Daniel Köhne

dänischer Orgelbauer

Daniel Köhne (vollständiger Name: Johann Heinrich Daniel Köhne; * 26. Dezember 1828 in Kopenhagen; † 17. März 1878 ebenda) war ein dänischer Orgelbauer.

Daniel Köhne (Foto ca. 1870)
Köhnes Ehefrau Oline Antonine, geb. Winckelmann

Die Eltern des in Kopenhagen geborenen Köhne stammten aus Schöningen im Herzogtum Braunschweig, sein gleichnamiger Vater war Tischlermeister.[1] Daniel Köhne trat in seine Fußstapfen und legte 1848 seine Gesellenprüfung ab. Bei einem Aufenthalt in Deutschland wurde sein Interesse für das Instrument Orgel und den Orgelbau geweckt. Er ging beim Orgelbauer August Troch in Neuhaldensleben in die Lehre. Nach mehrjähriger Lehrzeit und einem kurzen Aufenthalt in der Schweiz wurde er beim Orgelbauer Christian Sölter in Schöningen angestellt.

1855 kehrte er nach Dänemark zurück, wo er sofort eine Beschäftigung bei dem Orgelbauer Jens Gregersen (1794–1864) in Kopenhagen fand. Köhne hatte den Ehrgeiz, unabhängig zu werden und eröffnete parallel eine eigene Werkstatt in seinem Elternhaus in der Adelgade 296. Kurz vor Fertigstellung seiner ersten eigenen Orgel mit sechs Registern zerstörte ein Brand im Frühjahr 1857 sein Haus. Köhne fand zunächst bei einem Nachbarn eine Unterkunft, dem Maurer Hans Heinrich Winckelmann. So kam er mit dessen Tochter Oline Antonine Winckelmann (1838–1907) zusammen, die er an Weihnachten 1860 in der Kopenhagener Petrikirche heiratete. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Köhne richtete sich sein neues Kopenhagener Domizil samt Werkstatt in der Vestergade 25 ein.[2]

 
Firmenschild an der Orgel der Kirche in Sakskøbing

Als mehrere der damals bekannten Komponisten, darunter Niels W. Gade, auf Köhne aufmerksam wurden, eröffneten sich ihm eine Reihe von Möglichkeiten. Gade war nicht nur Komponist, sondern auch Organist an der Holmens Kirke. Die Orgel in dieser Kirche war stark reparaturbedürftig, und es war Köhne, den Gade für den Bau einer neuen Orgel gewinnen wollte. Zunächst unternahm Köhne 1863 mit Gades Hilfe und mit finanzieller Unterstützung des Reierske Fonds eine Studienreise nach Paris, um von dem Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll zu lernen, der als „Meister der Meister“ des französisch-romantischen Orgelbaus gilt.[3]

Nach seiner Rückkehr im Herbst 1863 hatte Köhne aufgrund von Krankheit und baldigem Tod seines Arbeitgebers Gregersen viel zu tun: Er war nun für die Wartung der Instrumente im Dom zu Roskilde, in der Frauenkirche und in der Helliggeistkirche in Kopenhagen verantwortlich. 1865 begann er mit der Arbeit an der neuen Orgel für die Holmens Kirke. Diese wurde 1871 fertiggestellt und fand großen Anklang.[4] Mit einer solchen Referenz kamen weitere Aufträge. Zu den größeren Arbeiten gehörte die Orgel für den wiederaufgebauten Viborger Dom mit 42 Registern. Sie wurde 1876 eingeweiht.

Zwei Jahre später starb Köhne im Alter von 49 Jahren an einer Erkältung. Er wurde auf dem Kopenhagener Assistenzfriedhof beigesetzt, wo seine Grabstätte bis heute besteht.[5] Zum Zeitpunkt seines Todes musste er zu den führenden Orgelbauern Dänemarks gezählt werden. Seine Werkstatt wurde von einem Partner unter dem Namen „A. H. Busch & Söhne“ weitergeführt.

