David Beck (Orgelbauer)

deutscher Orgelbauer

David Beck (* um 1540; † um 1606[1]) war ein deutscher Orgelbauer.

David Beck ist der berühmteste Vertreter einer Familie von sächsischen Orgelbauern. Dazu gehören sein Großvater Hans Beck (* um 1490; † zwischen 1557 und 1560), sein Vater Anthonius Beck (?) (* um 1536) und sein Onkel Esajas Beck (* um 1540; † 1587), der zwischen 1570 und 1580 zum führenden Orgelbauer im Raum Halle aufstieg. Spätestens 1583 hatte Beck seine Werkstatt in Halberstadt und übernahm nach dem Tod seines Onkels dessen Werkstatt in Halle an der Saale.[2] Vermutet wird, dass David Beck in Großenhain geboren wurde und in Halberstadt starb.[1] Nicht geklärt ist die verwandtschaftliche Beziehung zu einem Georg Beck, der 1592 mehrfach zusammen mit David als Orgelbauer in Halberstadt in Erscheinung tritt, sowie zu einem Conrad Beck, der am Ende des 16. Jahrhunderts von Pforzheim aus Orgeln baute.[2]

 
Der Prospekt der Gröninger Orgel in der Martinikirche mit angedeutetem Rückpositiv (Mai 2010)

Von David Beck sind nur wenige Orgeln bekannt und nur einige Prospekte erhalten. Er stand an der Schwelle von der Spätrenaissance zum Frühbarock und prägte die Entwicklung des mitteldeutschen Orgeltyps. Abgesehen von der Gröninger Orgel zeichnet sich die Prospektgestaltung der Orgeln von Beck durch fünf oder sieben Flachfelder für die Pfeifen und ein reiches Schnitzwerk in den Schleierbrettern aus.[3] Das Pedalwerk ist nicht nur angehängt, sondern ist selbstständig ausgebaut. Die größten Pfeifen der Pedalregister werden in seitlichen Pedaltürmen aufgestellt. Charakteristisch sind die vollständig ausgebauten Prinzipalchöre im Hauptwerk und im Rückpositiv, die auf jeweils unterschiedlicher Fußtonlage (Tonhöhe) basieren.[4] Kennzeichnend sind zudem die verschiedenen Aliquotregister und Zungenstimmen sowie die große Zahl unterschiedlicher Flötenstimmen. Im Pedal wird der Flötenchor durch Quinten bereichert.[5]

1587/88 stellte er die von seinem Onkel begonnene Orgel der Marktkirche Unser Lieben Frauen in Halle fertig. Berühmt wurde er durch die Gröninger Orgel, an der er von 1592 bis 1596 arbeitete. Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel ließ sie als Administrator des Stifts Halberstadt für die Schlosskapelle in seinem Residenzschloss Gröningen erbauen, etwa zeitgleich mit dem Gröninger Fass. Das monumentale Werk mit 59 Registern wurde 1596 in einer Orgelprobe von 53 namhaften Organisten der Zeit geprüft und eingeweiht.[6] Die Orgel und ihre Disposition wurde von Michael Praetorius in seinem Syntagma musicum beschrieben. Im Rahmen der Auflösung des Gröninger Schlosses verschenkte Friedrich der Große 1770 die Orgel an die Martinikirche in Halberstadt, wo der Orgelprospekt im Wesentlichen erhalten ist, während dahinter seit 1921 ein Werk von Ernst Röver zu hören ist, das seinerseits eins von Johann Friedrich Schulze ersetzte. Im Zuge der Schulzeschen Umbaumaßnahmen kam der Rückpositiv-Prospekt um 1830 in die Kirche Harsleben. Heute setzt sich ein Förderverein für die Rückführung des Rückpositivs und die Rekonstruktion der Gröninger Orgel ein.[7]

In der Martinikirche ersetzte die Gröninger Orgel ein früheres Werk von Beck, das um 1590 entstanden war und nun nach Derenburg verkauft wurde. Auch hier ist der Prospekt erhalten, während die Orgel 1888 von Friedrich Ladegast romantisch verändert wurde.

