Datei:Das Milchmädchen (Leo Talberg).jpg
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Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das Milchmädchen (en: The Milkmaid) | |
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Künstler |
Leo Talberg |
Titel |
Das Milchmädchen (en: The Milkmaid) |
Beschreibung |
Deutsch/German:Das Bild ist ein Motiv nach dem Roman „Peridëis“ und gleichzeitig eine vielfältig interpretierbare Parodie des bekannten „Schokoladenmädchen“ von Jean-Etienne Liotard. Offizielle Geschichte auf der Rückseite des Bilds: Es war eine junge Frau, deren Namen verlorengegangen ist, die war unter falschen Versprechungen verführt worden. Als aber nach der Hälfte der Zeit die Schwangerschaft nicht mehr zu verbergen war, verstieß man sie grausam aus ihrem Dorf. Bar aller Hoffnung erlitt sie in der Wildnis eine Fehlgeburt. Als dem Mädchen kurz darauf die Brüste vor lauter Milch schier barsten, sie selbst aber Hunger litt, wusste sie keinen anderen Rat, als sich zwiefach Erleichterung zu schaffen. Darin ward sie von einem Mann hohen Standes vorgefunden, dessen Titel noch Name nicht überliefert sind. Der nahm sie mit sich als Magd in sein Schloss oder seine Burg. Aus Gründen, die im Dunklen liegen, hatte er Bedarf an ihrer Milch, und ganz frisch sollte sie sein. Sonst war die Magd frei, zu tun und zu lassen, was immer sie wollte, und bekam alle Tage beste Speise und ein gutes Bett für die Nacht. Auch schwer arbeiten durfte sie nicht und es war allen geboten, ihr keine Verdrießlichkeit zu tun, die ihr auf die Milch hätte schlagen können. Mehr weiß man über dieses Mädchen nicht. So urteile, wer zu urteilen vermag. ———————————————————————————— Abgesehen von der märchenhaften Interpretation auf der Bildrückseite entstand die Idee zum Bild mit einem sehr realen Hintergrund: Das Bild spielt auf die Ammen im Berlin des auslaufenden 19. Jahrhunderts an. Die sorbischen Gebiete im Spreewald waren als Armutsgegend sehr sittenstreng - wurde ein unverheiratetes Mädchen schwanger und ihr Verführer stand nicht zu seiner Verantwortung, dann war das Mädchen oft sozial isoliert und hatte kaum noch eine Chance auf eine gute Heirat. Die neueröffnete Eisenbahn nach 1871 brachte aber die Möglichkeit, ins reiche Berlin zu flüchten. Das Milchmädchen muss aber nicht aus dem Spreewald kommen, denn ihre Kleidung weist nur auf ihr Amt hin, nicht auf ihre Herkunft. In der Zeit nach 1871 hatte man in den gebildeten Schichten bereits eingesehen, dass die schlimme Säuglingssterblichkeit der damaligen Zeit vom Nichtstillen kam. Die wohlhabenden Mütter mochten sich aber aus Prüderie oder Bequemlichkeit in der Regel noch nicht zum Selbststillen entschließen. Das Stillen hatte trotz aller Einsicht noch etwas Anrüchiges und man unterstellte, die stillende Frau wolle „sich bloß aufgeilen“ (zeitgenössisches Zitat). Eine Amme wäre in Berlin im Prinzip zu finden gewesen, aber oft handelte es sich um (bisweilen zwangsweise) re-sozialisierte Prostituierte oder Frauen mit sonstwie zweifelhaftem Leumund. Spreewald-Ammen galten dagegen als gesunde und anständige Frauen und Mädchen, die nur ins Unglück gerutscht waren. So liefen auf dem Bahnhof zweifelhafte Werber und karitative Gruppen förmlich um die Wette nach frisch eintreffenden Ammen, um diese mit Gewinn oder gegen gerechten vollen Lohn vermitteln zu können. Nach einer Dienstzeit wartete auf eine halbwegs annehmbare Amme in der Regel bereits eine andere Familie, sodass die Amme einen sehr guten Preis verlangen durfte und im Haus bisweilen zum „gefräßigen Tyrann der Familie“ (zeitgenössisches Zitat) wurde, die man bei Laune halten musste, damit ihr nicht etwa die Milch stockte oder diese an Qualität einbüßte. Eine ordentliche Spreewaldamme mit Kinderwagen war „der Mercedes der Familie“ (retrospektives Zitat aus den 1920ern) und der Verdienst einer Amme war so hoch, dass eine Amme nach zwei Dienstzeiten beispielsweise ein neues teueres Ziegeldach für ein Haus finanzieren konnte, jedenfalls aber, wenn sie aus dem Spreewald kam, als gute Partie in ihre Heimat zurückkehren konnte. Und ganz ähnlich war es in Wien mit den Iglauerinnen. Das alles, Licht- wie Schattenseiten, spiegelt sich im Gesicht des Milchmädchens wieder, während die frei getragenen milchstrotzenden Brüste das Anrüchige aber auch sinnlich Faszinierende des Motivs zeigen. Die Verlogenheit der öffentlichen Moral ist das Hauptmotiv des Bildes. Deshalb entstand es auch im Zusammenhang mit