Deutsch-tansanische Beziehungen

Beschreibt die diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Vereinigten Republik Tansania

Die Deutsch-tansanischen Beziehungen sind insbesondere aufgrund der gemeinsamen Geschichte von Bedeutung. Von 1885 bis 1918 war Tansania (ohne Sansibar) als Teil von Deutsch-Ostafrika eine deutsche Kolonie. Im 21. Jahrhundert ist die Beziehungen vor allem von der gemeinsamen Entwicklungspartnerschaft geprägt.

Deutsch-tansanische Beziehungen
Lage von Deutschland und Tansania
Deutschland Tansania
Deutschland Tansania

Geschichte

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Im Jahre 1848 entdeckten die deutschen Missionare Johannes Rebmann und Johann Ludwig Krapf als erste Europäer im Auftrag der britischen Church Missionary Society den Kilimandscharo. In den 1850er Jahren begannen das Hamburger Handelshaus Hansing & Co und die Firma O’Swald auf Sansibar tätig zu werden. 1866 heiratete der Kaufmann Rudolph Heinrich Ruete in Aden die omanisch-sansibarische Prinzessin Salme. Im Jahre 1884 erfolgt die Gründung der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft durch Graf Behr-Bandelin und Carl Peters. Peters wurde zur treibenden Kraft hinter der deutschen kolonialen Erschließung Ostafrikas und ein Jahr später ließ er sich von Otto von Bismarck und Wilhelm I. Schutzbriefe für seine Erwerbungen in Ostafrika ausstellen. Eine deutsche Flotte unter Befehl von Eduard von Knorr zwang den Sultan von Sansibar zur Anerkennung der deutschen Gebietsansprüche auf dem ostafrikanischen Festland, womit die Kolonie Deutsch-Ostafrika entsteht.[1]

Ein Jahr später vereinbaren Großbritannien und das Deutsche Reich mit dem Abschluss eines Vertrages ihre jeweiligen Einflusssphären in Ostafrika, wodurch Deutschland die Kontrolle über den Hafen von Daressalam gewinnen konnte. 1888 kam es zu einem Araberaufstand an der Küste, nachdem der Kolonialbeamte Emil von Zelewski eine Moschee entweiht hatte, welcher nach der Entsendung deutscher Kolonialtruppen niedergeschlagen wurde. Ein Jahr später wurde der Anführer des Aufstands, Buschiri bin Salim, von den Deutschen hingerichtet und die Verwaltung der Kolonie ging 1891 von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft auf das Deutsche Reich über. Ein Jahr zuvor war der Helgoland-Sansibar-Vertrag unterzeichnet worden, bei dem Deutschland auf weitere Erwerbungen in Ostafrika verzichtete. 1896 kam es zum Britisch-Sansibarischen Krieg, nachdem der Sultan von Sansibar sich mit dem Deutschen Reich verbünden wollte, welcher mit einer Dauer von 38 Minuten als der kürzeste Krieg aller Zeiten in die Geschichte einging und mit einem britischen Sieg endete.[2]

Während der Kolonialzeit etablieren die deutschen Kolonialherren die Hafenstadt Mwanza und bauen die Usambarabahn. Deutsch-Ostafrika war die größte deutsche Kolonie nach Fläche und Einwohnerzahl. Nach dem Aufstand der Araber, deren Vorherrschaft an der Küste mit dem deutschen Einfall endet, wurde 1892 auch ein Aufstand der Bantu niedergeschlagen. Deutschland beutete das Gebiet wirtschaftlich aus und errichtete eine Plantagenwirtschaft. 1905 wurde die Sklaverei abgeschafft und im selben Jahr begann der Maji-Maji-Aufstand, der zwei Jahre später von deutschen Truppen endgültig niedergeschlagen wurde. Danach verstärkten die Kolonialherren ihre Bemühungen zum Aufbau der Infrastruktur in der Kolonie, mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs verlor Deutschland 1916 jedoch die Kontrolle über das Gebiet.[3]

Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg wurde Deutsch-Ostafrika durch den Vertrag von Versailles unter den Siegermächten aufgeteilt. Abgesehen von Ruanda-Urundi (das Belgien zugesprochen wurde) und dem kleinen Kionga-Dreieck (das Portugiesisch-Mosambik zugesprochen wurde) wurde das Gebiet unter britische Kontrolle gestellt und als Tanganjika bezeichnet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Tanganjika 1961 unabhängig und vereinigte sich drei Jahre nach später mit Sansibar zu Tansania. Im Dezember 1961 nahm das Land diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland auf und bereits in den 1960er Jahren wurden Abkommen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit geschlossen. Nach dem Ende der Hallstein-Doktrin begann Tansania auch mit der Deutschen Demokratischen Republik diplomatische Beziehungen aufzunehmen.[1]

Nach der deutschen Wiedervereinigung verlegte Tansania seine Botschaft von Bonn in das heutige Botschaftsgebäude in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Wirtschaftliche Beziehungen

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Ab den 2000er Jahren verzeichnete Tansania ein beachtliches wirtschaftliches Wachstum und wurde damit für die deutsche Wirtschaft von größerem Interesse. 2018 wurde von den Deutschen Auslandshandelskammern ein Büro in Daressalam eröffnet. Das gemeinsame Handelsvolumen lag im Jahre 2021 bei knapp 236 Millionen Euro.[4] Deutschland exportiert nach Tansania hauptsächlich Maschinen, chemische Erzeugnisse und Nahrungsmittel und importiert im Gegenzug u. a. Getränke, Tabak, Rohstoffe und Nahrungsmittel aus dem Land.[5]

Entwicklungskooperation

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Deutschland ist ein wichtiger Geber im Bereich der Entwicklungshilfe, wobei der Fokus der gemeinsamen Entwicklungspartnerschaft auf den Bereichen Biodiversität, Wasser- und Energieversorgung, Good Governance und Gesundheit liegt.[5] Deutschland ist der zweitgrößte Geber für Umwelt- und Naturschutz im Land nach den Vereinigten Staaten.[5] Von 2015 bis 2017 lagen die deutschen Hilfen bei 158,5 Millionen Euro, womit Tansania zu den größten Empfängern deutscher Hilfen gehört.[6]

Kulturelle Beziehungen

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Enge kulturelle Beziehungen wurde bereits in der Kolonialzeit etabliert und einige deutsche Begriffe haben sich im Kisuaheli etabliert wie shule (Schule), hela (Geld) und nusu kaputi (wörtlich: halb kaputt = Vollnarkose).[7] Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die meisten deutschen Siedler, Missionare und Beamte allerdings ausgewiesen und die kulturellen Beziehungen konnten erst mit der Unabhängigkeit Tansanias wieder etabliert werden. Schon kurz nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen wurde ein Goethe-Institut im Land eröffnet. Seit 1982 fördert das Auswärtige Amt im Rahmen eines Kulturerhalt-Programms Projekte mit Bezug zur Kolonialzeit.[5]

Es gibt zahlreiche Kirchen-, Schul-, Universitäts- sowie Städtepartnerschaften zwischen beiden Ländern, darunter eine Partnerschaft von Potsdam mit Sansibar-Stadt und eine von Hamburg mit Daressalam. An der Universität Daressalam wurde in Kooperation mit der Universität Bayreuth ein Tansanisch-deutsches Fachzentrum für Rechtswissenschaften etabliert.[6]

Diplomatische Standorte

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Commons: Deutsch-tansanische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Tansanisch-deutsche Beziehungen - pangloss.de. Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  2. Jan von Flocken: Imperialismus: Der kürzeste Krieg aller Zeiten dauerte 38 Minuten. In: DIE WELT. 14. Februar 2016 (welt.de [abgerufen am 28. Oktober 2022]).
  3. Stiftung Deutsches Historisches Museum: Gerade auf LeMO gesehen: LeMO Kapitel: Kaiserreich. Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  4. Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel. In: Statistisches Bundesamt. Abgerufen am 30. September 2022.
  5. a b c d Auswärtiges Amt: Deutschland und Tansania: bilaterale Beziehungen. Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  6. a b Beziehungen zu Deutschland. In: ZVEI. Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  7. Janna Degener: "Nusu kaputi" - die deutsche Sprache in Tansania. In: Informationen Deutsch als Fremdsprache. Band 36, Nr. 5, 2009, ISSN 0724-9616, S. 429–434 (fachportal-paedagogik.de [abgerufen am 28. Oktober 2022]).
  8. Auswärtiges Amt: Deutsche Vertretungen in Tansania. Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  9. Auswärtiges Amt: Vertretungen Tansanias in Deutschland. Abgerufen am 28. Oktober 2022.