Deutscher Reichsanzeiger
Der Deutsche Reichsanzeiger war die amtliche Zeitung des Deutschen Reichs, in der Personalangelegenheiten und Verwaltungsverordnungen des Reiches sowie auch kurze Berichte aus der Arbeit des Reichstags veröffentlicht wurden. Ab 1875 wurden nach § 6 des Gesetzes über Markenschutz auch erstmals eingetragene Warenzeichen veröffentlicht. Er erschien täglich außer an Sonn- und Feiertagen.
Beschreibung
BearbeitenDer Reichsanzeiger übernahm die Funktion des bereits seit Januar 1819 unter dem Titel Allgemeine Preußische Staats-Zeitung erscheinenden Verkündungsblatts. Zwischen 1. Juli 1843 und 1. Mai 1848 hieß es Allgemeine Preußische Zeitung, seit 1. Mai 1848 Allgemeiner Preußischer Staats-Anzeiger, seit 1. Juli 1851 Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. Nach der Reichsgründung wurde unter Verzicht auf ein besonderes Anzeigenblatt der Reichsbehörden ab 4. Mai 1871 der kombinierte Name Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger verwendet, umgangssprachlich kurz Reichs- und Staats-Anzeiger genannt, und in „republikanischer“ Fassung von Mitte November 1918 bis zum 14. April 1945 wurde er als Deutscher Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger bezeichnet. Ab 1933 war der Ministerialdirektor im Preußischen Staatsministerium Max Bergbohm Kurator der Zeitung. In der Bundesrepublik Deutschland erfüllt die Aufgaben des Reichsanzeigers der Bundesanzeiger.
Ausgewählte Inhalte
BearbeitenIm Reichsanzeiger wurden die Verlustlisten des Ersten Weltkriegs veröffentlicht.[1]
Die Beilagen des Zentral-Handelsregisters für das Deutsche Reich führen neben Handelsregistereintragungen auch Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen sowie Konkursbekanntmachungen auf.
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden auch 359 Ausbürgerungslisten, mit 39.006 gelisteten Personen, veröffentlicht.[2][3]
Der nicht-amtliche Teil enthielt vielfältige Berichte zu Kunst und Kultur, aus Wissenschaft und Technik, Nachrichten aus der ganzen Welt, Fahrpläne von Schiffen und Eisenbahnen, Preise für Agrargüter und Rohstoffe, den Wetterbericht und vieles mehr. Darunter sind auch zahlreiche Agenturmeldungen von Wolffs Telegraphischem Bureau, meist mit W. T. B. gekennzeichnet.
Literatur
Bearbeiten- Martin Schumacher (Bearb.): Weimar-Index. Deutscher Reichsanzeiger und Preussischer Staatsanzeiger. Register 1918–1933 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Bd. 4). Droste Verlag, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5148-3.
- Rudolf Lantzsch: Zur Geschichte des Deutschen Reichsanzeigers und Preußischen Staatsanzeigers. Ein Rückblick zu seinem 120jährigen Bestehen. In: Deutscher Reichs- und Preußischer Staatsanzeiger. 1939, Band 1, Beilage 1. Verlag Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, Berlin 1939 (Universitätsbibliothek Mannheim).
- Rudolf Lantzsch: Ein Berliner und deutsches Zeitungsjubiläum. Zum 125jähr. Jubiläum des Deutschen Reichsanzeigers und Preußischen Staatsanzeigers. In: Das Deutsche Druckgewerbe. 1944, Jg. 2., Nr. 1, S. 12, 14, 16; Nr. 2, S. 42, 44. Berlin, Frankfurt/M. 1944 (Universitätsbibliothek Mannheim).
- Christoph Kling: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger. Einleitung zur Veröffentlichung der Digitalausgabe [Bericht]. Mannheim 2016, urn:nbn:de:bsz:180-madoc-413785.
Weblinks
Bearbeiten- Universitätsbibliothek Mannheim: Reichs- und Staats-Anzeiger. (Digitalisierte Ausgaben von 1819 bis 1945 mit Volltextsuche, Angaben zum Umfang unter Daten & Fakten)
- Deutscher Reichsanzeiger im Deutschen Zeitungsportal (neue Digitalausgabe der Universitätsbibliothek Mannheim, noch im Aufbau)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ GenWiki: Verlustlisten Erster Weltkrieg. Eine durchsuchbare Datenbank der Listen ist an dieser Stelle ebenfalls veröffentlicht.
- ↑ Michael Hepp (Hrsg.): Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933–1945 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen. Band 1: Listen in chronologischer Reihenfolge. De Gruyter Saur, München / New York / London / Paris 1985, ISBN 978-3-11-095062-5, S. LIV (Nachdruck von 2010).
- ↑ Peter Neuhof: Als die Braunen kamen. Eine Berliner jüdische Familie im Widerstand. Pahl-Rugenstein 2006, S. 75.