Constantinos Carydis

griechischer Dirigent

Constantinos Carydis (griechisch Κωνσταντίνος Καρύδης; geboren am 1. Januar 1974 in Athen) ist ein griechischer Dirigent.

Leben und Werk

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Carydis ist der Neffe des Dirigenten Miltiades Caridis (1923–1998). Er studierte Musiktheorie und Klavier am Nationalen Konservatorium von Athen, danach Dirigieren an der Hochschule für Musik und Theater in München (bei Hermann Michael). Als Pianist konzertierte er mit griechischen Orchestern und trat bei Solorecitals und Kammermusikabenden auf. Erste Engagements als Dirigent erhielt er am Staatstheater am Gärtnerplatz in München, an der Württembergischen Staatsoper in Stuttgart und ab 2006 an der Wiener Staatsoper. Constantinos Carydis dirigiert – wie viele heutige Dirigenten – ohne Taktstock.

Carydis arbeitet mit den Münchner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und dem Mahler Chamber Orchestra. Er dirigierte das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Radio-Symphonieorchester Wien, Münchener Kammerorchester, Radio-Symphonie-Orchester Berlin, Konzerthausorchester Berlin, das Orchester des Maggio Musicale Fiorentino, das Berner Symphonieorchester, Luzerner Sinfonieorchester, Tonhalle-Orchester Zürich, Israel Philharmonic Orchestra in Tel Aviv und Orchestre Philharmonique du Luxembourg, wo er u. a. die Ballettmusik El Sombrero de tres Picos von Manuel de Falla und die symphonische Dichtung Scheherazade von Nikolai Rimski-Korsakow aufführte. Ebenso setzt er sich für Gegenwartsmusik ein, wie etwa im Juli 2010, als er im Festspielhaus Baden-Baden bei der Uraufführung von Nicolas Bacris Quasi una fantasia für drei Soloviolinen und Orchester op. 118 am Pult stand. Es spielten die Solistinnen Lisa Batiashvili, Alina Pogostkina, Baiba Skride und das Mahler Chamber Orchestra.[1]

Beim Enescu Festival 2015 in Bukarest gastierte er mit dem Bayerischen Staatsorchester und Pierre-Laurent Aimard, das Programm bestand aus dem 5. Klavierkonzert von Beethoven und der Fünften Symphonie von Schostakowitsch. Zudem wurde er vom Orchestre National Bordeaux Aquitaine, der Frankfurter Museumsgesellschaft, dem Glyndebourne Festival und dem WDR-Sinfonieorchester Köln eingeladen.

Im Dezember 2014 debütierte er beim Mozarteumorchester Salzburg, wo er die 10. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch dirigierte und mit dem er im Dezember 2015 ein Strauss/Beethoven-Programm und im August 2016 im Rahmen einer Mozart-Matinee ein reines Mozart-Programm aufführte. Karl Harb schrieb danach in den Salzburger Nachrichten: „Jede Note wird zum Edelstein.“[2]

Erste Engagements führten ihn ans Staatstheater am Gärtnerplatz in München und die Württembergische Staatsoper in Stuttgart, wo er unter anderem Glucks Alceste und Lortzings Wildschütz dirigierte. An der Wiener Staatsoper gastierte er 2006 in einer Serie von fünf Carmen-Aufführungen, zwischen 2007 und 2010 sechzehnmal als Dirigent der Bohème und 2009 dreimal des Don Giovanni.[3] Den Don Giovanni dirigierte er später auch in London, Amsterdam und München. An der Oper Frankfurt dirigierte er Händels Xerxes, Mozart-Opern wie Die Zauberflöte, Massenets Werther, Bizets Carmen und Strawinskys Rake’s Progress.

2011 debütierte er im Rahmen einer Neuproduktion der Carmen am Royal Opera House Covent Garden, die von Julian Napier verfilmt wurde, die erste 3D-Produktion einer Oper weltweit war und auch als Blu-ray in 2D erschien. An der Staatsoper Unter den Linden dirigierte er Rossinis Il turco in Italia, an der Komischen Oper in Berlin Rossinis Il barbiere di Siviglia, Die Fledermaus von Johann Strauß und Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart. De Nationale Opera in Amsterdam übertrug ihm die musikalische Leitung von drei Mozart-Opern: Le nozze di Figaro, Don Giovanni und Die Entführung aus dem Serail. Die Entführung, inszeniert von Johan Simons, wurde auch aufgezeichnet. An der Opéra de Lyon dirigierte er schließlich Brittens Shakespeare-Vertonung von A Midsummer Night’s Dream.

Regelmäßig gastiert Carydis an Bayerischen Staatsoper, wo er 2011 Offenbachs Les Contes d'Hoffmann, 2014/15 Mozarts Don Giovanni und 2015 – im Rahmen der Münchner Opernfestspiele – im Prinzregententheater eine Neuproduktion von Debussys Pelléas et Mélisande leitete.

