Colloquia et dictionariolum

Sprachführer

Colloquia et dictionariolum (lateinisch für Gespräche und kleines Wörterbuch) ist einer der Titel des wohl erfolgreichsten Sprachführers aller Zeiten. Der Text wurde vom Antwerpener Französischlehrer Noël de Berlaimont (auch van Barlemont o. ä.) vermutlich in den 1520er Jahren geschrieben.[1]

Ein 10-sprachiger Berlaimont: Gazophylacium decem linguarum Europaeum, Košice 1691

Geschichte

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Im Verlauf von über 3½ Jahrhunderten, bis 1885, wurde Berlaimonts Text über 150-mal nachgedruckt.[2] Dabei wurden aus den ursprünglich vier zweisprachig französisch-niederländischen Kapiteln im ersten Teil Ausgaben mit acht Kapiteln in bis zu zehn Sprachen. Neben dem Französischen und Niederländischen sind bisher Drucke mit deutschen, englischen, italienischen, lateinischen, portugiesischen, spanischen, katalanischen[3], polnischen, tschechischen, schwedischen[4], ungarischen[5] und bretonischen Spalten bekannt. Darüber hinaus gibt es handschriftliche Übersetzungen des Berlaimont ins Russische, Ruthenische, Kirchenslawische und Malaiische.[6] Die verschiedenen Sprachen sind dabei stets in Spalten auf einer Seite oder Doppelseite angeordnet, so dass man aus jeder der Sprachen in jede andere übersetzen kann. Anders als heutige Sprachführer enthält der Berlaimont, der auch als Lehrbuch benutzt werden konnte, nicht nur einzelne Sätze zu bestimmten Themen, sondern jeweils ganze Gespräche in verschiedenen Situationen. Das letzte der acht Kapitel des ersten Teils ist außerdem ein Briefsteller.

Im zweiten Teil enthalten die meisten Ausgaben das im Titel erwähnte dictionariolum, ein kleines Wörterbuch, das alphabetisch nach einer der Sprachen sortiert ist (meist nach der am Druckort gesprochenen Sprache). Außerdem sind in vielen Ausgaben unterschiedliche Handreichungen zur Aussprache oder zu einigen grammatischen Grundlagen einzelner Sprachen abgedruckt.

Ausgewählte Auflagen

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Wissenschaftliche Ausgaben

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  • Colloquia et dictionariolum septem linguarum: Gedrukt door Fickaert te Antwerpen in 1616. Opnieuw uitgegeven door prof. Dr. R. Verdeyen. Antwerpen/’S Gravenhage: Bd. 1 1926 [Einleitung mit einer Liste aller Verdeyen bekannten Auflagen], Bd. 2 1925 [Edition], Bd. 3 1935 [Ergänzungen, ndl.-frz. Glossar, Anmerkungen zur Edition]. (Vgl. Digitalisat.)
  • Sørensen, Hans Christian. Ein russisches handschriftliches Gesprächsbuch aus dem 17. Jahrhundert. København 1962.
  • Colloquia, et dictionariolum octo linguarum: Latinæ, Gallicæ, Belgicæ, Teutonicæ, Hispanicæ, Italicæ, Anglicæ, Portugallicæ [Venetiis 1656]. Hg. Riccardo Rizza u. a. Viareggio, Lucca 1996.
  • Wie komt daar aan op die olifant? Een zestiende-eeuws taalgidsje voor Nederland en Indië, inclusief het verhaal van de avontuurlijke gevangenschap van Frederik de Houtman in Indië. Hertaald en toegelicht door Nicoline van der Sijs. Amsterdam, Antwerpen: L. J. Veen 2000. (Vgl. Digitalisat.)

Als Digitalisat verfügbar

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Einzelnachweise

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  1. Die erste erhaltene Ausgabe von 1527 bezeichnet sich auf dem Titelblatt bereits als „neu angeordnet und erneut korrigiert“: Noel van Barlainmont, Vocabulare van nieus geordineert, En(d) wederom gecorrigeert…, Antwerpen 1527 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
  2. Colloquia et dictionariolum septem linguarum: Gedrukt door Fickaert te Antwerpen in 1616. Opnieuw uitgegeven door prof. Dr. R. Verdeyen. 3 Bde. Antwerpen, ’s-Gravenhage 1925–1935.
  3. Vgl. Daniel M. Sáez Rivera: El Diccionario castellano, francés y catalán (1642) de Pere Lacavallería: Indicios de una política lingüística en el siglo XVII. Revista de Filología Románica 22 (2005), 97–119.
  4. z. B. Colloquia & dictionariolum quatuor linguarum, latinæ, gallicæ, teutonicæ & svecicæ, Hamburg 1703 (Digitalisat der Schwedischen Königlichen Bibliothek).
  5. Gazophylacium decem linguarum Europaearum apertum, in quo non solum pronunciationes, declinationes & coniugationes, sed etiam diversi dialogi in sermone Germanico, Polonico, Bohemico, Belgico, Anglico, Latino, Gallico, Hispanico, Italico et Ungarico reperuntur, Košice 1691 (Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt).
  6. Rozmova · Besěda: Das ruthenische und kirchenslavische Gesprächsbuch des Ivan Uževyč. Mit lateinischem und polnischem Paralleltext herausgegeben von Daniel Bunčić und Helmut Keipert. München: Sagner 2005. S. XXV.