Der Tanz (Gemälde)

Gemälde von Henri Matisse

Der Tanz (La Danse) ist ein Gemälde von Henri Matisse. Matisse malte zwei Versionen vom Tanz. Die erste Fassung des Bildes von 1909 ist heute im Museum of Modern Art (New York) ausgestellt. Die zweite Fassung von 1909/10 befindet sich in der Eremitage (St. Petersburg). Sie war neben dem Gemälde La Musique eine Auftragsarbeit für den Moskauer Geschäftsmann und Kunstsammler Sergei Schtschukin.

Tanz I
Henri Matisse, 1909
Öl auf Leinwand
259,7 × 390,1 cm
Museum of Modern Art, New York

Link zum Bild
(bitte Urheberrechte beachten)

Tanz II
Henri Matisse, 1909/1910
Öl auf Leinwand
260 × 391 cm
Sammlung S. I. Schtschukin
Eremitage, St. Petersburg

Link zum Bild
(bitte Urheberrechte beachten)

Bildaufbau und Technik

Bearbeiten

Das Gemälde zeigt fünf Frauen, die nackt auf einem Hügel tanzen. Auf weitere Details verzichtete Matisse. Die Lebensfreude und Dynamik des Tanzes findet sich schon in der Grundkomposition. Die Figuren bilden einen dynamischen, ovalen Kreis. Der klare und reduzierte Aufbau steht im Gegensatz zu dem unruhigen Hügel, dem Horizontverlauf und der Bewegung der Menschen. Diese reduzierte Aussage wird durch die grobe Darstellung der Frauenakte und der Farbanwendung verstärkt. Matisse greift lediglich auf die Grundtöne Blau, Gelb, Rot und Schwarz zurück. Die „ruhigen“ Farben Grün und Blau verwendet er für den Hintergrund, die Menschen sind in den „aggressiven“ Farben Rot und Gelb gemalt. So entsteht ein Komplementärkontrast.

Die Urfassung Tanz I weist Rosa für die Körper statt Rot auf, Himmelblau statt Ultramarinblau für den Himmel, und Veronesergrün statt Smaragdgrün für den Rasen.[1]

Matisse verzichtete auf eine räumliche Darstellung. Binnen- und Schlagschatten fehlen völlig und die Farbflächen sind mit groben Konturlinien abgegrenzt.

Bedeutung

Bearbeiten

Der Tanz gilt als das bekannteste Gemälde von Matisse und als Wendepunkt in dem Werk des Künstlers. Die zeitgenössische Kritik stand dem Werk sehr lange ablehnend gegenüber, heute ist es wegen seiner reduzierten und klaren Aussage äußerst populär.

Der dargestellte Reigen ist ein Motiv, das sich bereits auf dem Bild Le bonheur de vivre (Lebensfreude)[2] von 1905/06 findet, und in Matisse’ Werk als Thema periodisch wiederkehrt.[3] Es geht zurück auf einen Kupferstich vom Ende des 16. Jahrhunderts von Agostino Carracci mit dem Titel Reciproco Amore.[4]

Wandbild Der Tanz

Bearbeiten
Der Tanz
Henri Matisse, 1932/33
Wanddekoration für die Barnes Foundation, Philadelphia

Link zum Bild
(bitte Urheberrechte beachten)

Unter demselben Namen existiert ein von Albert C. Barnes, einem bedeutenden Sammler moderner Kunst aus Merion, Philadelphia, in Auftrag gegebenes großes Wandbild für die Kunstgalerie seines Wohnhauses. Das Wandbild griff das Motiv der Gemälde in abgewandelter Form wieder auf. Es gibt drei Versionen: Mit der ersten war Matisse nicht zufrieden, die zweite war in den Maßangaben nicht korrekt, die dritte Version wurde im Mai 1933 in Merion installiert und ist seit 2012 bei der Barnes Foundation in Philadelphia ausgestellt. Die Komposition zeigt in ihrer Einfachheit tanzende Frauen in überaus starker Bewegung vor einem abstrakten, fast geometrischen Hintergrund auf drei Tafeln, die eine rhythmische Wellenbewegung nachvollziehen. Bei den Vorarbeiten zum Wandbild wandte Matisse ein neues Verfahren an, indem er die Komposition aus ausgeschnittenen Teilen kolorierten Papiers zusammenfügte. Es handelt sich mit den Maßen von 356,8 × 1432,5 cm um das größte Wandbild, das Matisse je gemalt hat. Die ersten zwei Fassungen werden im Musée d’art moderne in Paris gezeigt.[5][6]

Literatur

Bearbeiten
  • Morosow und Schtschukin – Die russischen Sammler. Katalog der Ausstellungen im Museum Folkwang Essen 1993, im Puschkin-Museum Moskau und in der Eremitage St. Petersburg 1994. DuMont 1993; S. 422–430
  • Dania Thomas: Henri Matisse: „Der Tanz“ und „Die Musik“. Eine kunsthistorische Auseinandersetzung. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-9561-5
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Volkmar Essers: Matisse, Taschen, Köln 2006, ISBN 978-3-8228-6365-7
  2. Abb. Le bonheur de vivre
  3. Das Paradies im Atelier in Der Spiegel 39/1992
  4. Will Gompertz: Was gibt’s zu sehen: 150 Jahre moderne Kunst auf einen Blick. DuMont, Köln 2013, S. 115
  5. Lawrence Gowing: Matisse, S. 152 f
  6. La Danse, mam.paris.fr, abgerufen am 11. Juli 2017