Cohors I Flavia Civium Romanorum (Syria)
Die Cohors I Flavia Civium Romanorum [equitata] (deutsch 1. Kohorte die Flavische der römischen Bürger [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.
Namensbestandteile
Bearbeiten- Flavia: die Flavische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf die flavischen Kaiser Vespasian, Titus oder Domitian.
- Civium Romanorum: der römischen Bürger. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus römischen Bürgern rekrutiert.
- equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors (quingenaria) equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
BearbeitenDie Kohorte war in der Provinz Syria stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 88 bis 153 n. Chr. aufgeführt.[1][2][3][4][A 1]
Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Syria beruht auf einem Diplom, das auf 88 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Syria) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 153 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.
Vermutlich aufgrund des Bar-Kochba-Aufstands um 132/135 wurde eine Vexillation der Kohorte in die Provinz Syria Palaestina verlegt. Sie verblieb nach Beendigung des Aufstands in Syria Palaestina und wurde dort zu einer vollständigen, gleichnamigen Kohorte ergänzt.[3][A 1]
Eine Vexillation der Einheit nahm am Partherkrieg des Lucius Verus (161–166) teil. Sie wird in der Inschrift (CIL 3, 600) als Teil der Einheiten aufgelistet, die unter der Leitung von Marcus Valerius Lollianus standen. In der Inschrift steht, dass Lollianus Kommandeur in Mesopotamia über Abteilungen ausgewählter Reiter der Alen […] und der Kohorten gewesen ist.[3][5]
Standorte
BearbeitenStandorte der Kohorte sind nicht bekannt.
Angehörige der Kohorte
BearbeitenFolgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[1][A 1]
Kommandeure
BearbeitenWeitere Kohorten mit der Bezeichnung Cohors I Flavia Civium Romanorum
BearbeitenEs gab noch eine weitere Kohorte mit dieser Bezeichnung, die Cohors I Flavia Civium Romanorum (Syria Palaestina). Sie ist durch Militärdiplome von 139 bis 160 belegt und war in der Provinz Syria Palaestina stationiert.
Siehe auch
BearbeitenAnmerkungen
Bearbeiten- ↑ a b c Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von Peter Weiß. Er hält den mehrmaligen Wechsel einer einzigen Einheit zwischen Syria und Syria Palaestina für unwahrscheinlich und geht daher von zwei verschiedenen Kohorten mit dieser Bezeichnung aus: der Cohors I Flavia Civium Romanorum (Syria), die in der Provinz Syria stationiert war und der Cohors I Flavia Civium Romanorum (Syria Palaestina), die in der Provinz Syria Palaestina stationiert war. John Spaul geht dagegen nur von einer einzigen Kohorte aus, die in diesen beiden Provinzen stationiert war. Die bei John Spaul aufgeführten Inschriften werden der Cohors I Flavia Civium Romanorum (Syria) zugeordnet.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b John Spaul: Cohors². The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army. British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1841710464, S. 26–27.
- ↑ Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 172 Tabelle 14 (PDF S. 174).
- ↑ a b c Peter Weiß: Die Auxilien des syrischen Heeres von Domitian bis Antoninus Pius. Eine Zwischenbilanz nach den neuen Militärdiplomen. In: Chiron Mitteilungen der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts. Band 36 (2006), S. 249–298, hier S. 278, 295.
- ↑ Militärdiplome der Jahre 88 (CIL 16, 35) und 153 (Chiron-2006-267).
- ↑ Rudolf Haensch, Peter Weiß: Ein schwieriger Weg. Die Straßenbauinschrift des M. Valerius Lollianus aus Byllis. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung. Band 118, 2012, S. 435–454, hier S. 435–454, hier S. 441–442 und S. 448–449 (online).