Denkmal der Göttinger Sieben (Hannover)
Das Denkmal der Göttinger Sieben in Hannover[1] erinnert an ein bedeutendes Ereignis deutscher Verfassungsgeschichte. Es ehrt sieben Persönlichkeiten aus der niedersächsischen Geschichte des 19. Jahrhunderts, die sogenannten Göttinger Sieben.
Das nach einem Entwurf des Künstlers Floriano Bodini geschaffene Denkmal entstand im Vorfeld der Expo 2000 durch eine Gemeinschaftsinitiative von Stadt Hannover und Land Niedersachsen. Standort der in einem flächigen Ensemble geschaffenen Bronzeskulpturen ist der Platz der Göttinger Sieben an der Karmarschstraße vor dem Plenarsaal des Niedersächsischen Landtags im Leineschloss.[2]
Zweck
BearbeitenDas Denkmal ehrt die Göttinger Sieben: Friedrich Christoph Dahlmann, Wilhelm Eduard Albrecht, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Heinrich Ewald, Georg Gottfried Gervinus und Wilhelm Weber. Diese sieben Professoren bewahrten während des Hannoverschen Verfassungskonflikts zur Zeit des Königreichs Hannover ihre demokratische Haltung.[1]
Das sogenannte „Landesdenkmal“ gilt zugleich als ein Denkmal für Zivilcourage und ein „Bekenntnis zu den Bürgertugenden als tragende Grundlagen unseres Gemeinwesens“.[3]
Geschichte
BearbeitenBereits seit etwa 1961 war für den Standort vor dem Landtag ein „Niedersachsen-Wahrzeichen“ geplant worden. Allerdings sollte erst der Bau der hannoverschen U-Bahn durchgeführt werden, während dessen von 1971 bis 1975 hier vorübergehend das Ernst-August-Denkmal aufgestellt wurde,[2] bevor es seinen heutigen Platz zwischen dem Hauptbahnhof und der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade einnahm.[4]
Einen ersten Ideenwettbewerb gab es im Jahr 1983,[2][Anm. 1] doch keiner der gelieferten Entwürfe wurde verwirklicht.[2] Immerhin wurde 1987 in der Aula der Georg-August-Universität Göttingen eine Gedenktafel für die sieben Professoren angebracht, und 1988 enthüllte der Niedersächsische Landtag in der Wandelhalle des Leineschlosses eine Gedenktafel für die „Göttinger Sieben“.[3]
In 1992 erhielt der Platz südöstlich des Plenarsaalgebäudes offiziell den Namen „Platz der Göttinger Sieben“.[2] 1993 wurde ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben, 30 Künstler eingeladen, von denen 26 Entwürfe einreichten. Einstimmig entschied sich die Jury für das Werk von Floriano Bodini.[3] Die Ausführungsarbeiten begleitete ein Kuratorium.[3] Die Enthüllung der Skulpturengruppe fand am 20. März 1998 statt.
Sonstiges
BearbeitenAuch in Göttingen selbst wird der Göttinger Sieben mehrfach im öffentlichen Raum gedacht. So trägt der zentrale Campus der Georg-August-Universität Göttingen ebenfalls den Namen Platz der Göttinger Sieben. Das mit „BODONI 1993“ signierte, originale Bozetto (Modell) der für Hannover bestimmten Denkmalgruppe befindet sich im Lesesaal der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, deren Adresse Platz der Göttinger Sieben 1 ist.[5][6] Auf dem Platz vor der Bibliothek befindet sich seit 2011 die von Günter Grass und seinem Verleger Gerhard Steidl gestiftete Skulptur Göttinger Sieben.[7] Vor dem Göttinger Bahnhof steht seit 2015 das von Christiane Möbus geschaffene monumentale Denkmal Dem Landesvater seine Göttinger Sieben.[8]
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Modell des Denkmals im Lesesaal der Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek
Literatur
Bearbeiten- Horst Milde: Die Göttinger Sieben. Der Wettbewerb für das Landesdenkmal in Hannover, herausgegeben vom Kuratorium „Denkmal für die Göttinger Sieben“ (81 Seiten), Hannover: Eigenverlag (Druck: Schäfer, Hannover), 1994.
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Platz der Göttinger Sieben. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, 1994, S. 180 f.
- Michael Engelhard, Jutta Limbach, Fabrizia Buzzio Negri, Dieter Ronte, Helmut Weidemann: Zivilcourage. Das Landesdenkmal Die Göttinger Sieben von Floriano Bodini, in Zusammenarbeit mit Stefan Helfrich, Ariel Auslender, Piero Marchetti, Ugo Vismara, Fonderia Artistica Battaglia, Texte in deutscher und italienischer Sprache, hrsg. vom Kuratorium „Denkmal für die Göttinger Sieben“, Hannover: Hahn-Druckerei, 1998, ISBN 978-3-00-003098-7 und ISBN 3-00-003098-0.
- Das Landesdenkmal „Die Göttinger Sieben“ vor dem Landtagsgebäude. Hrsg. Der Präsident des Niedersächsischen Landtages, Referat für Öffentlichkeitsarbeit, Protokoll, Dezember 2005, Neuauflage 20. Januar 2009 (Online)
- Helmut Knocke: Göttinger Sieben. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 224 f.
Weblinks
Bearbeiten- Symbol für Mut und Freiheit beim Niedersächsischen Landtag
- Fritz Seelinger: Bodinis Entwurf zum Denkmal der Göttinger Sieben in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek. Pressemitteilung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen vom März 1999
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Helmut Knocke: Göttinger Sieben
- ↑ a b c d e Helmut Knocke, Hugo Thielen: Platz der Göttinger Sieben
- ↑ a b c d Das Landesdenkmal „Die Göttinger Sieben“ vor dem Landtagsgebäude.
- ↑ Hugo Thielen: Ernst-August-Denkmal. In: Stadtlexikon Hannover, S. 164
- ↑ Fritz Seelinger: Bodinis Entwurf zum Denkmal der Göttinger Sieben in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek. Pressemitteilung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, März 1999. Auf webdoc.sub.gwdg.de, abgerufen am 13. August 2022.
- ↑ Gestiftet von der Sparkasse Göttingen, 2011 (Angabe laut Hinweistafel am Modell, Stand 2022).
- ↑ Göttinger Sieben. In: denkmale.goettingen.de. Stadt Göttingen, Fachdienst Kultur, abgerufen am 13. August 2022.
- ↑ Dem Landesvater seine Göttinger Sieben. In: denkmale.goettingen.de. Fachdienst Kultur, Stadt Göttingen, abgerufen am 13. August 2022.
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Möglicherweise handelt es sich hier um einen „Druckfehler“ und das Jahr 1963 war gemeint: Am 11. September 1962 war das wieder aufgebaute Leineschloss mit dem von Dieter Oesterlen entworfenen Plenarsaal durch den Niedersächsischen Landtag bezogen worden, und im Folgejahr wurde die Flusswasserkunst an der Karmarschstraße 1963 abgebrochen, vergleiche Waldemar R. Röhrbein: 1962 und 1963. In: Hannover Chronik, S. 252–255.
Ebenfalls 1963 wurde wiederum nach Plänen von Dieter Oesterlen „nach 2. Wettbewerbsstufe“ auch de „Landtagsvorplatz“ über Teilen der Flusswasserkunst städtebaulich umgestaltet; vergleiche Helmut Knocke, Hugo Thielen: Platz der Göttinger Sieben (siehe Literatur)
Koordinaten: 52° 22′ 11,1″ N, 9° 44′ 2,8″ O