Der Fuchs und der Storch ist eine Fabel, die dem griechischen Fabeldichter Äsop zugeschrieben wird.[1] Sie ist über Griechenland[2] hinaus auch im russischen[3], schwedischen[4] und finnischen[5] Sprachraum bekannt.

Isaac Nicolas Nevelet, Illustration zu La Cigogne et le Renard in Mythologia Aesopica (1610)

Der Fuchs lud einst den Storch zum Essen ein. Von den flachen Tellern des Fuchses konnte der Storch die Brühe jedoch nicht aufnehmen, sein Schnabel war ihm im Weg. So konnte der Fuchs alles auslecken, der Storch blieb hungrig zurück. Ein weiteres Mal lud nun wiederum der Storch den Fuchs zum Essen ein. Er roch die feinen Speisen und das gute Fleisch. Doch erreichen konnte er sie nicht. Der Storch hatte sie in langhalsigen Flaschen serviert. Der Fuchs blieb hungrig zurück.[6]

Äsop nennt die Moral, die als goldene Regel gilt: Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu.

Varianten

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Eine russische Version der Fabel erhielt im Deutschen den Titel Fuchs und Kranich (AT 60). Sie wurde im 19. Jh. im Gouvernement Twer aufgezeichnet und entstammt dem Werk Russische Volksmärchen von Alexander Nikolajewitsch Afanassjew, wo sie im ersten Band an Stelle Nr. 33 steht.[3] Eine weitere russische Version des Artia Verlags wurde mit Vom Fuchs und dem Kranich übersetzt.[7]

In einer schwedischen Variante, die von Olof Petter Pettersson stammt (Nr. 10), der sie in Lappland aufzeichnete, ist es der Kranich, der aus Angst vor der Gefräßigkeit des Fuchses die Sahne in ein tiefes Butterfass schüttet, sodass der Fuchs kaum herankommt, der Kranich mit seinem langen Hals jedoch schon. Beim Fuchs zu Hause serviert dieser die Sahne dann auf einer großen Steinplatte, wodurch der Kranich leer ausgeht. Im Deutschen bekam sie den Titel Wie der Kranich und der Fuchs einander bewirteten. Die Geschichte ist in Skandinavien ziemlich häufig anzutreffen. Schon eine schwedische Vignette in einem Rechtstext aus dem Jahr 1440 zeigt diese Szene.[4] Die sehr ähnliche griechische Variante von Georgios A. Megas entstammt der Sammlung Sp. Anagnostus (Lesbos 1901), die im Laographischen Archiv der Akademie Athen hinterlegt ist. Ins Deutsche wurde sie mit Der Fuchs und der Storch übersetzt. Die Fabel ist auch Teil eines finnischen Märchens von Kaarle Krohn, das eine untypische Zusammenstellung verschiedener Fuchsmärchen darstellt, da Der Fuchs und der Storch normalerweise nicht mit anderen Fuchsmärchen verbunden wird (siehe auch Der Fuchs im Märchen). Die Zusammenstellung erhielt im Deutschen den Titel Der Wolf, der Fuchs und der Kranich.[5]

Rezeption

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Auch Phaedrus[8] und Jean de La Fontaine[9] nahmen die Fabel in ihre Fabel-Sammlungen auf. Marc Chagall illustrierte die Fabel zu La Fontaines Text.[10] Auch Leo Tolstoi schrieb die Fabel ins Russische um.

Die Springbrunnen im Labyrinth von Versailles wurden zwischen 1672 und 1681 nach Fabeln von La Fontaine und Äsops Fabeln gestaltet, einer dieser Brunnen ist mittlerweile zerstört. Auch nach der Fabel vom Fuchs und vom Storch war einer dieser Brunnen gestaltet.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Der Fuchs und der Storch, auf zgedicht, letzter Aufruf: 28. Januar 2019
  2. Georgios A. Megas (gesam. und hrsg.): Die Märchen der Weltliteratur – Griechische Volksmärchen, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf / Köln 1965, S. 12, 310, übertragen von Inez Diller.
  3. a b Erna Pomeranzewa (hrsg.): Russische Volksmärchen, Akademie-Verlag, Berlin 1977, S. 11, 545, aus dem Russischen übersetzt von Günter Dalitz.
  4. a b Kurt Schier (hrsg. und übers.): Die Märchen der Weltliteratur – Schwedische Volksmärchen, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf / Köln 1971, S. 183, 283.
  5. a b Pirkko-Liisa Rausmaa und Ingrid Schellbach-Kopra (hrsg. und übers.): Die Märchen der Weltliteratur – Finnische Volksmärchen, Eugen Diederichs Verlag, München 1993, S. 9–12, 328.
  6. Jean de La Fontaine: Lafontaines Fabeln, auf projekt-gutenberg.org, letzter Aufruf: 8. Januar 2020
  7. Russische Märchen, Artia Verlag, Prag 1975, S. 107–108.
  8. Phaedrus 1,26: Vulpes et ciconia.
  9. Jean de La Fontaine: Fables. Buch 1, Nr. 18: Le renard et la cicogne.
  10. Johanna Wege: Fabeln von Jean de La Fontaine illustriert von Marc Chagall. Insel Verlag, Berlin, 2016, S. 18.