Claudia Jeschke

deutsche Theater- und Tanzwissenschaftlerin und Choreografin

Claudia Jeschke (geboren 1950 in Ludwigsburg) ist eine deutsche Choreografin, Theater- und Tanzwissenschaftlerin. Sie war Professorin für Tanzwissenschaft an der Universität Salzburg.

Akademischer Werdegang

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Claudia Jeschke bildete sich in München, New York und Philadelphia zur Tänzerin und Schauspielerin aus. Sie war Tänzerin beim Tanzprojekt München sowie Choreographin am Residenztheater und den Kammerspielen München.[1]

Sie studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und schloss ihre Promotion im Jahr 1979 mit einer Arbeit über Geschichte und Methode von Tanzschriften ab. Von 1980 bis 1990 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theaterwissenschaft in München, 1994 Professorin am Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Leipzig, wo sie sich habilitierte. Im Anschluss erhielt sie eine Professur für Tanzwissenschaft an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Im Jahr 2004 wurde sie auf eine Professur für Tanzwissenschaft an die Universität Salzburg berufen und war dort auch Leiterin des Tanzarchivs Derra de Moroda Dance. Seit 2015 ist sie pensioniert.[2]

In ihren wissenschaftlichen Publikationen als Autorin und Herausgeberin befasste sie sich mit Tanzgeschichte vor allem unter bewegungsanalytischen und praxisorientierten Gesichtspunkten.[2] Sie war beteiligt an Rekonstruktionen von tänzerischen Darbietungen des 18., 19. und 20. Jahrhunderts.[3] So rekonstruierte sie im Rahmen des Münchner Dance-Festivals 2019 mit Ivan Liška eine Duett-Formation der Schwabinger Ausdruckstänzerin Clotilde von Derp mit Alexander Sacharoff.[4]

Ein Schwerpunkt ihrer Forschung sind Verfahren der Tanznotation.[5] In ihrem zweibändigen Werk Tanz als Bewegungstext entwickelte sie unter Mitwirkung von Cary Rick ein neues System zur Bewegungsanalyse (Inventarisierung von Bewegung), das sie auf Bewegungen von Tänzen wie Martha Grahams Lamentation oder Dore Hoyers Angst, den Charleston und den Twist anwandte.[6]

Jeschke gilt als Ballets Russes-Expertin[7] und gehört zu den wenigen Historiografen der Ballets Russes im deutschsprachigen Raum. Zum 100-Jahr-Jubiläum des Ballettensembles war sie Mitherausgeberin und Autorin des Begleitbandes Schwäne und Feuervögel. Die Ballets Russes 1909–1929 zur gleichnamigen Ausstellung im Theatermuseum Berlin und Theatermuseum Wien, in dem sie unter anderem lange unveröffentlichtes Material aus russischen Archiven veröffentlichte.[8] Sie beschäftigte sich eingehend mit Vaslav Nijinsky und dessen Bewegungssprache und Bewegungsnotation.[9] Unter anderem rekonstruierte sie Nijinskys Choreografie L’aprés-midi d’un Faune. Ihre Monografie zusammen mit Ann Hutchinson Guest (1918–2022) unter dem Titel Nijinsky 's Faune Restored präsentierte laut einer Rezension im Dance Research Journal zum ersten Mal eine vollständige Labanotation-Partitur des Balletts mit Fotos, Produktionsnotizen und historischem Material, das notwendig ist, um das Werk von Grund auf neu inszenieren zu können.[10]

Auszeichnungen

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Veröffentlichungen

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Monografien
  • Tanzschriften. Ihre Geschichte und Methode. Die illustrierte Darstellung eines Phänomens von den Anfängen bis zur Gegenwart. Comes Verlag, Bad Reichenhall 1983, ISBN 978-3-88820-001-4. (Zugleich Dissertation Universität München)
  • Mit Jean-Michel Nectoux, Ann Hutchinson Guest: Nijinsky. Prélude à l'après-midi d'un faune. Verlag Adam Biro, Paris 1989, ISBN 978-82-8766-005-6 (französisch).
  • Mit Ann Hutchinson Guest: Nijinsky's Faune Restor. A Study of Vaslav Nijinsky's 1915 Dance Score “L'Après-Midi d'un Faune” and his Dance Notation System. Gordon and Breach, Philadelphia 1991, ISBN 2-88124-819-5 (englisch).
  • Tanz als Bewegungstext. Analysen zum Verhältnis von Tanztheater und Gesellschaftstanz (1910–1965), (zwei Bände, unter Mitwirkung von Cary Rick). Verlag Max Niemeyer, Tübingen 1999, ISBN 978-3-484-66028-1, Reprint 2010.
als Herausgeberin und Autorin
Aufsätze und Beträge
  • Mit Gabi Vettermann: Isadora Duncan, Berlin and Munich in 1906. Just an Ordinary Year in a Dancer’s Carreer. In: Dance Chronicle 18/2 (1995), veröffentlicht bei Taylor & Francis, S. 217–229.
  • Mit Gabi Vettermann: Tanzforschung. Geschichte – Methoden. In: Konzepte der Tanzkultur. Wissen und Wege der Tanzforschung, hrsg. v. Margrit Bischof und Claudia Rosiny, Transcript Verlag, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1440-4, S. 207–226.
  • Die Bewegungsfreiheit des Librettisten. Jean Cocteau als Choreograph. In: Rita Rieger (Hrsg.): Bewegungsfreiheit. Tanz als kulturelle Manifestation (1900–1950), Transcript Verlag, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8376-3831-8, S. 91–110.
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Einzelnachweise

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  1. Dr. Claudia Jeschke, Bayerische Staatsoper
  2. a b Beiträgerinnen und Beiträger, aus dem Buch Bewegungsfreiheit, hrsg. v. Rita Rieger, Transcript Verlag, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8376-3831-8, S. 338/339.
  3. Claudia Jeschke, Website der Biennale Tanzausbildung (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main) Stand: 2012.
  4. Jutta Czeguhn: Geschichte. Hotspot der Bewegungsfreiheit, Süddeutsche Zeitung, 20. Februar 2022.
  5. Stephan Brinkmann, Henner Drewe: Notation – Reflexion – Komposition. Die Etüde »Starting Point« von Jean Cébron. In: Tanzpraxis in der Forschung - Tanz als Forschungspraxis, hrsg.: Susanne Quinten, Stephanie Schroedter, Transcript Verlag, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3602-4, S. 76 und 80.
  6. Toward a More Balanced View of Dance History, Besprechung von Susan Laikin Funkenstein, in: Dance Chronicle, Band 25, Nr. 1/2002, Taylor & Francis, S. 163–166.
  7. Leila Zickgraf: Igor’ Stravinskijs Theater der Zukunft. Das Choreodrama "Le sacre du printemps" im Spiegel der "Theaterreform um 1900", Brill Fink, Paderborn 2020, ISBN 978-3-7705-6459-0, S. 78.
  8. Leila Zickgraf: Igor’ Stravinskijs Theater der Zukunft. Das Choreodrama "Le sacre du printemps" im Spiegel der "Theaterreform um 1900", Brill Fink, Paderborn 2020, ISBN 978-3-7705-6459-0, S. 11, Fn. 33 (Brill, Open Access).
  9. S. 160, Fn. 563.
  10. Naomi Jackson: Review in: Dance Research Journal, Band 26, Nr. 2 (Herbst 1994), S. 36–37, doi:10.2307/1477917.
  11. tanznetz.de, Nr. 6/2019, pdf, S. 14.