Nachgewiesene Werke

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Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1555/56 Oschatz St.-Aegidien Erneuerung der Orgel von Caspar Koler (1493); nicht erhalten (ersetzt durch eine Orgel von Heinrich Compenius)[8]
1579 Halberstadt St. Johannis Zuschreibung
1580 Friedland im Isergebirge Reparatur; nicht erhalten
1580–1581 Leipzig Nikolaikirche Reparatur; nicht erhalten
1583–1584 Helmstedt St. Stephani   36 mit Rückpositiv; Prospekt erhalten
1575–1585 Halberstadt St. Martini III/P 38 Neubau; 1770 nach Derenburg, wo der Prospekt erhalten ist
1588 Mühlhausen Marienkirche Reparatur und Änderung der Disposition
1589 Wernigerode St. Sylvestri Renovierung; nicht erhalten
um 1590 Halberstadt Dom zu Halberstadt II/P Neubau; 1717 in die Andreas-Kirche des Franziskanerklosters Halberstadt umgesetzt, 1913 Innenwerk durch Ernst Röver ersetzt, 1945 Prospekt zerstört
1588–1591 Löbejün St. Petri 26 Neubau einer Schrankorgel; nur Flügeltüren erhalten
1593 Schloss Hessen Schlosskirche I/P etwa 14 Zuschreibung; Prospekt in der St.-Johannis-Kirche (Wolfenbüttel) erhalten[9]
1592–1596 Gröningen Schloss   II/P 59 Neubau; Gehäuse mit Prospektpfeifen in St. Martini (Halberstadt) erhalten → Gröninger Orgel
1587/1597 Halle an der Saale Marktkirche Unser Lieben Frauen 31 Vollendung der Orgel von Esajas Beck; 1597 Renovierung und Änderung der Disposition; nicht erhalten
1600 Heringen/Helme St. Michaelis Aufstellung einer älteren Orgel
1601 Langeln Marienkirche

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 1. 2009, S. 20.
  2. a b Behrens: Beck, Familie. 1999, Sp. 604.
  3. Dorothea Schröder: Orgeln und Orgelbau im Herzogtum Wolfenbüttel 1580–1650. Abgerufen am 31. August 2019. S. 9.
  4. Hans Klotz: Über die Orgelkunst der Gotik, der Renaissance und des Barock. Musik, Disposition, Mixturen, Mensuren, Registrierung, Gebrauch der Klaviere. 3. Auflage. Bärenreiter, Kassel 1986, ISBN 3-7618-0775-9, S. 211.
  5. Weitere Beispiele für die ungewöhnliche Pedaldisposition mit Bauernflöte/Blockflöte 1′ und Regal/Schalmei 4′ wie bei der Gröninger Orgel werden genannt bei Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 29,1). Band 3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 1: A–L. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1330-7, S. 250.
  6. Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5, S. 21, 66.
  7. organum gruningense redivivum Förderverein, abgerufen am 31. August 2019.
  8. Thekla Schneider: Die Orgelbauerfamilie Compenius.Zeitschrift für Musikwissenschaft. Herausgegeben von der Deutschen Musikgesellschaft / Zeitschrift für Musikwissenschaft. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Musikwissenschaft / Archiv für Musikforschung. Herausgegeben mit Unterstützung des Staatlichen Instituts für deutsche Musikforschung von der Deutschen Gesellschaft für Musikwissenschaft / Archiv für Musikforschung. Herausgegeben im Auftrage des Staatlichen Instituts für deutsche Musikforschung, Jahrgang 1937, S. 54 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/zmw
  9. Orgel in Wolfenbüttel, St. Johannis, abgerufen am 31. August 2019.