Claus Berg

niederdeutscher Bildschnitzer

Claus Berg (* 1475 in Lübeck; † um 1535 wohl in Güstrow) war ein am Anfang des 16. Jahrhunderts tätiger niederdeutscher Bildschnitzer der Spätgotik, der zunächst in Lübeck und später in Odense in Dänemark tätig war.

Teil der Apostelgruppe im Güstrower Dom

Es existieren Quellen, die einen Claus Berg als in Lübeck ansässig nennen, der spätestens ab 1507 Bürger im dänischen Odense gewesen ist.[1] In den Rechnungen der dänischen Königin Christina wird ein „Claus Maler“ erwähnt, der laut Auskunft jüngerer Lehnsbücher König Friedrichs II. mit einem Haus in der Overgade in Odense belehnt wurde. In der Forschung wird die Lübecker Person Claus Berg mit dem auch in Dänemark tätigen Handwerker identifiziert.

Claus Berg, vermutlich aus Lübecker Familie stammend, wird um 1475 geboren worden sein, da eine Quelle aus dem Jahr 1499 sein Alter mit „vorvundetwintich jar“ angibt.[2] Sein Vater Jacob Berg, ein Schuster, stirbt 1482.[3] Claus und sein Bruder sind in den folgenden Jahren an mehreren Hausübereignungen im Lübecker Stadtgebiet beteiligt. Über die Lehrjahre gibt es keinen Hinweis, sodass Aussagen über die künstlerische Herkunft Bergs nur eingeschränkt aus Stilzusammenhängen mit anderen Werkstätten getroffen werden können. 1507 wird Claus Berg bei Antritt eines Erbes in Lübeck als Bürger von Odense bezeichnet. Berg folgte also, angeblich zusammen mit 12 Gesellen, dem Ruf der in Odense residierenden dänischen Königinmutter, der Witwe von König Hans von Dänemark. Der dort genannte „Claus Maler“ findet nämlich 1508 und 1510 Erwähnung in dänischen Rechnungen: Er soll eine Tür anfertigen und Wappen von einem Wagen bemalen. Die Berufsbezeichnung Maler muss dabei nicht irritieren, sind solche Bezeichnungen, wie auch „snitker“, zumeist nur eine Zuweisung zu künstlerischen Gewerken.[4] In diesem Fall ist Berg als Verantwortlicher und Koordinator der Ausstattungsvorhaben zu sehen.[5]

Aus der dänischen Werkstatt von Berg stammt der große, spätgotische Flügelaltar für die Kirche der Franziskaner (OFM) in Odense, die Grablege der dänischen Könige. Das Retabel wurde 1805 zunächst in die Marienkirche verkauft und steht seit 1885 im Dom St. Knud. Es ist rund 6 Meter breit und über 4,5 Meter hoch.

1532 erhält ein „Claus Snidekker“ einen dänischen Pass, was auf eine Ausreise zu diesem Zeitpunkt hindeuten könnte.[6] Ab den 1530er Jahren entstehen stilistisch nahestehende Werke in Mecklenburg, unter anderem die Apostelfiguren im Güstrower Dom, sodass davon ausgegangen werden kann, dass Berg und einige seiner Nachfolger sich in dieser Region niedergelassen haben.

Bergs Sohn Frants (* 1505; † 1591) wurde 1548 Bischof von Oslo, sein Enkel Claus Berg gab eine Beschreibung des Werdegangs.[7]

Zuschreibungen an die Berg-Werkstatt

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Das früher Berg zugeschriebene Retabel der Georgsbruderschaft aus der Maria-Magdalenenkirche (Burgkirche) mit der heiligen Sippe als Mittelstück (um 1510–15, heute im St.-Annen-Kloster in Lübeck) wurde zuletzt als Werk eines unbekannten Meisters süddeutscher Ausbildung angesehen.[38] Das Altarretabel in der Kirche in Eixen wurde mit dem Meister der Rosenkranzaltäre in Verbindung gebracht.[39]

