David Tschanz

14.3.1717 Steffisburg, 4.6.1784 Heimberg, ref., von Heimberg. ∞ 1) 1746 Salom

David Tschanz (* 14. März 1717 in Steffisburg; † 4. Juni 1784 in Heimberg) war ein Schweizer Pietist.

David Tschanz war seit 1746 in erster Ehe mit Salomé, geborene Rohrbach, verheiratet; er heiratete 1751 Anna Maria, geborene Würsten, in zweiter Ehe.

Werdegang

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Er erlernte den Beruf eines Töpfers und war Gemeindeobmann in Heimberg, zugleich auch Chorrichter (das Chorgericht war das geistliche Gericht besonders für Ehesachen[1]) in Steffisburg.

Pietistisches Wirken

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Um 1740 hatte er, unter dem Eindruck einer Predigt von Samuel Lutz in Oberdiessbach, ein Erweckungserlebnis und hielt daraufhin in der Heimberger Au verbotene Glaubensversammlungen ab. Trotz der Ermahnungen des Steffisburger Chorgerichts predigte er unter Berufung auf den Heiligen Geist weiter, was ihm den Vorwurf der Schwärmerei, Haft und eine Anklage vor der Berner Religionskommission eintrug, in der er sich jedoch am 17. April 1741[2] als kirchen- und staatstreu erwies und die ihn als harmlos einstufte[3]; die Kommission verbot ihm allerdings die Berleburger Bibel, die er von Abraham Kyburz erhalten hatte, zu lesen.[4]

Mit weiteren Erweckten, unter anderem Rudolf Gasser (1720–1771), den Brüdern Christian (1721–1766) und Hieronymus Stübi (1714–1796), gründete David Tschanz die pietistische Bewegung der Heimberger Brüder[5]; dies war eine Gemeinschaft, deren religiöse Grundlagen die von den Heimberger Brüder verfasste Rechtfertigungslehre von 1749, mit der sie sich als Anhänger der Reformation auswiesen, das Bekenntnis vom 19. Oktober 1780 und die Berner Kirchenordnung von 1532 waren. Sie sprachen sich mit Bruder und Schwester an, begrüssten sich mit dem Bruderkuss und hielten spontane Veranstaltungen, sogenannte Dorfstündlein, ab.

In ihren Treffen, die nie zur Zeit eines Gottesdienstes stattfanden, ragten Berichte über eigene religiöse Erlebnisse heraus, dazu wurden Lieder aus dem Köthener Liederbuch von 1736 gesungen[6]. Die Bewegung achtete darauf, kirchentreu und gehorsam gegen die Obrigkeit zu sein und versammelte sich jährlich am Freitag nach Ostern zum sogenannten Bruderdorf[7] in Heimberg; während des Bruderdorfes gaben die ältesten Brüder Zeugnis von ihrem geistlichen Leben; es wurde gebetet und gesungen, aber, um mit der Kirche nicht zu konkurrieren, wurde die Bibel weder gelesen noch ausgelegt.

Es entstanden im Simmental, Saanenland, Frutigtal, in Thun und Umgebung diverse Bruderschaften, die auch als Oberländer Brüder bekannt waren, mit denen David Tschanz eine ausgedehnte Korrespondenz führte.

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Einzelnachweise

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  1. Chorgericht. In: GenWiki. Abgerufen am 9. August 2020.
  2. Isabelle Noth: Ekstatischer Pietismus: die Inspirationsgemeinden und ihre Prophetin Ursula Meyer (1682-1743). Vandenhoeck & Ruprecht, 2005, ISBN 978-3-525-55831-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 9. August 2020]).
  3. Glaube und Unglaube im 18. Jahrhundert. In: wort+wärch. 2017, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 9. August 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/egw.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. Stefan Mario Huber: Für die Jugend lehrreicher: der religionspädagogische Wandel des Bildes des Kindes in Schweizer Kinderbibeln in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. V&R unipress GmbH, 2013, ISBN 978-3-8471-0051-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 9. August 2020]).
  5. Vreni Blum: Heimberger Brüder. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. Dezember 2007, abgerufen am 9. August 2020.
  6. Rudolf Dellsperger: Zwischen Offenbarung und Erfahrung: Gesammelte Aufsätze zur Historischen Theologie. Theologischer Verlag Zürich, 2015, ISBN 978-3-290-17842-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 9. August 2020]).
  7. Karl Wyss: Leben des Samuel Lutz [Lucius]: 1674-1750. Zu haben bei Dr. Marriott (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 9. August 2020]).