Claude Frédéric-Armand Schaeffer (geboren am 6. März 1889 in Strasbourg; gestorben am 25. August 1982 in Saint-Germain-en-Laye[1],) war ein französischer Archäologe, der 1929 die französischen Forschungen an der Stätte von Ugarit einleitete. Dabei entdeckte er unter anderem Tafeln mit alphabetischer Keilschrift[2]. Er führte zahlreiche Ausgrabungen in Europa, im Nahen Osten und in Asien durch.
Werdegang
BearbeitenAls Sohn eines Industriellen aus Straßburg studierte Schaeffer zunächst in seiner Heimatstadt bei Albert Grenier und später in Oxford. Als Schüler von Robert Forrer heiratete er dessen Tochter Odile Forrer.
Von 1920 bis 1928 erforschte Schaeffer die neolithischen Tumulus-Gräber im Wald von Haguenau und analysierte die Sammlung von Xaver Joseph Nessel. Als Assistent am Historischen Museum Straßburg und Konservator des numismatischen Kabinetts der Universitätsbibliothek (1924) prangerte er in einer Reihe von Artikeln, die 1927 und 1928 veröffentlicht wurden, den Betrug in der Glozel-Affäre an und schloss sich dem Standpunkt von René Dussaud an, der ihn 1928 mit der Untersuchung der bronzezeitlichen Antiken in seinen Sammlungen und anschließend mit der Leitung der Erforschung des Grabes von Minet el-Beida in der Nähe von Latakia (Syrien) beauftragte.[3]
Im Jahr 1929 reiste Schaeffer mit Georges Chenet selbst nach Lataikia und entdeckte dort mehrere monumentale Gräber mit reichem, intaktem Mobiliar, das die Verbindungen zwischen der ägäischen Welt und der Kultur der Levante belegt. Es wurden vier Ausgrabungen organisiert, in deren Verlauf man im Tempel von Ugarit (als das es jedoch erst 1931 identifiziert werden konnte) Tontafeln entdeckt wurden, die wichtige Hinweise auf den Ursprung des phönizischen Alphabets enthüllten und von Charles Virolleaud, Édouard Dhorme und Hans Bauer entziffert wurden.
Schaeffer grub in Ras-Shamra etwa 50 Jahre lang, unterbrochen nur zwischen 1940 und 1947, und machte wichtige archäologische und pigraphische Entdeckungen, wobei er durch stratigraphische Sondierungen die ersten Besiedlungsstufen des Ortes zu Beginn des Neolithikums erkannte. 1939 entdeckte er den Königspalast von Ugarit, den er bis 1956 freilegte, sowie zahlreiche Bronzewaffen, die auf die Beherrschung der Metallbearbeitung hinwiesen und Verbindungen zu den europäischen Balkankulturen herstellten. Parallel zu seinen Arbeiten in Ugarit wurde Schaeffer 1934 mit der Aufgabe einer Expedition der französischen Nationalmuseen und der Académie des inscriptions et belles-lettres zur Ausgrabungsstätte Enkomi betraut, wo er die mykenische Stadt Alasia entdeckte und durch stratigraphische Untersuchungen vier Städte auf sieben Ebenen erkannte, die sich vom 8. bis ins 10. Jahrhundert erstreckten.
Als stellvertretender Konservator des Musée des Antiquités Nationales in Saint-Germain-en-Laye trat Schaeffer 1940 den Forces navales françaises libres bei und wurde 1944 von Charles de Gaulle damit beauftragt, den Dienst zum Schutz und zur Erhaltung des architektonischen und künstlerischen Erbes Frankreichs zu organisieren. Als Generalsekretär der Ausgrabungskommission des Außenministerium koordinierte er von 1946 bis 1959 die archäologische Forschung. Als Forschungsdirektor am CNRS folgte er im Jahre 1945 dem Historiker Raymond Lantier auf den Lehrstuhl für europäische Vorgeschichte und nationale Archäologie an der École du Louvre und anschließend auf den Lehrstuhl für Archäologie Westasiens, der 1953 für ihn am Collège de France eingerichtet wurde.
1948 wurde Schaeffer Ehrendoktor der University of Oxford, 1953 in die Académie des inscriptions et belles-lettres gewählt.
Schriften (Auswahl)
Bearbeiten- Histoire de pierre néolithiques du musée de Haguenau (deutsch: Geschichte der neolithischen Steine aus dem Museum von Haguenau), 1924
- Les Tertres funéraires préhistoriques de la forêt de Haguenau (deutsch: Die prähistorischen Grabstätten im Wald von Hagenau), 1926-1930
- Ugaritica, 1939-1978
- Stratigraphie comparée et chronologie de l'Asie occidentale (troisième et deuxième millénaires) (deutsch: Vergleichende Stratigraphie und Chronologie von Westasien im 3. und 2. Jahrtausend), 1948
- Enkomi-Alasia. Nouvelles missions en Chypre, 1946-1950 (deutsch: Enkomi-Alasien. Neue Missionen auf Zypern 1946-1950), 1952
- Corpus des cylindres-sceaux de Ras Shamra-Ugarit et d'Enkomi-Alasia (deutsch: Corpus der Siegelzylinder von Ras Shamra-Ugarit und Enkomi-Alasia), 1983 (posthum)
Literatur
Bearbeiten- Pierre Amiet: Hommage à Claude Schaeffer, Archéologia Nr. 175, 1983
- J.-C. Courtois: Claude Schaeffer (1898-1982). In: Syria. Band 60, 1983, S. 343–345
- A. Caquot: Les découvertes de Ras Shamra, Institut de France, 1983-1990, S. 3–12
- Jean Vercoutter: Notice sur la vie et les travaux de C. Schaeffer-Forrer. In: Comptes rendus de l'Académie des inscriptions et belles-lettres 1989 (Digitalisat).
- A. Caubet: Claude Schaeffer, inventeur d'Ougarit. In: M. Baud (Hrsg.): Cités disparues. Découvreurs et archéologues au Proche-Orient. Paris 1991, S. 65–73
- Ève Gran-Aymerich: Les Chercheurs de passé. Editionen der CNRS, Paris 2007, S. 1151–1153
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Datenbank der seit 1970 in Frankreich verstorbenen Personen. In: deces.matchid.io. Abgerufen am 25. November 2024.
- ↑ Jean-Pierre Thiollet: Je m'appelle Byblos. In: Histoire & découvertes. Band 1. Éd. H&D, Milon-la-Chapelle 2005, ISBN 978-2-914266-04-8 (französisch).
- ↑ Salamandre | Salamandre. Abgerufen am 25. November 2024.
Personendaten | |
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NAME | Schaeffer, Claude Frédéric-Armand |
ALTERNATIVNAMEN | Schaeffer, Claude (Kurzform) |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Archäologe |
GEBURTSDATUM | 6. März 1898 |
GEBURTSORT | Straßburg |
STERBEDATUM | 25. August 1982 |
STERBEORT | Saint-Germain-en-Laye |