Deutsch-Britische Gesellschaft
Die Deutsch-Britische Gesellschaft (von 1949 bis 1951 Gesellschaft für kulturellen Austausch mit England, bis 2001 Deutsch-Englische Gesellschaft) ist ein eingetragener Verein natürlicher und juristischer Personen, dessen Ziel es ist, durch seine überparteiliche, nicht-staatliche und politisch unabhängige Arbeit die deutsch-britischen Beziehungen in allen Fragen des öffentlichen und kulturellen Lebens zu fördern, etwa durch Vortragsveranstaltungen, englischsprachige Theaterveranstaltungen, Ausstellungen, Exkursionen und gemeinsame Abendessen. Zum Verein gehört ein über das Bundesgebiet ausgebreitetes Netzwerk örtlicher und regionaler Mitgliedsvereine der Deutsch-Britischen Gesellschaft, die ihre Arbeit und ihre Veranstaltungsprogramme individuell gestalten. Seit 2021 gehört auch die Hannoversch-Britische Gesellschaft dazu, die die besonderen historischen Beziehungen des ehemaligen Kurfürstentums und späteren Königreichs Hannover auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens pflegt.
Geschichte
BearbeitenDie Gesellschaft geht zurück auf einen Verein, der am 18. März 1949 in Düsseldorf gegründet und unter dem Namen Gesellschaft für kulturellen Austausch mit England e. V. am 29. April 1949 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Düsseldorf eingetragen wurde[2] und im März 1951 in Deutsch-Englische Gesellschaft umbenannt wurde.[3] Die Initiative hierzu hatten Lilo Milchsack (1905–1992, CMG, CBE, DCMG)[4][5][6][7] und weitere Bürger ergriffen, unter ihnen Anne Franken, Emil Lehnartz und Georg Muche. Der Verein sollte dazu dienen, neue Beziehungen zum ehemaligen Kriegsgegner Großbritannien aufzubauen. Er stützte sich insbesondere auf eine Förderung durch Sir Robert Birley, von Frühjahr 1947 bis August 1949 Educational Adviser des Alliierten Kontrollrats in der britischen Besatzungszone.[8][9] Bereits 1950 konnten so die ersten „Deutsch-Englischen Gespräche“ in Milchsacks Privathaus in Wittlaer bei Düsseldorf veranstaltet werden. Diese Gespräche wurden später in Königswinter alljährlich fortgesetzt, so dass sich für sie die Bezeichnung Königswinter-Konferenz durchsetzte.[10][11][12]
Gegenwart
BearbeitenVorsitzender des Vorstandes der Gesellschaft ist heute Hans-Henning Horstmann, Botschafter a. D. Ehrenpräsidenten wurden Kurt Biedenkopf, Katharina Focke, Karl-Günther von Hase, Jürgen Ruhfus, Walter Scheel, Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker.
Die Deutsch-Britische Gesellschaft – zunächst mit Hauptgeschäftsstelle in Düsseldorf, dann in Bonn und heutzutage am Pariser Platz 6 in Berlin – hat sich durch Konferenzen – die hochkarätige Entscheidungsträger aus Großbritannien und Deutschland in Foren zusammenbrachte – den Ruf erworben, die wichtigste Nichtregierungsorganisation der deutsch-britischen Beziehungen zu sein; vor allem durch das Institut der alljährlichen Königswinter Conference (Königswinter-Konferenz). Weitere Konferenzen sind die Jung Königswinter Conference und die Economic Königswinter.
DDR
BearbeitenIn der Deutschen Demokratischen Republik wurde am 18. Juni 1963 die Deutsch-Britische Gesellschaft in der DDR (DEBRIG) gegründet, nach offizieller Verlautbarung „dem Wunsch zahlreicher Bürger der Deutschen Demokratischen Republik wie auch Großbritanniens entsprechend“, tatsächlich aber als ein Instrument der staatlichen Auslandspropaganda und des realsozialistischen Konzepts der „Völkerfreundschaft“.[13]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Ralph Uhlig: Die Deutsch-Englische Gesellschaft 1949–1983. Der Beitrag ihrer „Königswinter-Konferenzen“ zur britisch-deutschen Verständigung. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1986, ISBN 3-525-36192-0.
Weblinks
Bearbeiten- Offizielle Website der Deutsch-Britischen Gesellschaft
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gerda Kaltwasser: Carsch Haus. Es brachte neue Architektur. Es war Zentrum des Handels. Dann Hort der Kultur. ( vom 6. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) Website im Portal phil-fak.uni-duesseldorf.de nach einem Bericht vom 27. Januar 1979 in der Rheinischen Post, abgerufen am 9. Juli 2013
- ↑ Geschichte der Deutsch-Britischen Gesellschaft, Webseite im Portal debrige.de (Deutsch-Britische Gesellschaft), abgerufen am 30. Dezember 2013
- ↑ Vgl. Abschnitt Externe Zirkel und Institutionen in: Eckart Konze, Norbert Frei, Peter Hayes, Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. Karl Blessing Verlag, München 2010, ISBN 978-3-89667-430-2, S. 634 ff.
- ↑ Marion Gräfin Dönhoff: Zum Tode von Lilo Milchsack: Alte Feinde versöhnt. Artikel vom 14. August 1992 im Portal zeit.de, abgerufen am 8. Juli 2013
- ↑ Karl-Günther von Hase: Lilo Milchsack (1905–1992) und die Deutsch-Englische Gesellschaft. Ein persönlicher Rückblick. ( vom 31. Dezember 2013 im Internet Archive) PDF-Datei zu einem Vortrag vom 14. Oktober 1999 im Industrie-Club Düsseldorf, abgerufen im Portal debrige.de am 8. Juli 2013
- ↑ Godehard Uhlemann: Das deutsch-britische Netzwerk. Artikel vom 28. Februar 2009 im Portal rp-online.de
- ↑ Barbara Suchy: Zielstrebig eine Kluft überwunden ( vom 6. März 2016 im Internet Archive). In: Düsseldorfer Hefte, Juni 1989, PDF-Datei, abgerufen im Portal debrige.de am 30. Dezember 2013
- ↑ Siehe Biografie im Artikel Robert Birley in der englischsprachigen Wikipedia
- ↑ Denise Kathrin Tscharntke: Educating German women: the work of the Women's Affair Section of the British military government 1946–1951. PDF-Datei, Durham University 2001, Durham E-theses Online, S. 14
- ↑ Deutsch-Britische Gesellschaft e. V. (Sitz: Düsseldorf) ( vom 5. Januar 2017 im Internet Archive). Website im Portal debrige.de, abgerufen am 9. Juli 2013
- ↑ Cornelia Neumann: Geschichte der Deutsch-Britischen Gesellschaft, Website im Portal debrige.de, abgerufen am 7. Juli 2013
- ↑ History of Königswinter (Geschichte der Königswinter-Konferenzen) ( vom 15. September 2008 im Internet Archive), Website im Portal debrige.de, abgerufen am 7. Juli 2013
- ↑ Hans-Georg Golz: Verordnete Völkerfreundschaft. Das Wirken der Freundschaftsgesellschaft DDR-Großbritannien und der Britain-GDR Society – Möglichkeiten und Grenzen. Universität Chemnitz, Dissertation 2003, Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2004, ISBN 3-937209-25-5, S. 163 ff.