Das Wirtshaus „Zum König Przemysl“
Das Wirtshaus „Zum König Przemysl“ ist ein 1913 erschienener Studentenroman von Karl Hans Strobl.
Historischer Hintergrund der Handlung
BearbeitenWie in Strobls Roman Die Vaclavbude bildet den Rahmen der Handlung der deutsch-tschechische Nationalitätenkonflikt in Böhmen und Mähren im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts mit der sogenannten Badeni-Krise im Zentrum. Kasimir Felix Graf Badeni hatte als Ministerpräsident von Cisleithanien am 5. April 1897 eine Sprachenverordnung erlassen, in deren Folge es zu einer Staatskrise kam. Höhepunkt waren gewaltsame Ausschreitungen Ende November 1897 in Prag und anderen tschechischen Städten.
Handlung
BearbeitenDer deutsche Student Fritz ist Angehöriger der (fiktiven) Prager Burschenschaft Libertas. Er wohnt als Untermieter bei der Oberlehrerswitwe Sidonie Haberbauer im Stadtviertel hinter der Prager Teynkirche. Im selben Gebäude befindet sich die Gaststätte „Zum König Przemysl“. Dieses Lokal ist Treffpunkt tschechischer (und antideutscher) Demonstranten und Verschwörer. Nachdem Fritz sich in Ludmilla Wanda, die Tochter des Wirts verliebt, weist diese ihn zunächst ab. Als Fritz aber bei einem Anschlag auf seine Burschenschaft in Lebensgefahr gerät, rettet ihn Ludmilla, indem sie ihn in ihrem Zimmer versteckt. In den folgenden Wochen entwickelt sich eine romantische Liebesbeziehung zwischen den beiden. Als die tschechischen Demonstranten davon erfahren, nehmen sie Ludmilla gefangen. Als Fritz versucht, sie zu befreien, wird Ludmilla von den Geiselnehmern erschlagen, Fritz selbst schwer verwundet.[1]
Rezeption
BearbeitenEgon Erwin Kisch hat zu Strobls Roman formuliert:
„Man liest es atemlos, denn das Literarische erschlägt die Handlung nicht.“
Sekundärliteratur
BearbeitenLiteratur zum Roman
Bearbeiten- Susanne Fritz: Die Entstehung des "Prager Textes". Prager deutschsprachige Literatur von 1895 bis 1934 (= Mitteleuropa-Studien, Bd. 8), Dresden 2005 ISBN 978-3-937672-32-8
- Raimund Lang: Der Dramaturg von Prag, Karl Hans Strobl als studentischer Dichter, in: Frische/Becker, Zwischen Weltoffenheit und nationaler Verengung (= Historia Academica Band 39), Würzburg 2000, S. 137 ff.
- Marta Maschke: Der deutsch-tschechische Nationalitätenkonflikt in Böhmen und Mähren im Spiegel der Romane von Karl Hans Strobl, Berlin (Dissertation) 2003.
- Doris Multerer: Deutsch-tschechische Gegensätze in den Prager Studentenromanen Karls Hans Strobls, Wien (Dipl.-Arbeit) 1993.
- Vera Schneider: Wachposten und Grenzgänger. Deutschsprachige Autoren in Prag und die öffentliche Herstellung nationaler Identität, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2009 (= Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften. Reihe Literaturwissenschaft; Band 631)
- Walter G. Wieser: Der Prager deutsche Studentenroman, Wien 1994.
Literatur zum historischen Hintergrund des Romans
Bearbeiten- Hartmut Lehmann, Silke Lehmann (Hrsg.): Das Nationalitätenproblem in Österreich 1848–1918, Göttingen 1973
- Harald Lönnecker: Von „Ghibellinia geht, Germania kommt!“ bis „Volk will zu Volk!“. Mentalitäten, Strukturen und Organisationen in der Prager deutschen Studentenschaft 1866-1914, in: Sudetendeutsches Archiv München (Hrsg.), Jahrbuch für sudetendeutsche Museen und Archive 1995–2001, München 2001, S. 34–77.
- Harald Lönnecker: „... freiwillig nimmer von hier zu weichen ...“ Die Prager deutsche Studentenschaft 1867-1945, Köln 2008.
- Hans Mommsen: 1897: Die Badeni-Krise als Wendepunkt in den deutsch-tschechischen Beziehungen. In: Detlef Brandes (Hrsg.): Wendepunkte in den Beziehungen zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken 1848–1989. Verlag Klartext, Essen 2007, ISBN 978-3-89861-572-3, S. 111–118.
- Esther Neblich: Die Auswirkungen der Badenischen Sprachverordnung von 1897. Tectum-Verlag, Marburg 2002, ISBN 3-8288-8356-7.
- Berthold Sutter: Die Badenischen Sprachenverordnungen von 1897. Böhlau-Verlag, Graz 1960/1965 (2 Bände).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ausführliche Inhaltsangabe bei Walter G. Wieser: Der Prager deutsche Studentenroman, Wien 1994, S. 69–79.