Werkliste (Auswahl)

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Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Anmerkungen
1858 Hvidovre Hvidovre Kirke 8 Älteste erhaltene Köhne-Orgel; 1993 Umbau und Erweiterung (2 Manuale und Pedal, 15 Register) durch Marcussen & Søn, Åbenrå.[6][7]
1860 Gladsaxe Gladsaxe Kirke 8 1984 ersetzt durch eine von Jensen & Thomsen, Hillerød, gebaute Orgel.[8]
Die „Köhne-Orgel“ wurde an die Humble Kirke in Humble abgegeben und dort von Sven-Erik Erbs aufgebaut; 1987 von Carsten Lund, Birkerød, umgebaut und erweitert (2 Manuale und Pedal, 16 Register).[9]
1862 Gentofte Gentofte Kirke II/P 11 Nicht erhalten; die aktuelle Orgel wurde 1976 von Th. Frobenius og Sønner, Lyngby, gebaut (Opus 837) und ersetzte ein Instrument derselben Firma aus dem Jahr 1926 (Opus 156).[10][11]
1864 Brønshøj Brønshøj Kirke 8 Nicht erhalten; die aktuelle Orgel wurde 1975 von Th. Frobenius og Sønner gebaut (Opus 797).[12][11]
1864 Herstedvester Herstedvester Kirke I 4 2006 ersetzt durch eine von P. G. Andersen & Bruhn, Ølstykke, gebaute Orgel.[13]
Die „Köhne-Orgel“ befindet sich heute in der Krypta der Esajas Kirke in Kopenhagen.[14]
1865 Nødebo/Seeland Nødebo Kirke
 
I 4 Später um ein fünftes Register (2′) erweitert, derzeit Erweiterung auf 11 Register geplant.[15][16]
1866 Sakskøbing Sakskøbing Kirke[17]
 
II/P 17 Umbauten und/oder Restaurierungen der Orgel in den Jahren 1931, 1936, 1971 und 2007.[18]
1869 Marsvinsholm, Gemeinde Ystad Marsvinsholms Kyrka II/P 20 Die Orgel wurde 1876 von Carl Elfström, Ljungby, 1913 von Eskil Lundén, Göteborg, und 1966 von Johannes Künkel, Lund, umgebaut; der Orgelprospekt im Stil der Neorenaissance ist original erhalten.[19]
1869 Herlev Herlev Kirke 7 1963 ersetzt durch eine von I. Starup & Søn, Nørrebro, gebaute Orgel.[20]
1871 Glostrup Glostrup Kirke 8 1953 ersetzt durch eine von Marcussen & Søn gebaute Orgel.[21]
Die „Köhne-Orgel“ wurde an die Roskilder Odd Fellows Loge verkauft und in Roskilde eingebaut in das Odd Fellow Herrenhaus, Skolegade 13; die Orgel ist erhalten.[22]
1871 Kopenhagen Holmens Kirke
 
III/P 34 Neubau unter Beibehaltung des barocken Gehäuses, 1956 durch ein Instrument von Marcussen & Søn ersetzt.
1872 Holbæk Skt. Nikolai Kirke 20 Nicht erhalten; die derzeitige Hauptorgel wurde 1967 von Th. Frobenius og Sønner gebaut (Opus 641); es ist die dritte Orgel der Kirche seit 1872.[11]
1873 Sevel. Gemeinde Holstebro Sevel Kirke 1964 ersetzt durch eine Orgel von Th. Frobenius og Sønner (Opus 611).[23][24][11]
1873 Kopenhagen Missionshaus Bethesda 12 Die Orgel wurde 1899 der Hornslet Kirke, Hornslet, Gemeinde Syddjurs, geschenkt, sie ist erhalten.[25]
1873 Ramløse, Gemeinde Gribskov Ramløse Kirke 6 1972 ersetzt durch eine Orgel von Th. Frobenius og Sønner (Opus702).[26][27][11]
1873 Vartov, Gemeinde Kopenhagen Vartov Kirke 8 Nicht erhalten; die aktuelle Orgel wurde 1971 von Poul-Gerhard Andersen, Ølstykke, gebaut.[28]
1876 Viborg Viborger Dom III/P 42 1965 abgerissen und durch einen Neubau von Marcussen & Søn ersetzt
1876 Ordrup Ordrup Kirke 7 Die derzeitige Orgel wurde 1991 von Carsten Lund gebaut.
Die ursprünglich für die Ordrup Kirke geschaffene Orgel befindet sich heute in der Haraldsted Kirke, Gemeinde Ringsted; 1968 umgebaut von Th. Frobenius og Sønner.[29]
1878 Kopenhagen Reformierte Kirche
 
II/P 20 Neubau unter Beibehaltung des barocken Gehäuses von 1724; fast unverändert erhalten.[30]
1878 Kopenhagen St.-Pauls-Kirche
 
