Deutsche Christentumsgesellschaft

deutsche Organisation

Die Deutsche Christentumsgesellschaft wurde am 30. August 1780 von Johann August Urlsperger als Deutsche Gesellschaft zur Beförderung reiner Lehre und wahrer Gottseligkeit in Basel gegründet.[1] Die von Hieronymus Annoni gegründete Gesellschaft von guten Freunden bildete bald das Zentrum der Mitglieder. Im Einflussgebiet des Halleschen Pietismus entstanden in den folgenden Jahren zahlreiche Teilgesellschaften in Deutschland und der Schweiz.

Es gelang J. A. Urlsperger allerdings nicht, sein ursprüngliches Ziel einer lehrhaft-apologetischen Verteidigung der christlichen Wahrheit gegenüber dem Deismus und Rationalismus durchzusetzen. Die Deutsche Christentumsgesellschaft wurde zum Sammelbecken bibelgläubiger Kreise, der späteren Keimzellen der Erweckungsbewegung.

Wichtige Mitglieder waren Johann Caspar Lavater, Johann Heinrich Jung-Stilling, Johann Friedrich Oberlin, der Prälat Magnus Friedrich Roos, Stiftsprediger Karl Heinrich Rieger und der Prediger Martin Stephan. Im Jahr 1786 entstand die Monatsschrift Sammlungen für Liebhaber christlicher Wahrheit und Gottseligkeit.

Mit der Hinwendung zu evangelikalen Kreisen des Westens und zu deren Missionsaktivität entstanden unter dem Einfluss von Carl Friedrich Adolf Steinkopf und auch Christian Friedrich Spittler in Deutschland Bibel- und Missionszweiganstalten, aus denen 1815 die Basler Missionsgesellschaft und 1840 die Pilgermission St. Chrischona hervorgingen.

Als soziale Werke entstanden durch die Deutsche Christentumsgesellschaft die Armen-Schullehrer-Anstalt in Beuggen, 1820 die Diakonischen Anstalten Beuggen (seit 1983 Evangelische Tagungsstätte Schloss Beuggen), 1830 die Taubstummenanstalt in Beuggen und 1839 in Riehen (heute Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen),[2] das Basler Kinderspital und 1853 das Diakonissenhaus Riehen.

Durch die Deutsche Christentumsgesellschaft wurde an der Universität Basel ein Lehrstuhl für Theologie gestiftet, dessen erster Inhaber Johann Tobias Beck war.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Deutsche Christentumsgesellschaft allerdings immer bedeutungsloser. Bis zur Auflösung der „Stiftung Deutsche Christentumsgesellschaft“ wurde das Stiftungskapital weiterhin für diakonische und soziale Aufgaben verwendet.

In den letzten Jahrzehnten hatte die Stiftung Hinterbliebene verstorbener Pfarrer in Tschechien unterstützt. Am 11. Dezember 2002 wurde durch den Stiftungsrat die Auflösung der Stiftung beschlossen. Das Stiftungskapital wurde dem Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien übergeben, der die Unterstützung der Pfarrwitwen und -waisen weiterführt.

Literatur

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  • Christoph Johann Riggenbach, Immanuel Stockmeyer, Hermann Prätorius: Zur hundertjährigen Gedächtnisfeier der Deutschen Christentumsgesellschaft. Drei Reden, gehalten am 17. Oktober 1880. Spittler, Basel 1880.
  • Ernst Staehelin (Hrsg.): Die Christentumsgesellschaft in der Zeit der Aufklärung und der beginnenden Erweckung. Texte aus Briefen, Protokollen und Publikationen (= Theologische Zeitschrift/Sonderband; 2). Reinhardt, Basel 1970, ISSN 0040-5701.
  • Ernst Staehelin (Hrsg.): Die Christentumsgesellschaft in der Zeit von der Erweckung bis zur Gegenwart. Texte aus Briefen, Protokollen und Publikationen (= Theologische Zeitschrift/Sonderband; 4). Reinhardt, Basel 1974, ISBN 3-7245-0309-1.
  • Andreas Lindt: 200 Jahre Christentumsgesellschaft in Basel. In: Basler Stadtbuch 1980, S. 133–146.
  • Martin Brecht (Hrsg.): Die Basler Christentumsgesellschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-55878-3.

Einzelnachweise

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  1. Waltraud Ch. Haas: Erlitten und erstritten. Der Befreiungsweg von Frauen in der Basler Mission 1816-1966. Basileia Verlag, Basel 1994, ISBN 3-85555-041-7, S. 195.
  2. Nils Widmer: Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen (GSR). In Gemeinde Lexikon Riehen.