Dexit

möglicher Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union

Dexit ist eine Kurzbezeichnung für einen hypothetischen Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union (EU)[1] oder innerhalb der EU aus der Eurozone. Das Wort Dexit ist dem Begriff Grexit für den diskutierten Austritt Griechenlands aus der Eurozone sowie dem Begriff Brexit für den 2020 tatsächlich vollzogenen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union nachempfunden: Es ist ein Kofferwort aus De (für „Deutschland“) und exit (englisch für „Austritt“). Der Begriff wurde in der internationalen Presse seit 2016 aufgegriffen[2][3] und das Thema wurde auch in einigen satirisch gemeinten Kunstprojekten umgesetzt.[4]

Politische Bewertung

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Eine der Bedeutungen des Begriffs Dexit liegt in einem EU-Austritt Deutschlands, ähnlich der Idee des Öxit in Österreich oder des Brexit im Vereinigten Königreich. Nach einer von der EU durchgeführten Meinungsumfrage ist in der deutschen Bevölkerung die Zustimmung zu einer Mitgliedschaft zur Europäischen Union mit 82 % vergleichsweise hoch (EU-Durchschnitt 62 %).[5] Auch unter jungen Europäern ist ein ähnlich EU-befürwortender Standpunkt zu konstatieren, denn 71 % der jungen Europäer (16- bis 26-Jährige) würden bei einem Referendum gegen einen Austritt aus der EU stimmen.[6] Ebenso wird ein deutscher EU-Austritt in Wirtschaftskreisen kategorisch abgelehnt.[7] Einen kritischen Standpunkt zur Europäischen Union nimmt die Partei Die Linke ein, die Gerechtigkeitslücken in der EU bemängelt.[8] Deutliche Befürworter für einen Dexit sind neben linken Kleinparteien wie der Deutschen Kommunistischen Partei[9] auch in der Alternative für Deutschland[10] und anderen rechtsgerichteten Gruppierungen zu finden.

Auswirkungen

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In mehreren wirtschaftswissenschaftlichen Studien wurden die möglichen ökonomischen Auswirkungen eines Dexit auf die deutsche Wirtschaft untersucht. Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft veröffentlichten Anfang 2024 eine Studie, die die Schäden eines Dexits auf etwa 5,6 Prozent des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) beziehungsweise rund 690 Milliarden Euro nach fünf Jahren bezifferte. Rund 2,5 Millionen Arbeitsplätze könnten im fünften Jahr verloren gehen.[11][12]

Auch eine Studie des Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft kommt zu dem Ergebnis hoher wirtschaftlicher Nachteile eines Dexits und beziffert den gesamtwirtschaftlichen Schaden auf 200 Mrd. € Schaden pro Jahr.[13][14]

Einzelnachweise

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  1. Carsten Weerth: Dexit. In: wirtschaftslexikon.gabler.de Gabler Wirtschaftslexikon. Abgerufen am 4. März 2019.
  2. Alina Polyakova and Neil Fligstein: Frexit? Dexit? Auxit? No Way. Britain Is Special. In: The New York Times. 6. Juli 2016, abgerufen am 8. April 2018.
  3. wallstreet:online: Erst Brexit, dann Dexit? Mehrheit der deutschen Ökonomen sagt Nein! In: Wallstreet Online. 24. Mai 2016, abgerufen am 8. April 2019.
  4. Dexit – Der nächste Flüchtling bist du. In: Neue Presse. 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. März 2019; abgerufen am 8. April 2019.
  5. Europäisches Parlament - Verbindungsbüro in Deutschland: Eurobarometer: Rekord-Zustimmung für EU. 8 von 10 Deutschen halten EU-Mitgliedschaft für eine gute Sache. In: eurobarometer_sept_2018. 1. September 2018, abgerufen am 9. März 2019.
  6. TUI Stiftung: Junges Europa 2018 – Die Jugendstudie der TUI Stiftung. In: Die Jugendstudie der TUI Stiftung. 3. Mai 2018, abgerufen am 9. März 2019.
  7. Mike Wienbracke: Dexit und Bayxit wären verfassungswidrig. In: Legal Tribune Online. 24. August 2016, abgerufen am 8. April 2019.
  8. Die Linke: Themenseite Europa. In: Programm zur Europawahl 2019. 2019, abgerufen am 9. März 2019.
  9. EU-Wahlprogramm der DKP. Abgerufen am 14. Juni 2021.
  10. Deutschland. Aber normal. Programm der Alternative für Deutschland für die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag (S. 30). Alternative für Deutschland, Juni 2021, abgerufen am 5. Mai 2022.
  11. Hubertus Bardt, Lennart Bolwin, Berthold Busch, Jürgen Matthes: Brexit - Kein Vorbild für Deutschland; in: IW-Trends Nr. 2 vom 19. Mai 2024, Online.
  12. Studie: EU-Austritt würde Deutschland wirtschaftlich schaden. in: Frankfurter Rundschau vom 19. Mai 2024
  13. Gabriel Felbermayr und Inga Heiland: Was kostet uns ein Dexit? Quantitative Ergebnisse einer volkswirtschaftlichen Analyse, 20. April 2024, Online.
  14. INSM-Studie: So viel würde ein EU-Austritt Deutschlands jeden Deutschen kosten. 27. Mai 2024, abgerufen am 7. Juni 2024.