David Sigmund Büttner
David Sigmund Büttner, auch David Sigismund Büttner, latinisiert David Sigefridus Buttnerus, (* 30. August 1660 in Lichtenstein/Sa.; † 25. September 1719 in Querfurt) war ein deutscher evangelischer Geistlicher und früher Geologe und Paläontologe.
Leben
BearbeitenBüttner war der Sohn des Diakons David Büttner, ging in Schneeberg (Erzgebirge) zur Schule und bildete sich in Zwickau bei Christian Daum weiter, bevor er 1678 sein Theologie-Studium in Leipzig begann. Seine Lehrer waren dort Johann Adam Scherzer und Valentin Alberti und er erhielt Zugang zur Privatbibliothek von Joachim Feller. Er erlebte eine Pest-Epidemie in Leipzig und ging 1680 nach Jena. Er war Schüler und Reise-Sekretär von Caspar Sagittarius (Historiker) (1643–1694) und unterrichtete als Privatlehrer Harfe, Dichtkunst und Rhetorik in Erfurt. Bald darauf floh er erneut vor der Pest bis nach Straßburg und kehrte 1683 nach Mansfeld zurück, wo sein Vater Generaldekan war. 1683 wurde er Pfarrer in Stedten und dann in Farrenstedt. 1684 heiratet er Anna Euphrosinia Sickel. 1690 bis zu seinem Tod 1719 war er Diakon an St. Lamperti in Querfurt. Er war für sein Naturalienkabinett bekannt und auch als Prediger.[1] Er stand mit Gelehrten wie Georg Ernst Stahl, Johann Jakob Scheuchzer und dem Altdorfer Medizinprofessor Johann Jakob Baier (1677–1735) in Briefwechsel.[2] Er stand auch mit August Hermann Francke in Briefwechsel, steuerte Exponate zu der Naturaliensammlung des Waisenhauses von Francke in Halle bei und war nach 1700 in den Pietismus-Streit der lutherischen Kirche verwickelt, bei dem ihn Francke beriet. Nach einer Predigt, in der er seiner Ansicht nach überbordende Weihnachtsbräuche einschließlich Theateraufführungen kritisierte,[3] wurde er des Pietismus verdächtigt und von seinem Vorgesetzten, Superintendent und Bürgermeister Johannes Schwartze (1637–1725) beim Konsistorium in Weißenfels verklagt.
Nach seinem Tod wurde sein Naturalienkabinett an den Kaufmann Johann David Geysel nach Nürnberg verkauft.
Werk
BearbeitenEr interpretierte Fossilien wie auch sein Zeitgenosse Nicolaus Steno als Überreste von marinen Lebewesen und hielt sie für Opfer der biblischen Sintflut (Diluvium), das heißt von dieser an einen anderen Ort transportiert. Eine damals weit verbreitete Ansicht hielt Fossilien dagegen zum Beispiel in der Tradition von Aristoteles oder Albertus Magnus für Naturspiele, erzeugt durch dem Schlamm innewohnende Urkräfte oder samengeschwängerte Dünste. Büttner gehörte wie auch zum Beispiel Johann Jakob Scheuchzer und John Woodward[4] zu den Diluvianern, Vorläufern der Neptunisten des 18. Jahrhunderts. Verwitterungsersscheinungen und das zerklüftete Erscheinungsbild von Bergen wie die Greifensteine im Erzgebirge (aus Granit) deuteten nach Büttner auf die Gewalt der Sintflut. Zu den marinen Fossilien, die er bei Querfurt und im Umland fand und beschrieb, gehören auch Korallen (in Geschieben des Ordovizium und Silur, sowie Feuersteine der Kreide, die er für Korallen hielt), über die er 1714 veröffentlichte.[5] In seinem Naturalienkabinett stellte er rezente marine Lebewesen ihren Fossilien-Gegenstücken gegenüber.
1695 berichtete er über im Jahr zuvor getätigte prähistorische Urnen-Funde in Liederstädt bei Querfurt.
Christian Polykarp Leporin schrieb 1719 seinen Nekrolog, wobei er auf handschriftliche Aufzeichnungen von Büttner selbst zurückgriff.[6]
Schriften
Bearbeiten- Beschreibung des LeichenBrands und Toden-Krüge/ Jnsonderheit derer/ so Anno 1694. zu Lütherstädt unfern Qvernfurth gefunden worden. Zeitler, Halla 1695 (Digitalisat).
- Rudera diluvii testes, i. e. Zeichen und Zeugen der Sündfluth / In Ansehung des itzigen Zustandes unserer Erd- und Wasser-Kugel / Insonderheit der darinnen vielfältig auch zeither in Querfurtischen Revier Unterschiedlich angetroffenen / ehemals verschwemten Thiere und Gewächse / Bey dem Lichte natürlicher Weißheit betrachtet. J. Fr. Braun, Leipzig 1710, (Digitalisat).
- Coralliographia subterranea. Seu Dissertatio De Coralliis Fossilibus, In Specie De Lapide Corneo, Horn- oder gemeinem Feuerstein. F. Groschuff, Leipzig 1714, (Digitalisat).
Literatur
Bearbeiten- Helmut Hölder: Geologie und Paläontologie. In Texten und ihrer Geschichte (= Orbis academicus. Problemgeschichten der Wissenschaft in Dokumenten und Darstellungen. 2: Naturwissenschaftliche Abteilung. 11, ZDB-ID 191452-2). Alber, Freiburg (Breisgau) u. a. 1960
- Dietrich Hakelberg: „Heidnische Greuel und abscheulicher Leichen-Brand.“ Archäologische Praxis und die Pietismuskontroverse bei David Sigmund Büttner (1660–1719). In: Ulrich Heinen (Hrsg.): Welche Antike? Konkurrierende Rezeptionen des Altertums im Barock (= Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung. 47, 1). Band 1. Harrassowitz, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-447-06405-7, S. 581–601, (Digitalisat).
Weblinks
BearbeitenAnmerkungen
Bearbeiten- ↑ Zum Beispiel wird von Johann Beer eine Palmsonntagspredigt in der Schloßkirche von Weißenfels 1696 erwähnt.
- ↑ Biographische Daten nach dem Aufsatz von Hakelberg, siehe Literatur.
- ↑ Büttner veröffentlichte dies auch 1702 als Anti-christliche Christ-Larven in der Druckerei des Franckeschen Waisenhauses in Halle.
- ↑ Woodward selbst war Kollegen gegenüber sehr kritisch, auch wenn sie ihm zustimmten. Büttners Theorien hielt er wörtlich für kindliche Irrungen.
- ↑ Eine weitere frühe Schrift über fossile Korallen stammt von Scheuchzer 1708.
- ↑ Christian Polycarp Leporin: Das Leben Der Gelehrten so in Deutschland Vom Anfang Des MDCCXIXten Jahrs dieses Zeitliche gesegnet. Theil 7. Selbstverlag, Quedlinburg 1721, S. 685–699.
Personendaten | |
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NAME | Büttner, David Sigmund |
ALTERNATIVNAMEN | Büttner, David Sigismund |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Geistlicher und früher Geologe und Paläontologe |
GEBURTSDATUM | 30. August 1660 |
GEBURTSORT | Lichtenstein/Sa. |
STERBEDATUM | 25. September 1719 |
STERBEORT | Querfurt |