Depot III von Dieskau
Das Depot III von Dieskau (auch Hortfund III von Dieskau) ist ein Depotfund der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur aus Dieskau, einem Ortsteil der Gemeinde Kabelsketal im Saalekreis (Sachsen-Anhalt). Es datiert in die Zeit zwischen 2000 und 1700 v. Chr.
Fundgeschichte
BearbeitenDas Depot wurde 1937 bei Baggerarbeiten im westlich von Dieskau gelegenen Braunkohletagebau „von der Heydt“ entdeckt. Anschließend gelangte es ins Landesmuseum für Vorgeschichte nach Halle (Saale), wo es heute Teil der Dauerausstellung ist. Am Tag nach der Auffindung wurde die Fundstelle archäologisch untersucht. Dabei wurden keinerlei Kulturschichten oder Siedlungsreste gefunden, sodass davon auszugehen ist, dass der Hort abseits der Siedlungsstellen deponiert worden war.
Die Gegend um Dieskau ist äußerst reich an Funden der Aunjetitzer Kultur. An anderen Stellen des Ortes wurden 1874 ein Goldhort (Depot I) und 1904 ein weiterer bedeutender Hortfund (Depot II) mit Gegenständen aus Bronze und Bernstein entdeckt. Weiterhin befanden sich hier mehrere (im 19. Jahrhundert weitgehend abgetragene) Grabhügel, darunter der Bornhöck bei Raßnitz, der Grabhügel von Dieskau und der Hallberg zwischen Benndorf und Osmünde.
Zusammensetzung
BearbeitenBei der Auffindung wurden mehrere Keramikscherben gefunden; wahrscheinlich war der Hort ursprünglich in einem Gefäß deponiert. Das Depot enthielt über 300 Gegenstände aus Bronze: 293 Beile, zwei vollständig erhaltene und eine halbe Doppelaxt, vier Ringe, eine Stabdolchklinge, sechs Armspiralen und weitere nicht genauer bestimmbare Fragmente. Mit einem Gesamtgewicht von 45 kg stellen die Bronzegegenstände neben dem Depot von Bennewitz und dem Depot II von Dieskau eines der umfangreichsten Fundensembles aus Metallgegenständen der mitteldeutschen Frühbronzezeit dar.
Literatur
Bearbeiten- Wilhelm Albert von Brunn: Die Hortfunde der frühen Bronzezeit aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte/Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Band 7/1). Akademie-Verlag, Berlin 1959, S. 56.
- Martin Jahn: Ein kultureller Mittelpunkt bei Halle/Saale während der frühen Bronzezeit. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 34, 1950, S. 81–89.
- Harald Meller (Hrsg.), Regine Maraszek, Juraj Lipták: Bronzerausch. Spätneolithikum und Frühbronzezeit (= Begleithefte zur Dauerausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Band 4). Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2011, ISBN 978-3-939414-58-2, S. 116–117.
- Helmut Otto: Die chemische Zusammensetzung einiger Hortfunde aus der halleschen Gegend. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 34, 1950, S. 90–100.
- Ralf Schwarz: Die Beile aus den Horten von Dieskau III und Halle-Kanena III und die archäologischen Implikationen der chemischen und metallkundlichen Analysen. In: Harald Meller, François Bertemes (Hrsg.): Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Neue Sichtweisen zur europäischen Frühbronzezeit. Abschlusstagung der Forschergruppe FOR550 vom 26. bis 29. November 2010 in Halle (Saale) (= Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle. Band 19). Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2020, ISBN 978-3-948618-03-2, S. 113–132.
- Bettina Stoll-Tucker: Dieskau, Ldkr. Saalkreis. In: Siegfried Fröhlich (Hrsg.): Aus der Vorgeschichte Sachsen-Anhalts. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), Halle (Saale) 1995, ISBN 3-910010-13-X, Nr. 15.
Filme
Bearbeiten- Krieger und Fürsten in der Aunjetitzer Kultur | Museum exklusiv. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. In: YouTube. 1. Februar 2024, abgerufen am 2. Februar 2024.
Weblinks
Bearbeiten- Museum Digital: Landesmuseum für Vorgeschichte Halle – Hortfund III von Dieskau
- Jan-Heinrich Bunnefeld: Juli 2021: Dieskau – ein zentraler Ort der frühen Bronzezeit. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Koordinaten: 51° 26′ 28″ N, 12° 0′ 47,9″ O