Diamalt

Produkt und Hersteller fürs Backen

Diamalt ist die Bezeichnung des ersten im deutschsprachigen Raum entwickelten Backmalzextraktes und der für dessen Herstellung und Vertrieb gegründeten Diamalt AG mit Sitz in München, Halle (Saale) und Augsburg.[1][2]

Diamalt
Rechtsform AG
Gründung 1902
Auflösung 1984
Sitz München, Halle (Saale), Augsburg
Branche Nahrungsmittelbranche
Aktie über 100 RM der Diamalt-AG vom 1. Mai 1929

Diamalt Halle firmierte nach der Enteignung in der ehemaligen DDR 1949 weiter unter der Bezeichnung Bonbonfabrik Diamalt, Mignon Most-Werke Halle. Die Schering AG übernahm 1979 ein Beteiligungspaket an der Diamalt AG von über 50 %.[3] Wenige Jahre später folgte ein Management-Buy-out. Heute ist Diamalt eine Marke der Firma BakeMark die wiederum in der niederländischen Corbion aufgegangen ist. In der Schweiz ist die Hefe AG Generalvertreter für die Marke Diamalt.[4]

Geschichte

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Reklamemarke der Diamalt AG
  • 1901 Diamalt, ein flüssiges diastatisches Backmittel für Hefeteige, wird von der Wiener Malzfabrik Hauser & Sobotka (heute: STAMAG Stadlauer Malzfabrik GesmbH) erfunden,[5] die kurz darauf patentiert wird (DRP 148844).[1] Sie verkaufen am 24. September 1901 das erste Diamalt in einer Weithalsflasche aus Steingut.[6]
  • 1902 Gründung der Deutschen Diamalt GmbH[6]
  • 1905 Umwandlung der Deutschen Diamalt GmbH in die Diamalt AG[6]
  • 1905 Gründung der British Diamalt Comp.[6]
  • 1906 Gründung der American Diamalt Comp.[6]
  • 1909 Gründung der Diamalteria Italiana[6]
  • 1911 Gründung der Compagnie Francaise du Diamalt[6]
  • 1911 Fusion der Deutschen Diamalt GmbH und der Bayerischen Konservenfabrik Ludwig Graf GmbH zur Diamalt AG
  • 1934 Erwerb einer zweiten Fabrik zur Süßwarenherstellung in Halle-Diemitz
  • 1939 Erwerb der Reichsstadtmühle GmbH und einer stillliegenden Malzfabrik in Augsburg zur Malzherstellung
  • 1944 Zerstörung der Fabrik in Augsburg durch Bombenangriffe und Einstellung der Produktion[7]
  • 1949 schleichende Enteignung der Diamalt Halle und ab 1950 Weiterführung des Unternehmens als Bonbonfabrik Diamalt, Mignon Most-Werke
  • 1952 Nach Wiederaufbau Wiederinbetriebnahme des Werks in Augsburg[8]
  • 1953 die Belegschaft der Bonbonfabrik Diamalt, Mignon Most-Werke beteiligte sich maßgeblich am Aufstand vom 17. Juni 1953[9]
  • 1979 Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung durch die Schering AG[3]
  • 1984 Eingliederung in die Schering AG
  • 1990 Schering gibt die Diamalt AG als Management-Buy-out ab. Zu dem Zeitpunkt hat Diamalt 600 Mitarbeiter und 175 Mio. DM Umsatz.[10]
  • 1993 Meistermarken übernimmt die Diamalt Backmittel GmbH & Co. KG[11]
  • 1996 Fusion mit der Ulmer Spatz zur Ulmer Spatz Diamalt Vertriebsgesellschaft für Backmittel mbH[11]

Produktpalette der Diamalt AG

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Zur Produktpalette der Diamalt AG zählten unter anderem Backhilfsmittel, Malzpräparate, Suppenwürze, Saucenpräparate, Zuckerwaren, Pralinen und Desserts sowie Verdickungsmittel für die Futtermittelherstellung und Textilindustrie. Zusätzlich wurden Keratinhydrolysate zur Würzeherstellung und daraus isolierte Aminosäuren (überwiegend Cystin, Cystein und dessen Derivate, sowie Tyrosin) als Vorstufen für Pharmazeutika hergestellt.

