der Kreativität, 2019.
  • PLASTIC4FUTURE (2021) gehört zur Start-Up-Serie und besteht aus der Plastic4Future Offshore Company, welche C4RE Zertifikate verkauft. Hintergrund des Zertifikates ist der, einen Markt für Plastik im Meer zu handelbarer Ware werden zu lassen. Dabei können Käufer entweder Plastik aus dem Meer herausholen (C4RE Clearing) oder hineinwerfen lassen (C4RE Floating). Die Preise für die Zertifikate hängen somit von der Nachfrage ab und ermöglichen eine maximale Entscheidungsfreiheit, die wiederum einen ästhetisch-schönen Wirtschaftskreislauf schafft.[2][3]
  • Religion der Kreativität (2019): Die Religion der Kreativität ist ein Kunstprojekt ganz anderer Art. Es besteht aus einer Website mit Fan-Shop und einem mobilen interaktiven Beichtstuhl. Grundgedanken des Projekts orientieren sich zum einen am Gedanken von Nobert Bolz Religion ist Anti-Ökonomisch, denn Heil und Verdammnis sind nicht knapp” und der ökonomischen Grundthese der Knappheit (Aufmerksamkeit) Und zum anderen an der Krise des Allgemeinen, die der Soziologe Andreas Reckwitz als Strukturwandel der Moderne analysiert,[4] werden mit dem Glauben an die Kreativität auf die Spitze getrieben. Die Religion der Kreativität bietet somit eine Kreativ-Welt mit religiösen Möglichkeiten mittels der Website, auf welcher der Kauf von Ablassbriefe, Devotionalien, Dienstleistungen und Literatur möglich ist. Das führt zu einem Durcheinander der gesellschaftlichen Deutungen von Kreativität; man sucht hier somit vergebens nach einer genauen Definition. Darin verbirgt sich die religiöse Ambiguität und zugleich der Kern der Arbeit. Denn die kreative Selbstverwirklichung ist zu einer bedeutungslosen, aber dafür authentischen Dauer-Eigen-Werbesendung geworden.[5]
  • Agentur für Nachhaltigkeit und Verschwendung (2020) ist ein Kunstprojekt, welches sich mit dem Thema der Nachhaltigkeit und der dazugehörigen Antithese der Verschwendung beschäftigt. Nachhaltigkeit wird dabei ökonomisch verstanden und Verschwendung als kreativer Schöpfungsprozess. Daraus ergeben sich Spannungen, welche die Agentur maximiert und dadurch die Diskurse und Definitionen der Nachhaltigkeit hinterfragt.[6]

Smart-Serie

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Clair Bötschi: SmARTCity, 2021.
  • APS (2020) das Auto als neuer Ort der Kultur, sowie als Schutzraum in Zeiten der Corona-Krise, wird nun auch zum Träger von kleinen Kunstwerken. Das ART-PARK-SYSTEM (APS) bringt kleine Kunstwerke dabei direkt zum PKW und sorgt für einen kleinen Kunstgenuss. Hierfür wurden kleine Kunstwerke an der Stoßstange, vor einem Ultraschallsensoren der Einparkhilfe von parkenden Autos platziert. Beim Motorstart werden die Fahrerinnen oder der Fahrer vorm Bordcomputer über das Hindernis informiert. Dabei bleibt der übertragene Alarm beständig und zwingt die Fahrerin oder den Fahrer die umliegende Umgebung und das Auto zu inspizieren. So finden sie das Kunst-Hindernis und können mit Hilfe eines QR-Codes mehr über das Kunstewerkt erfahren.[7]
  • SmARTCity (2021) setzt sich mit dem Themenbereich der digitalen und smarten Stadt im Kulturschutzgebiet Stuttgarts auseinander. Dafür wurden drei interaktive KI-Telefonzellen im Gebiet der Makrer City an der Wagenhalle aufgestellt, die mit Hilfe von Algorithmen eine Vielzahl von lokalen Daten erfassen. Die Daten werden zu Zelle weiterverarbeitet, um dann zu unterschiedlichen Zukunftsszenarie des Quartiers fusioniert. Beim Betreten der Telefonzelle werden auf einem Bildschirm live veränderte Visualisierungen der erfassten Daten gezeigt, die wiederum das digitale Kunstwerk selbst beeinflussen. Das Telefon innerhalb der Zelle ist funktionstüchtig und ermöglicht ein Gespräch mit einem intelligenten Telefoncumputer namens Marvin. In der Interaktion mit Marvin und den erfassten Daten beginnt durch das Abheben des Telefonhörers eine Reise in die zukünftige Maker City.[8]
  • Smartfity (2020) orientieren sich an den Shoefitis. Wie bei den Schuhen, werden hier alte Smartphone über Stromleitungen geworfen. Der Künstler will damit die Frage aufwerfen, wie wir heute die Welt entdecken und welche Rolle der digitale Raum dabei spielt.[9]