2013 erarbeitete er mit dem Regisseur Barrie Kosky und der Oper Frankfurt eine Kombination aus Barock und Moderne für das Edinburgh International Festival, bei der Purcells Dido and Aeneas mit Bartóks Herzog Blaubarts Burg verkoppelt wurde, eine Produktion, die von der Kritik zwiespältig aufgenommen wurde.[4][5]

2018 trat er – nach zwei Mozart-Matineen 2016 und 2017 – mit Mozarts Zauberflöte erstmals als Operndirigent bei den Salzburger Festspielen auf.[6]

„Für jedes Stück findet Carydis eine passende, spezifische Klangaura, entwickelt einen Farbenreichtum, der nur entstehen kann, wenn man selbst kleinste Nuancen, Verzierungen, Phrasierungsdetails beachtet und ernst nimmt, mithin ins Innerste der Werke zu hören versteht. In diesem Sinne ist der Dirigent ein Bruder im Geiste Kirill Petrenkos. Klarheit und Elastizität, Energie und Transparenz, Schwung und dramatische Impulsivität, aber auch feinste Gewichtungen der (Mittel- und Neben- )Stimmen, der Verteilung der Bläserfarben, der Artikulation der Streicher, der Balancen je nach Charakter der Werke ergeben ein Gesamtbild, vor dessen Wirkung man verblüfft und staunend die Ohren spitzt.“

Karl Harb: Jede Note wird zum Edelstein, Salzburger Nachrichten, 8. August 2016[2]

„Alles, was er tut, verwandelt sich in musikalisches Gold. Er ist hochgradig fantasievoll und scharfsinnig, akribisch in seiner Vorbereitung, gleich versiert in Opern und Symphonik.“

Andrew Powell: Carydis Woos Bamberg, Musical America[7]

Opernproduktionen (Auswahl)

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Diskographie (Auswahl)

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Carlos-Kleiber-Preis

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Am 4. November 2011 erhielt der Dirigent den Carlos-Kleiber-Preis der Bayerischen Staatsoper in München, der mit 10.000 Euro dotiert war und anlässlich des 80. Geburtstages von Carlos Kleiber erstmals verliehen wurde. Die Jury setzte sich unter anderem zusammen aus dem Staatsintendanten und dem Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, einem Mitglied des Bayerischen Staatsorchesters sowie einem Vertreter der Freunde des Münchner Nationaltheaters.[14]

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Einzelnachweise

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  1. Festspielhaus Baden-Baden: 1613_geigen_bacri_hd.mp4.flv, Aus dem Festspielhaus Baden-Baden: Nicolas Bacri Quasi una fantasia für drei Soloviolinen und Orchester op. 118, abgerufen am 7. Januar 2020.
  2. a b Karl Harb: Jede Note wird zum Edelstein, Constantinos Carydis bescherte das Wunder einer Mozart-Matinee. (Memento vom 21. Dezember 2016 im Internet Archive), Salzburger Nachrichten, 8. August 2016, abgerufen am 18. Dezember 2016.
  3. Archiv der Wiener Staatsoper: Suchergebnis Vorstellungen mit Constantinos Carydis, abgerufen am 18. Dezember 2016
  4. Simon Thompson: Edinburgh Festival (17): Odd Pairing of Purcell and Bartók Operas, Seen and Heard International, 26. August 2013, abgerufen am 19. Dezember 2016.
  5. Anna Picard: Edinburgh Festival 2013 classical review: Dido and Aeneas/Bluebeard's Castle: Lament for broken-hearted heroines, The Independent (London), 31. August 2013, abgerufen am 19. Dezember 2016.
  6. Angaben im Archiv der Salzburger Festspiele
  7. Andrew Powell: Carydis Woos Bamberg. In: Musical America. 4. Januar 2015, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  8. Robert Braunmüller: Münchner Opernfestspiele. Claude Debussys "Pélleas et Mélisande" im Prinzregententheater - die AZ-Kritik. In: Münchner Abendzeitung. 29. Juni 2015, abgerufen am 18. Dezember 2016.
  9. IOCO (Kultur im Netz): Frankfurt, Oper Frankfurt, Highlights im September 2016, abgerufen am 18. Dezember 2016
  10. Oper Frankfurt: Spielplan Xerxes (Memento vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive), mit Besetzungsliste, abgerufen am 18. Dezember 2016
  11. Gramola: Carmen/Royal Opera House Georges Bizet Carydis / Rice / Hymel / Argiris / Kovalevska, abgerufen am 18. Dezember 2016.
  12. Arthaus Musik: Christoph Willibald Gluck: Alceste (Memento vom 29. Juni 2015 im Internet Archive), abgerufen am 18. Dezember 2016.
  13. Opus Arte: Mozart: Die Entführung aus dem Serail, abgerufen am 18. Dezember 2016.
  14. Carlos-Kleiber-Preis (Memento vom 26. August 2013 im Internet Archive), abgerufen am 7. Januar 2020. Der Preis sollte alle zwei Jahre „an junge Dirigenten und Korrepetitoren“ verliehen werden. Allerdings kam es bislang (Stand: Dezember 2016) zu keiner weiteren Verleihung, weshalb Constantinos Carydis bislang der einzige Preisträger ist.