Diamalt-Werksgelände

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Allach-Untermenzing

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Das ehemalige Diamalt-Werksgelände im Münchner Stadtteil Allach-Untermenzing umfasst eine Fläche von über acht Hektar[12] und wurde bis etwa 1994 genutzt. Einige der heute noch existierenden Fabrikgebäude, so der Diamalt-Turm und das Kesselhaus, stehen unter Denkmalschutz. Bisher sind das Gelände und die verbliebenen Gebäude ungenutzt. Für die unbebauten Flächen des Werksgeländes war die Nutzung durch einen Baumarkt geplant. Der bereits unterzeichnete Mietvertrag wurde jedoch 2005 aufgelöst, da sich die Ausarbeitung des Bebauungsplans durch das Planungsreferat verzögerte.[13]

Der Eigentümer des Geländes war 2009 die DCM Real Estate Management GmbH, die unter anderem die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude für eine spätere Nutzung als Büro- und Gewerbeobjekte plante.[14]

Mitte 2002 wurde die Villa im Nordwesten des Geländes wieder bewohnbar gemacht; sie steht ebenso wie der Brunnen in der Umgebungsmauer unter Denkmalschutz.[15] Anfang 2010 wurde das Kesselhaus verkauft; 2012 war es saniert und dient seit 2014 als Wohn- und Geschäftsgebäude.[16]

Ein Beschluss des Stadtrates zur Nutzung des Geländes auch zu wohnwirtschaftlichen Zwecken wurde gefasst.

Ab 2018 wurde geplant, 680 neue Wohnungen zu erbauen[17] von der ISARIA Wohnbau und Münchenbau,[18] das Kesselhaus bleibt erhalten. Das Gebiet wird als Diamaltpark angeboten.[19]

Das Fabrikhauptgebäude wurde 2005 abgerissen und die unter Denkmalschutz stehende Fabrikantenvilla wurde saniert. In der Villa und auf dem ehemaligen Firmengelände befindet sich seit 2018 ein Hundekompetenzzentrum mit angeschlossener Hundepension, Hundeschule und Tierarzt.

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Commons: Diamalt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

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  • Walter G. Demmel: Die Diamalt AG. Ein Beitrag zur Münchener Industriegeschichte. Allitera-Verlag, München 2015, ISBN 978-3-86906-741-4.

Einzelnachweise

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  1. a b Informationszentrale für Backmittel und Backgrundstoffe zur Herstellung von Brot und Feinen Backwaren e.V.: Die Geschichte der Backmittel. S. 4.
  2. Diamalt, Infos auf Aktiensammler.de
  3. a b Schering übernahm Diamalt-Mehrheit. In: Hamburger Abendblatt. 4. Januar 1979, S. 22.
  4. Hefe AG: Diamalt
  5. STAMAG: Die Firmengeschichte der STAMAG Stadlauer Malzfabrik GesmbH
  6. a b c d e f g Stadlauer Malzfabrik AG: Firmengeschichte
  7. Geschäftsbericht 1944/45
  8. VWD Frankfurt am Main, Firmendienst Nr. 88, 50 jahre Diamalt
  9. LAMag, FDGB-Bezirksvorstand Halle, Nr. 264, Bl. 275
  10. ICIS: Schering sells Diamalt business, 31. Dezember 1990.
  11. a b BakeMark Deutschland: Diamalt: Start mit diastatischem Malzextrakt
  12. Ex-Diamalt-Gelände: So sehen die Pläne für das neue Wohngebiet aus, Anzeige auf www.tz.de vom 16. Mai 2017, abgerufen am 15. Oktober 2017.
  13. Stadt lässt Vertrag mit Baumarkt platzen
  14. Dienstleistungscenter München-Allach (Memento vom 26. März 2011 im Internet Archive)
  15. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Aktennummer D-1-62-000-2124
  16. proreal-deutschland-fonds.de
  17. muenchenarchitektur.com
  18. sueddeutsche.de
  19. Lage | Diamaltpark München-Allach. Abgerufen am 22. Januar 2020 (deutsch).

Koordinaten: 48° 11′ 45,6″ N, 11° 27′ 49″ O