Literatur

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  • Rudolf Struck: Claus Berg. In: Lübeckische Blätter 3 (1916), S. 40–45.
  • Francis Beckett: Claus Berg. In: Kunstmuseets Aarskrift 4 (1917), S. 176–178.
  • Karl Schaefer: Claus Berg aus Lübeck. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen 38 (1917), S. 112–134.
  • Karl Schaefer: Zur Lebensgeschichte des Lübecker Bildhauers Claus Berg. In: Mitteilungen des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 13 (1918), S. 169–180.
  • Viggo Thorlacius-Ussing: Træskærerarbejder af Claus Berg i Købenshavnske museer. In: Kunstmuseets Aarskrift 7 (1920), S. 57–69.
  • Viggo Thorlacius-Ussing: Billedskaereren Claus Berg. En fremstilling af hans liv og virksomhed med saelig henblik paa nyere fund og undersøgelser. Kopenhagen 1922.
  • Rudolf Struck: Zur Kenntnis Claus Bergs und seiner Werkstattgenossen. In: Mitteilungen des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 15 (1929), S. 19–38.
  • Hans Wentzel: Nachfolge des Claus Berg in Holstein. In: Die Heimat 44.8 (1934), S. 88–93.
  • Eivind Stener Engelstad: Claus Berg i Norge. In: Kunst og Kultur 21 (1935), S. 47–62.
  • Karl Schaefer: Der Lübecker Bildhauer Claus Berg. In: Der Wagen (1937), S. 27–43.
  • Hans Arnold GräbkeBerg, Claus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 75 (Digitalisat).
  • Viggo Thorlacius-Ussing: Claus Bergs altertavle i Sct. Knud i Odense. Odense 1967.
  • Viggo Thorlacius-Ussing: Claus Berg paa Fyen. In: Fyens Stiftsbog 1969, S. 71–91.
  • Mogens Larsen: Claus Bergs altertavler. In: Sten Bjarnhof, Verner Thomsen (Hrsg.): Polykrom skulptur og maleri på træ. Kopenhagen 1982, S. 81–89.
  • Ulla Haastrup: The Use of Graphic Models in Claus Berg’s Workshop. In: Sten Bjarnhof, Verner Thomsen (Hrsg.): Polykrom skulptur og maleri på træ. Kopenhagen 1982, S. 90–93.
  • Karin Wörner: Claus Berg als Bildschnitzer der Güstrower Apostelfiguren. In: Uwe Albrecht, Jan von Bonsdorff (Hrsg.): Figur und Raum. Mittelalterliche Holzbildwerke im historischen und kunstgeographischen Kontext. Berlin 1994, S. 249–258.
  • Jørgen Nybo Rasmussen: Claus Bergs Kongelige Altertavle og Franciskanerne. Kopenhagen 1996.
  • Karin Kanter: Studien zu Claus Berg als Bildschnitzer. Diss. phil. Tübingen 1999. 5 Mikrofiches 2000.
  • Jan Friedrich Richter: Claus Berg. Retabelproduktion des Spätmittelalters im Ostseeraum (= Denkmäler Deutscher Kunst). Deutscher Verlag für Kunstwissenschaften, Berlin 2007.
  • Julia Trinkert: Flügelretabel in Mecklenburg zwischen 1480 und 1540. Bestand, Verbreitung und Werkstattzusammenhänge (= Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte, Bd. 120). Imhof Verlag, Petersberg 2014.
  • Lars Christensen: Claus Bergs fynske altertavler. Odense 2018.