II/P 20 1938 Orgelneubau durch I. Starup & Søn mit Verwendung von Pfeifen aus Köhnes Vorgängerorgel.[31]

Literatur

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  • Nils Friis: Orgelbyggeren Daniel Köhne, in: Orglet 2/1972, S. 6–14.
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Commons: Daniel Köhne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Friis, Köhne (wie unter Literatur), S. 6.
  2. Friis: Köhne (wie unter Literatur), S. 6 f.
  3. Friis: Köhne (wie unter Literatur), S. 9.
  4. København, Holmenskirke. In: de Orgelsite. Abgerufen am 9. März 2023 (niederländisch).
  5. Vgl. Eintrag auf gravsted.dk wie unter Weblinks
  6. Immanuel Hansen: Hvidovre Kirke. Hvidovre Lokalhistoriske Selskab, 1980, abgerufen am 1. März 2023 (dänisch).
  7. Werkverzeichnis von Marcussen & Søn 1848–2020. Abgerufen am 1. März 2023 (dänisch).
  8. Gladsaxe Kirke – Orgel. Abgerufen am 2. März 2023 (dänisch).
  9. Dänischer Orgelindex. Abgerufen am 2. März 2023 (dänisch).
  10. Gentofte, Gentofte Kirke. In: de Orgelsite. Abgerufen am 4. März 2023 (niederländisch).
  11. a b c d e Opusliste - Th. Frobenius & Sønner Orgelbyggeri. Abgerufen am 4. März 2023 (dänisch).
  12. Über die Kirche. In: Brønshøj Kirke. Abgerufen am 5. März 2023 (dänisch).
  13. Einweihungskonzert einer neuen Orgel in Herstedvester. Organist Hans Ole Thers demonstriert bei einem Konzert am 15. Januar die Möglichkeiten der neuen Orgel. In: Sjællandske Nyheder. 11. Januar 2006, abgerufen am 5. März 2023 (dänisch).
  14. Geschichte der Kirche. In: Herstedvester kirke. Abgerufen am 5. März 2023 (dänisch).
  15. Orgel-Information auf der Kirchenwebsite von Nødebo
  16. Die Orgel der Nødebo Kirche wird 150 Jahre alt. Festkonzert zum 150-jährigen Jubiläum der Orgel. In: Sjællandske Nyheder. 21. Oktober 2015, abgerufen am 4. März 2023 (dänisch).
  17. Sakskøbing Kirke. Sakskøbing Sogn, abgerufen am 15. Februar 2023 (dänisch).
  18. Sakskøbing, Kirke. Organ index, abgerufen am 15. Februar 2023.
  19. Anna Lindqvist: Kirche Marsvinsholm. Kulturgeschichtliche Charakterisierung und Bewertung. 7. Januar 2020, abgerufen am 19. Februar 2023 (schwedisch).
  20. Kirche von Herlev. Über die Kirche. Abgerufen am 20. Februar 2023 (dänisch).
  21. Die Geschichte der Kirche Glostrup. In: Glostruper Kirchen. Abgerufen am 22. Februar 2023 (dänisch).
  22. Odd Fellow Herrenhaus. Abgerufen am 22. Februar 2023 (dänisch).
  23. Peder Christensen: Erinnerungen aus der Pfarrei Sevel. In: Sammlungen zur Geschichte und Topographie Jütlands. Jütländische historisch-topographische Gesellschaft, S. 270, abgerufen am 24. Februar 2023 (dänisch).
  24. Sevel Kirke – Kirchenschiff. Abgerufen am 24. Februar 2023 (dänisch).
  25. Über die Hornslet Kirke – Kircheninventar. Abgerufen am 25. Februar 2023 (dänisch).
  26. Ramløse Kirke – Orgel. Abgerufen am 26. Februar 2023 (dänisch).
  27. Ramløse Kirke – Orgel. Abgerufen am 26. Februar 2023 (dänisch).
  28. Vartov Kirke – Orgel. Abgerufen am 26. Februar 2023 (dänisch).
  29. Haraldsted Kirke – Orgel. Abgerufen am 28. Februar 2023 (dänisch).
  30. København, Reformert Kirke. In: de Orgelsite. Abgerufen am 18. Februar 2023 (niederländisch).
  31. Information zur Orgel der Kopenhagener Paulskirche beim Dansk Organist og Kantor Samfund (dänisch)