DiFMOE – Digitales Forum Mittel- und Osteuropa

betreibt eine digitale Bibliothek zur Retrodigitalisierung des historischen Kulturguts von Deutschen und deutsch- und jiddischsprachigen Juden im östlichen Europa
(Weitergeleitet von DiFMOE)

DiFMOE – Digitales Forum Mittel- und Osteuropa betreibt eine digitale Bibliothek zur Retrodigitalisierung des historischen Kulturguts von Deutschen und deutsch- und jiddischsprachigen Juden im östlichen Europa. Der Schwerpunkt liegt auf Zeitungen, Zeitschriften und Jahresperiodika (Jahrbücher, Schulberichte, Volkskalender) mit derzeit fast 270 Titeln.[1] Dazu kommen Bücher, Bildmaterialien und Archivdokumente. Mit über zwei Millionen digitalisierten Seiten handelt es sich um eine der größten digitalen Bibliotheken zur Kultur und Geschichte deutschsprachiger Minderheiten im östlichen Europa.[2]

Ausrichtung und Zielsetzung

Bearbeiten

DiFMOE wurde 2008 als eingetragener Verein in München mit dem Ziel gegründet, für Institutionen mit Arbeitsbereich oder Sammlungstätigkeit zum östlichen Europa eine Plattform für die freie und uneingeschränkte Bereitstellung digitalisierter deutschsprachiger Quellenmaterialien zu schaffen.[3] Die Förderung des Aufbaus der digitalen Bibliothek des DiFMOE sowie der meisten Digitalisierungsprojekte erfolgte durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien in der Förderlinie Deutsche Kultur und Geschichte im östlichen Europa. Weitere Projekte wurden vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales unterstützt. Die Partnerinstitutionen stellen entweder als Leihgeber ihre Originalbestände für die Digitalisierung zur Verfügung oder übermitteln ihre Digitalisate zur Online-Stellung an das DiFMOE.[2]

Kooperationen

Bearbeiten

Bislang wurden Projekte in Zusammenarbeit mit über 70 Bibliotheken, Archiven, Vereinen, Kultur- und Forschungseinrichtungen, aber auch mit Privatsammlungen in den deutschsprachigen Ländern, dem östlichen Europa, Israel und Nordamerika durchgeführt. Zu den wichtigsten Kooperationspartnern gehören die Martin-Opitz-Bibliothek (Herne), das Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (Regensburg), das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München, das Institut für Auslandsbeziehungen (Stuttgart), das Collegium Carolinum (München), das Herder-Institut (Marburg), das Nordost-Institut (Lüneburg), das Haus Schlesien (Königswinter) und das Deutsche Kulturforum östliches Europa (Potsdam). Eine langjährige Zusammenarbeit besteht zudem mit der Mährischen Landesbibliothek (Brünn), die zugleich auch technischer Partner ist.[2]

Überlieferungsproblematik: ethnische Deutsche und deutschsprachige Juden im östlichen Europa

Bearbeiten

Das weitgespannte Partnernetzwerk resultiert auch aus der Überlieferungsproblematik des deutschen und jüdischen Kulturerbes im östlichen Europa: Die Verfolgung und Vernichtung ostjüdischen Lebens während der Shoah im Zweiten Weltkrieg führte auch zur Zerstörung zahlreicher Druckwerke deutsch- und jiddischsprachiger Juden. Mit Kriegsende erfuhren die vielen Gemeinschaften ethnischer Deutscher im östlichen Europa Flucht und Vertreibung, die oftmals mit einer Zerstörung ihrer Kulturgüter einhergingen. Insbesondere bei Periodika, die aufgrund ihrer seriellen Überlieferung besondere Einblicke in historische Ereignisabläufe eröffnen, sind die Bestandsverluste daher überaus hoch.[4] Viele Titel sind nur noch fragmentarisch oder verstreut über mehrere Institutionen erhalten. Nur durch internationale Zusammenarbeit und über die Retrodigitalisierung werden erstmals Bestandsergänzung und -zusammenführung dieses Kulturerbes möglich.