Initiativen und Organisationen

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  • 2019–2023: Projektleiter Kunstverein Wagenhalle. Produktionsleiter der Kunstfestivals „Kultursommer im Kulturschutzgebiet“ (2020) und des Festivals „Monte Bruno und das Bergsteiger:innen Programm“ (2021) sowie der künstlerischen Leitung der Container City Transformation (2022).[10]
  • 2021–2023: Gründer von der Initiative Digitales Publikum[11]
  • seit 2021: Projektleiter des Festivals CURRENT – Kunst und urbanen Raum[12]
  • seit 2022: Künstlerischer Leiter und erster Vorsitzender des Vereins You-Transfer e.V.[13]
  • seit 2022: Sprecher der Kulturpolitischen Gesellschaft, Landesgruppe Baden-Württemberg[14]

Publikationen

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  • Bookreview zur Publikation Avanti Dilettanti, Kunstbüro der Kunststiftung Baden-Württemberg (Hg.): Avanti Diletantti. Professionalisierung im Feld der zeitgenössischen Kunst (Image, Bd. 177), ISBN 978-3-8376-5233-8[15].
  • Beitrag Ein Endlager für Kunst – Herr Clair Bötschi für das online-Magazin Frame[less].[16]
  • Essay Digitalisierung der Kunstförderung? Zeit für neue Strukturen! erschienen in SuR – KulturPolitik für Stuttgart und Region.[17][18]
  • Beitrag Über Brachen, Gartenhäuser und Garagen sowie die Zukunft des Rosensteinquartiers. Ein Plädoyer für mehr Mut erschien im Arbeitspapier Transformation C1/C2. Konzept für eine innovative Entwicklung des Wagenhallen-Quartiers des Kunstverein Wagenhalle e.V.[19]
  • Essay Kunst ist etwas Wunderbares erschien im Magazin re.flect.[20]
  • Beitrag Vier Dimensionen der Container City Stuttgart erschienen in der Publikation Kultur, Schutz, Gebiet – Container City 2016 -2023 des Kunstvereins Wagenhalle[21]
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Einzelnachweise

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  1. Website CURRENT@1@2Vorlage:Toter Link/www.current-stuttgart.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 9. Februar
  2. Stuttgarter Nachrichten: Weniger Plastikmüll in den Meeren., abgerufen am 9. Februar 2023
  3. Stuttgarter Zeitung: Ist Plastik ins Meer zu werfen Kunst, Herr Bötschi?, abgerufen am 9. Februar 2023
  4. Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der Singularitäten, Suhrkamp, Berlin, 2017, ISBN 978-3-518-58706-5
  5. Website zum Kunstprojekt: Religion der Kreativität., abgerufen am 9. Februar 2023
  6. Wagenhallen-Künstler: Herr Clair Bötschi | Gottlieb Daimler, die Kreativität und die Verschwendung, auf cannstatter-zeitung.de, abgerufen am 1. März 2023
  7. Stuttgarter Zeitung: Clair Bötschi klebt Kunst auf Autos | Achtung, parken Sie nicht aus!, abgerufen am 9. Februar 2023
  8. Website zum Kunstprojekt: SmART City. Abgerufen am 9. Februar 2023.
  9. Die Kinder vom Smartphone Z auf herrclair.de, abgerufen am 9. Februar 2023
  10. Monte Bruno und das Bergsteiger*innen-Programm, Kunstverein Wagenhalle: Festival. Abgerufen am 9. Februar 2023
  11. Über das Team, auf digitalespublikum.de, abgerufen am 1. März 2023
  12. Clair Bötschi, CURRENT - Kunst und urbaner Raum: Projektleiter des Festivals. Abgerufen am 9. Februar 2023
  13. You-Transfer Impressum, auf you-transfer.com, abgerufen am 1. März 2023
  14. Kulturpolitische Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. | Landesgruppe Baden-Württemberg, abgerufen am 9. Februar 2023
  15. für das Kulturmanagement.net Kultumanagment.net: Buchrezension Avanti Dilettanti. Abgerufen am 9. Februar 2023
  16. frame-less: Ein Endlager für Kunst – Herr Clair Bötschi., abgerufen am 9. Februar 2023
  17. Kulturpolitische Gesellschaft: Digitalisierung der Kunstförderung? Zeit für neue Strukturen. Abgerufen am 9. Februar 2023
  18. SuR-Magazin: Fragen zu Kunstförderung in Zeiten der digitalen Ökonomie. Abgerufen am 9. Februar 2023
  19. Kunstverein Wagenhalle e.V.: [1] (PDF), Arbeitspapier. Abgerufen am 9. Februar 2023
  20. re.flect: Plattform: Herr Clair | „Kunst ist etwas Wunderbares“ Abgerufen am 9. Februar 2023
  21. Kunstverein Wagenhalle e.V.: Kultur, Schutz, Gebiet - Container City 2016–2023, Stuttgart, 2022, ISBN 978-3-9818982-1-7. (Online Abgerufen am 9. Februar 2023)