einem intellektuell-erotischen Roman, der das zum Stoff nimmt. English:The painting is a motif based on the novel "Peridëis" and at the same time a parody of the well-known "Chocolate Girl" by Jean-Etienne Liotard that can be interpreted in many ways. ———————————————————————————— Official story on the back of the picture: There was a young woman, whose name is lost, who had been seduced under false promises. But halfway through the pregnancy could no longer be concealed, and she was cruelly expelled from her village. Barring all hope, she suffered a miscarriage in the wilderness. When shortly afterwards the girl's breasts were bursting with milk and she herself was hungry, she knew no other advice than to find relief in two ways at once. She was found there by a man of high rank, whose title and name have not been handed down. He took her with him as a maid to his castle. For reasons that remain in the dark, he had a need for her milk, and it had to be very fresh. Otherwise, the maid was free to do whatever she wanted and was given the best food every day and a good bed for the night. She was not allowed to work hard either, and everyone was ordered not to annoy her in any way that could have had a harmful effect on her milk. That is all that is known about this girl. So judge whoever is able to judge. ———————————————————————————— Apart from the fairy-tale interpretation on the back of the picture, the idea for the painting originated with a very real background: The picture refers to the wet nurses in Berlin at the end of the 19th century. As a poverty-stricken area, the Sorbian regions in the Spreewald were very morally strict - if an unmarried girl became pregnant and her seducer did not stand by his responsibility, then the girl was often socially isolated and had hardly any chance of a good marriage. However, the newly opened railway after 1871 brought the opportunity to escape to the rich Berlin. The Milkmaid need not have come from the Spreewald, however, because her clothes only indicate her position, not her origin. In the period after 1871, the educated classes had already realised that the terrible infant mortality of the time came from not breastfeeding. The wealthy mothers, however, did not as a rule decide to breastfeed themselves out of prudishness or convenience. Breastfeeding, despite all the understanding, still had something disreputable about it and it was assumed that the breastfeeding woman merely wanted to "get off on it" (contemporary quotation). In principle, it would have been possible to find a wet nurse in Berlin, but they were often (sometimes forcibly) re-socialised prostitutes or women with otherwise dubious reputations. Spreewald nurses, on the other hand, were considered healthy and decent women and girls who had only slipped into misfortune. Thus, dubious recruiters and charitable groups literally raced at the station for freshly arriving wet nurses, in order to be able to place them for profit or for a fair full wage. After a period of service, there was usually another family waiting for a halfway acceptable wet nurse, so that the wet nurse was allowed to charge a very good price and sometimes became the "greedy tyrant of the family" (contemporary quotation) in the house, who had to be kept in good mood so that her milk did not falter or lose quality. A proper Spreewald wet nurse with a pram was "the Mercedes of the family" (retrospective quote from the 1920s) and the earnings of a wet nurse were so high that after two periods of service a wet nurse could, for example, finance a new expensive brick roof for a house, but in any case, if she came from the Spreewald, she could return to her home as a good match. And it was very similar in Vienna with the Iglau women. All this, both the light and the dark sides, is reflected in the face of the Milkmaid, while the freely exposed, milk-bursting breasts show what is disreputable but also sensually fascinating about the motif. The mendacity of public morals is the main motif of the painting. That is why it was also created in connection with an intellectual-erotic novel that takes this as its subject matter. |
Datum | 2021 |
Technik | Oil on canvas on panel |
Maße |
Höhe: 50 cm; Breite: 40 cm dimensions QS:P2048,50U174728 dimensions QS:P2049,40U174728 |
Herkunft/Fotograf | Eigenes Werk |
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Hersteller | Cruse Spezialmaschinen GmbH |
