Die Musikstunde (Vermeer)
Die Musikstunde (auch Herr und Dame am Virginal) ist ein Gemälde Jan Vermeers. Es zeigt eine junge Frau während einer Musikstunde.
Die Musikstunde |
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Jan Vermeer, 1662–1665 |
Öl auf Leinwand |
74,6 × 64,1 cm |
Royal Collection (London) |
Bildbeschreibung
BearbeitenDie am Virginal stehende Dame wendet dem Betrachter den Rücken zu. Ihr Gesicht ist in einem Spiegel abgebildet. Neben ihr steht ein Musiklehrer.[1] Das Gemälde wird von dunklen Teilen wie dem bläulich-schwarzen Boden dominiert. Der Boden wurde mit schwarzer Tierkohle und Ultramarin gemalt.
Das angeschnittene Bild an der Wand zeigt Simon und Pero, das Virginal stammt aus der Werkstatt von Ruckers. Im Spiegel sieht man einen Teil einer Staffelei als Hinweis darauf, dass noch eine dritte Person, der Maler, sich im Raum befindet. Zu dem Weinkrug fehlen die Gläser.
Die teilweise verdeckte Inschrift auf der Innenseite des Deckels des Virginals lautet:
Provenienz
BearbeitenIm Mai 1696 wurde das Gemälde in Delft verkauft. Es gehörte davor zur Sammlung von Jacob Dissous, zu der mehrere Vermeers gehörten. 1718 wurde es vom venezianischen Künstler Giovanni Antonio Pellegrini, als er in den Niederlanden arbeitete, gekauft. Nach dessen Ableben erwarb der britische Konsul in Venedig Joseph Smith dessen Sammlung, zu der auch Werke von Peter Paul Rubens, Pieter Neefs und Frans Post gehörten, von der Witwe, einer Schwester der venezianischen Malerin Rosalba Carriera.[3] Smith deutete das auf dem Bild vorhandene Monogramm IVMeer als den seinerzeit berühmten und teuren Frans van Mieris und ließ eine Kopie fertigen.[4]
Die Musikstunde befindet sich seit 1762 in der Royal Collection London, als König Georg III. Smiths Gemäldesammlung kaufte. 1866 wurde das Gemälde durch Théophile Thoré korrekt Vermeer zugeordnet.[3]
Das Bild wurde zu verschiedenen Zeiten im Buckingham Palace und im Windsor Castle aufbewahrt. Es ist auf dem Aquarell Windsor Castle: the King's Closet (1816) von Charles Wild abgebildet.[5]
Literatur
Bearbeiten- Arthur K. Wheelock: The Music Lesson (A Lady at the Virginals with a Gentleman). In: Arthur K. Wheelock: Jan Vermeer. Abrams, New York 1981, ISBN 0-8109-1730-0, S. 100–103.
- Christopher White: The Pictures in the Collection of her Majesty the Queen: the Dutch Pictures. Cambridge University Press, Cambridge 1982, ISBN 0-521-24283-5.
- Gilles Aillaud, Albert Blankert, John Michael Montias: Vermeer. Weber, Genf 1987, ISBN 3-295-00339-4, S. 184f.
- Daniel Arasse: Vermeers Ambition. Übersetzung aus dem Französischen (1993) Hella Faust. Verlag der Kunst, Dresden 1996, ISBN 3-364-00327-0, S. 74–86.
- Arthur K. Wheelock, Ben Broos: A Lady at the Virginal with a Gentleman (The Music Lesson). In: Arthur K. Wheelock (Hrsg.): Johannes Vermeer. Ausstellungskatalog. Waanders, Zwolle 1995, ISBN 90-400-9802-6, S. 128–133.
- Walter A. Liedtke: Vermeer and the Delft School. Metropolitan Museum of Art, New York 2001, ISBN 978-0-87099973-4.
- Karin Leonhard: Das gemalte Zimmer. Zur Interieurmalerei Jan Vermeers. Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3876-5, S. 154–158.
- Wayne E. Franits: Living in the Lap of Luxury: Vermeer, his Admirers and his Patrons. In: Marjorie E. Wieseman (Hrsg.): Vermeer's women: secrets and silence. Ausstellungskatalog. Yale University Press, New Haven 2011, ISBN 978-0-300-17899-9, S. 124–151; Bildinterpretation S. 204.
- Marjorie E. Wieseman: Vermeer and Music: The Art of Love and Leisure. Ausstellungskatalog. National Gallery Company, London 2013.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Der Spiegel im Bild - das Bild im Spiegel: Jan (Johann) Vermeer: „Die Musikstunde“. thomasgransow.de, abgerufen am 24. März 2017.
- ↑ Edward A. Snow: A study of Vermeer. Berkeley : Univ. of Calif. Press, 1979 , ISBN 0-520-03147-4, S. 86–96.
- ↑ a b Lady at the Virginals with a Gentleman, bei Royal Collection
- ↑ Frances Vivian: Die Sammlung des Consul Smith: Meisterwerke italienischer Zeichnung aus der Royal Library, Windsor Castle. Von Raffael bis Canaletto. Hirmer, München 1989, ISBN 3-7774-5120-7, S. 26ff.
- ↑ Windsor Castle: The King's Closet, 1816. The Royal Collection, abgerufen am 24. März 2017.