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Commons: Claus Berg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Zu den historischen Daten vgl. Richter 2007, S. 13 f.
  2. Richter 2007, S. 13 Anm. 21.
  3. Max Hasse: Lübecker Maler und Bildschnitzer um 1500. Zweiter Teil. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 4 (1965), S. 137–156, hier S. 155 Anm. 22.
  4. Vgl. Jan von Bonsdorff: Kunstproduktion und Kunstverbreitung im Ostseeraum des Spätmittelalters. Helsinki 1993, S. 27 f.
  5. Vgl. Richter 2007, S. 14 Anm. 28.
  6. Vgl. Richter 2007, S. 14.
  7. Zit. n. Karl Schaefer: Geschichte der bildenden Kunst in Lübeck. In: Fritz Endres: Geschichte der Freien und Hansestadt Lübeck. Lübeck 1926, S. 113–170 (162ff).
  8. Vgl. Jan Friedrich Richter (Hrsg.): Lübeck 1500. Kunstmetropole im Ostseeraum. Ausstellung St. Annen-Museum. Imhof Verlag, Petersberg 2015, S. 272 f., Kat. Nr. 36 (Jan Friedrich Richter).
  9. Vgl. Richter 2007, S. 29, 359.
  10. Vgl. Richter 2007, S. 200–204.
  11. Vgl. Richter 2007, S. 49–54, 354.
  12. Vgl. Richter 2007, S. 33–46, 359–61.
  13. Vgl. Richter 2007, S. 356 f.
  14. Vgl. Richter 2007, S. 359.
  15. Vgl. Richter 2007, S. 84–87, 355.
  16. Vgl. Richter 2007, S. 149 f., 356.
  17. Vgl. Richter 2007, S. 149 f., 359.
  18. Vgl. Richter 2007, S. 359.
  19. Vgl. Richter 2007, S. 54–59, 362 f.
  20. Vgl. Richter 2007, S. 80–84, 353.
  21. Vgl. Richter 2007, S. 80–84, 354.
  22. Vgl. Richter 2007, S. 80–84, 365.
  23. Vgl. Richter 2007, S. 110–112, 358.
  24. Vgl. Richter 2007, S. 89, 353.
  25. Vgl. Richter 2007, S. 107–109, 357.
  26. Vgl. Richter 2007, S. 59–861, 355.
  27. Vgl. Richter 2007, S. 88–92, 353.
  28. Vgl. Richter 2007, S. 187, 357.
  29. Vgl. Jan Friedrich Richter (Hrsg.): Lübeck 1500. Kunstmetropole im Ostseeraum. Ausstellung St. Annen-Museum. Imhof Verlag, Petersberg 2015, S. 274 f., Kat. Nr. 37 (Jan Friedrich Richter).
  30. Vgl. Richter 2007, S. 92 f., 363.
  31. Vgl. Richter 2007, S. 98–103, 363.
  32. Vgl. Wörner 1994. – Richter 2007, S. 125–131, 355.
  33. Vgl. zur Figur des Apostels Andreas Jan Friedrich Richter (Hrsg.): Lübeck 1500. Kunstmetropole im Ostseeraum. Ausstellung St. Annen-Museum. Imhof Verlag, Petersberg 2015, S. 278 f., Kat. Nr. 39 (Jan Friedrich Richter).
  34. Der Aufsatz des Hochaltars ist heute aus den Retabeln zweier Künstler zusammengesetzt. Vgl. zum Bergschen Retabel Richter 2007, S. 131–135, 367.
  35. Vgl. Richter 2007, S. 115–117, 361.
  36. Vgl. Richter 2007, S. 144–146, 367. – Trinkert 2014, S. 111 f., S. 437–439.
  37. Vgl. Richter 2007, S. 135–141, 358. – Trinkert 2014, S. 320 f., Kat. Nr. 42.
  38. Vgl. Uwe Albrecht (Hrsg.): Hansestadt Lübeck. St. Annen-Museum. (= Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein, Bd. 1). Ludwig, Kiel 2005, ISBN 3-933598-75-3, S. 410–414.
  39. Vgl. Richter 2007, S. 265 Anm. 779.