Digitale Bibliothek

Bearbeiten

Während DiFMOE in den ersten Jahren noch auf die Digitalisierung historischer deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften ausgerichtet war, hat sich dieses quellenkategorische Profil mittlerweile diversifiziert. Inzwischen werden auch Bücher (Monographien, Reihenwerke, Kleinschriften), Archivalien und Bildmaterial (Fotografien, Ansichtskarten etc.) einbezogen.[5] Analog dazu hat sich das sprachliche Spektrum der Dokumente wesentlich erweitert. Aufnahmekriterium für einen Bestand ist, dass dieser als historische Quelle das Zusammenleben der deutschsprachigen Minderheiten mit ihren jeweiligen Nachbarn in den Lebenswelten und den multiethnischen Kulturlandschaften im östlichen Europa dokumentiert.[5] Die mehrsprachige Nutzeroberfläche mit ausdifferenzierten Filteroptionen ermöglicht die gezielte Recherche nach bestimmten Objekten, Titeln, Schlagworten oder Wörtern, als auch das Browsen durch Sammlungen, Dokumentenkategorien usw. Der Großteil der Druckwerke ist OCR-erfasst und steht somit volltextdurchsuchbar zur Verfügung.[2][6]

Digitalisierte Zeitungen und Zeitschriften (Auswahl)

Bearbeiten

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Arkadiusz Danszczyk, Jan Schrastetter: Das Digitale Forum Mittel- und Osteuropa e. V. (DiFMOE) und das Projekt „Wratislavia Digitalis“ vor dem Hintergrund der Kooperation mit der Martin-Opitz Bibliothek. In: Marek Halub (Hg.): Schlesische Gelehrtenrepublik. Dresden und Wroclaw 2018, S. 462–479.
  • Jörg Meier: Digitales Forum Mittel- und Osteuropa (DiFMOE). Das Portal historischer deutschsprachiger Periodika in Mittel- und Osteuropa. In: Karpatenjahrbuch. Band 60, 2009, S. 176–180.
  • Jörg Meier: Das Digitale Forum Mittel- und Osteuropa (DiFMOE) und die „Digitale Bibliothek Kaschau“. In: Karpatenjahrbuch. Band 64, 2013, S. 141–150.
  • Jan Schrastetter, Fabian Kopp: Das Digitale Forum Mittel- und Osteuropa. In: Jörg Meier, Fabian Kopp, Jan Schrastetter (Hgg.): Digitale Quellensammlungen. Erstellung – Archivierung – Präsentation – Nutzung. Berlin 2013, S. 15–28.
  • Jan Schrastetter: Cassovia Digitalis – ein internationales Digitalisierungsprojekt zum europäischen Kulturhauptstadtjahr 2013. In: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas. Band 8, 2013, Heft 2, S. 196–198.
  • Jan Schrastetter: Riga Digitalis – Die Digitale Stadtbibliothek. In: Bibliothek und Medien. Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ABDOS). Band 34, 2014, Nr. 1–2, S. 19–22.
  • Jan Schrastetter: 10 Jahre Digitales Forum Mittel- und Osteuropa. In: Karpatenjahrbuch. Band 70, 2019, S. 155–174.
  • Jan Schrastetter: Shared Heritage: Die Online-Bibliothek des Digitalen Forums Mittel- und Osteuropa. In: osmikon. Das Forschungsportal zu Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa. 2021.
  • Hans-Jakob Tebarth, Erdmute Lapp: Reale und virtuelle Bibliotheken in einer europäischen Kulturhauptstadt. In: Bibliothek und Medien. Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ABDOS). Band 34, 2014, Nr. 1–2, S. 1–8.
  • Albert Weber: Digitalisierungsprojekt zu deutschsprachigen jüdischen Zeitungen, Zeitschriften und Volkskalendern aus dem östlichen Europa. In: Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Band 69, 2016, Heft 2, S. 268–271.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. DiFMOE.eu – Periodikaliste. Abgerufen am 23. September 2024.
  2. a b c d Schrastetter: Shared Heritage: Die Online-Bibliothek des Digitalen Forums Mittel- und Osteuropa. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. September 2021; abgerufen am 23. September 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.osmikon.de
  3. Meier: Digitales Forum Mittel- und Osteuropa (2009), S. 176–180.
  4. Albert Weber: Why we should digitize historical newspapers – theses on their importance for minority heritage. In: Minorities Records. 3. März 2016, abgerufen am 23. September 2021.
  5. a b Schrastetter: Cassovia Digitalis, S. 196–198.
  6. DiFMOE.eu. Abgerufen am 23. September 2021.