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JPEG-Dateikommentar | Das Milchmädchen Von Leo Talberg 40 x 50 cm, Öl auf Leinwand, auf Holz aufgezogen Es war eine junge Frau, deren Namen verlorengegangen ist, die war unter falschen Versprechungen verführt worden. Als aber nach der Hälfte der Zeit die Schwangerschaft nicht mehr zu verbergen war, verstieß man sie grausam aus ihrem Dorf. Bar aller Hoffnung erlitt sie in der Wildnis eine Fehlgeburt. Als dem Mädchen kurz darauf die Brüste vor lauter Milch schier barsten, sie selbst aber Hunger litt, wusste sie keinen anderen Rat, als sich zwiefach Erleichterung zu schaffen. Darin ward sie von einem Mann hohen Standes vorgefunden, dessen Titel noch Name nicht überliefert sind. Der nahm sie mit sich als Magd in sein Schloss oder seine Burg. Aus Gründen, die im Dunklen liegen, hatte er Bedarf an ihrer Milch, und ganz frisch sollte sie sein. Sonst war die Magd frei, zu tun und zu lassen, was immer sie wollte, und bekam alle Tage beste Speise und ein gutes Bett für die Nacht. Auch schwer arbeiten durfte sie nicht und es war allen geboten, ihr keine Verdrießlichkeit zu tun, die ihr auf die Milch hätte schlagen können. Mehr weiß man über dieses Mädchen nicht. So urteile, wer zu urteilen vermag. ————————————————————————— Das Bild ist ein Motiv nach dem Roman „Peridëis“ und gleichzeitig eine vielfältig interpretierbare Parodie des bekannten „Schokoladenmädchen“ von Jean-Etienne Liotard. Der Gemälderahmen hat einen Hohlraum mit einer Art Geheimfach: Die rückseitige Holzplatte lässt sich lösen; auf der sichtbaren Außenseite befindet sich die offizielle Geschichte zum Gemälde und innen ist versteckt eine weitere - die echte Geschichte. Abgesehen von den märchenhaften Interpretationen auf der Bildrückseite entstand die Idee zum Bild mit einem sehr realen Hintergrund: Das Bild spielt auf die Ammen im Berlin des auslaufenden 19. Jahrhunderts an. Die sorbischen Gebiete im Spreewald waren als Armutsgegend sehr sittenstreng - wurde ein unverheiratetes Mädchen schwanger und ihr Verführer stand nicht zu seiner Verantwortung, dann war das Mädchen oft sozial isoliert und hatte kaum noch eine Chance auf eine gute Heirat. Die neueröffnete Eisenbahn nach 1871 brachte aber die Möglichkeit, ins reiche Berlin zu flüchten. Das Milchmädchen muss aber nicht aus dem Spreewald kommen, denn ihre Kleidung weist nur auf ihr Amt hin, nicht auf ihre Herkunft. In der Zeit nach 1871 hatte man in den gebildeten Schichten bereits eingesehen, dass die schlimme Säuglingssterblichkeit der damaligen Zeit vom Nichtstillen kam. Die wohlhabenden Mütter mochten sich aber aus Prüderie oder Bequemlichkeit in der Regel noch nicht zum Selbststillen entschließen. Das Stillen hatte trotz aller Einsicht noch etwas Anrüchiges und man unterstellte, die stillende Frau wolle „sich bloß aufgeilen“ (zeitgenössisches Zitat). Eine Amme wäre in Berlin im Prinzip zu finden gewesen, aber oft handelte es sich um (bisweilen zwangsweise) re-sozialisierte Prostituierte oder Frauen mit sonstwie zweifelhaftem Leumund. Spreewald-Ammen galten dagegen als gesunde und anständige Frauen und Mädchen, die nur ins Unglück gerutscht waren. So liefen auf dem Bahnhof zweifelhafte Werber und karitative Gruppen um die Wette nach frisch eintreffenden Ammen, um diese mit Gewinn oder gegen gerechten vollen Lohn vermitteln zu können. Nach einer Dienstzeit wartete auf eine halbwegs annehmbare Amme in der Regel bereits eine andere Familie, sodass die Amme einen sehr guten Preis verlangen durfte und im Haus bisweilen zum „gefräßigen Tyrann der Familie“ (zeitgenössisches Zitat) wurde, die man bei Laune halten musste, damit ihr nicht etwa die Milch stockte oder diese an Qualität einbüßte. Eine ordentliche Spreewaldamme mit Kinderwagen war „der Mercedes der Familie“ (retrospektives Zitat aus den 1920ern) und der Verdienst einer Amme war so hoch, dass eine Amme nach zwei Dienstzeiten beispielsweise ein neues teueres Ziegeldach für ein Haus finanzieren konnte, jedenfalls aber, wenn sie aus dem Spreewald kam, als g |
Kameraausrichtung | Normal |
Horizontale Auflösung | 146,53846153846 dpi |
Vertikale Auflösung | 146,53846153846 dpi |
Software | GIMP 2.10.20 |
Speicherzeitpunkt | 00:19, 16. Apr. 2021 |
Farbraum | sRGB |
Eindeutige Kennung des ursprünglichen Dokuments | xmp.did:746FFD77F09CEB1192EEED27A9FFF0D4 |
Digitalisierungszeitpunkt | 13:47, 13. Apr. 2021 |
Datum, zu dem die Metadaten letztmalig geändert wurden | 11:10, 14. Apr. 2021 |