DNd (Inschrift)

Bezeichnung einer Inschrift von Dareios I.

DNd ist die Bezeichnung einer Inschrift von Dareios I. (D). Sie wurde in Naqsch-e Rostam (N) entdeckt und von der Wissenschaft mit einem Index (d) versehen. Die Inschrift liegt in altpersischer, elamischer und babylonischer Sprache vor.

Auf der linken Seite des Oberen Registers die übereinander stehenden drei Figuren mit Aspathines in der Mitte
Die Beischrift DNd oberhalb der Figur des Aspathines durchlaufend in allen drei Sprachversionen

„Aspathines, der Gewandträger (Kammerherr), hält des Königs Dareios Bogenkasten.“

Dareios I.: Schmitt 2009

Beschreibung

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Die dreisprachige Inschrift DNd umfasst fünf Zeilen und befindet sich auf der linken Seite des Oberen Registers am Grab des Dareios I. Sie ist über dem Kopf des Mittleren von drei übereinander stehenden Waffenträgern angebracht. Außer an den Zeilenenden ist die Inschrift gut lesbar und befindet sich in situ (am Ursprungsort).

Rezeption

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Die Titel des Aspathines auf der Inschrift, Gewandträger, Kammerherr und Träger des Bogenkasten, wurden über Forschungsergebnisse aus verschiedenen Sprachen festgelegt.[1] Es sind vier Sprachen involviert.

Der erste Titel, der Gewandträger, ist oft als Streitkolbenträger oder [Streit]hammerträger übersetzt worden, um einen Bezug zum Träger des Bogenkastens, zu erhalten. Der Träger des Bogenkasten wird im zweiten Teil der Inschrift aufgeführt und ist seit der Untersuchung von Rykle Borger aus dem Jahr 1972 unumstritten. Für den Gewandträger führte die erste Spur zu den elamischen Texten der Akropolis von Susa aus der neuelamischen Periode. Dort dient der elamische Teil des Titels (lipte) als Oberbegriff für verschiedene Objekte, unter anderem auch Gewand. In einer weiteren Untersuchung wurde der erste Teil des altpersischen Ausdrucks (vaça) etymologisch mit dem avestischen Begriff (avestisch - vastra-, deutsch ‚Gewand‘) verbunden. Zusammen mit der elamischen Objektbezeichnung ergab dies den Ausschlag für die Festlegung auf die Übersetzung Gewandträger. In der Bedeutung wird der Titel mit dem Inhalt der Inschrift DNc verglichen. Während Gobryas in DNc mit dem führenden persischen Klan Namen Pateischorier betitelt wird, trägt Aspathines mit dem Titel des Gewandträgers einen höfischen Rang. Die Parallelität in den beiden Inschriften unterstreicht den hohen Rang des Gewandträgers, dessen Bezeichnung nicht zu wörtlich aufgefasst werden darf.[2]

Der in Klammern gesetzte Titel Kammerherr wurde über den Begriff der babylonischen Sprachversion festgelegt. Der babylonische Ausdruck (ustarbaru) für den Titel erscheint in über 40 Dokumenten aus babylonischen Archiven. In zusammengesetzter Form kommt der Begriff als königlicher Kämmerer und Hofbeamter, Kämmerer vor. Aus den Quellen ist ersichtlich, dass einige Kämmerer als Verwalter von Ländereien des persischen Königtums fungierten oder sie schienen selbst Besitzer von kleinen oder großen Gütern gewesen zu sein. In einem Fall besaß der Königliche Kammerdiener mehrere Dörfer. Die meisten Belege für Kammerdiener in babylonischer Sprache kommen aus der Region von Nippur, aus Babylon und Susa. Die meisten Kammerdiener tragen babylonische Namen, manche persische und einer trägt einen persischen Namen, wird aber als Ägypter betitelt. Mangels einer umfassenden Studie, die die Funktionen und die Aufgaben des Beamten näher untersucht hat, bleibt diese Figur im persischen Babylonien unscharf.[3]

Literatur

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  • Henry Creswicke Rawlinson: On the Inscriptions of Assyria and Babylonia (= Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Irland. Band 12). Cambridge 1850, S. XIX–XX. (jstor.org)
  • Henry Creswicke Rawlinson: Memoir on the Babylonian and Assyrian Inscriptions (= Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Irland. Band 14). Cambridge 1851, S. 6. (jstor.org)
  • Edwin Norris: Memoir on the Scythic [today called Elamite] Version of the Behistun Inscription (=The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland. Band 15). London 1855, S. ??. (JSTOR).
  • Franz Heinrich Weißbach: Die Keilinschriften der Achämeniden. Hinrichs, Leipzig 1911, S. xix und 96–97. (Digitalisat).
  • Franz Heinrich Weißbach: Die Keilinschriften am Grabe des Darius Hystaspis. Leipzig 1911, S. 20 und 30. (digital.slub-dresden.de)
  • Roland Grubb Kent: The Nakš-I Rustam Inscriptions of Darius (=Language. Band 15, Nr. 3). Linguistic Society of America 1939, S. 160–177, hier 162 und 174. (jstor.org)
  • Roland Grubb Kent: Old Persian. Grammar, Texts, Lexicon. 2. Revidierte Edition (=American Oriental Series. Band 33). New Haven 1953, S. 109 und 140. (Digitalisat).
  • Erich Friedrich Schmidt: Persepolis III: The Royal Tombs and other Monuments (=Oriental Institute Publications. Band 70). University of Chicago Press, Chicago 1970, S. 86 und Tafel 24. (oi.chigaco.edu)
  • Rykle Borger: Die Waffenträger des Königs Darius – Ein Beitrag zur alttestamentlichen Exegese und zur semitischen Lexikographie (=Vetus Testamentum. Band 22). Leiden 1972, S. 385–398, hier 389.
  • François Vallat: Corpus des inscriptions royales en élamite achéménide. Dissertation Université la Sorbonne, Paris 1977, S. 158–159. (archive.org)
  • Pierre Lecoq: Les inscriptions de la Perse achéménide traduit du vieux-perse, de l’élamite, du babylonien et de l’araméen. Paris 1997, S. 123 und 225. (elamit.net)
  • Günter Schweiger: Kritische Neuedition der achaemenidischen Keilinschriften. 2 Bände. Schweiger VWT-Verlag, Taimering 1998, Band 1, S. 78–79; Band 2, S. 235–237.
  • Rüdiger Schmitt: The Old Persian Inscriptions of Naqsh-i Rustam and Persepolis. Corpus Inscriptionum Iranicarum, Band 1, Teil 1, Texte II. London 2000, ISBN 978-0-7286-0314-1, S. 46 und Tafel 22b.
  • Rykle Borger: Der Bogenköcher im Alten Orient, in der Antike und im Alten Testament. Göttingen 2000, S. 6.
  • Wouter Henkelman: An Elamite Memorial: The sumar of Cambyses and Hystaspes. In: A Persian Perspective. Essays in Memory of Heleen Sancisi-Weerdenburg (=Achaemenid History XIII). Leiden 2003, S. 101–172.
  • Rüdiger Schmitt: Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung. Reichert, Wiesbaden 2009, S. 12 und 112. (Digitalisat)
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Einzelnachweise

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  1. Henkelman 2003, S. 120.
  2. Henkelman 2003 S. 118–119.
  3. Henkelman 2003 S. 162–164.